#Invented in Austria:
Die Psychoanalyse

Österreicher sind erfindungsreich – das zeigen wir in unserer Serie „Invented in Austria“. In Folge 12 geht es um Sigmund Freud, den Begründer der Psychoanalyse.

 Sigmund Freud 1926 auf einem Porträt-Foto von Ferdinand Schmutzer

Sigmund Freud 1926 auf einem Porträt-Foto von Ferdinand Schmutzer

Der Wiener Psychologe und Arzt Sigmund Freund ist auf der ganzen Welt bekannt wie nur wenige andere Wissenschaftler. Überall wird der auf Fotografien meist ernst blickende weißbärtige Nervenarzt von Menschen erkannt und seiner Person der Begriff Psychoanalyse zugeordnet. Die Ursache für Freuds Popularität ist seine bahnbrechende Entdeckung, dass es in der menschlichen Seele unbewusste Anteile gibt, die unser Handeln beeinflussen.

Diese Entdeckung machte Freud zu einem der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Er hat dabei nicht nur Einfluss auf die Psychologie genommen. Freuds Begriffe haben auch den Weg in unsere Alltagssprache gefunden. Begriffe wie Unbewusstes, Verdrängung, Komplex oder Freudscher Versprecher sind vielen Menschen geläufig geworden.

Was ist Psychoanalyse?

Das klassische Setting für die psychoanalysche Sitzungen

Das klassische Setting für die psychoanalysche Sitzungen

Psychoanalyse ist zum einen eine Theorie des menschlichen Geistes und zum anderen eine therapeutische Praxis, die Sigmund Freud zwischen 1885 und 1939 begründete und die vier große Anwendungsbereiche hat:

  • als Theorie, wie der Geist arbeitet
  • als Behandlungsmethode für psychische Probleme
  • als Forschungsmethode
  • als eine spezifische Sichtweise auf kulturelle und soziale Phänomene

Die Psychoanalyse geht als Konflikttheorie von widerstreitenden Kräften in der Persönlichkeit aus. Bei der Behandlung soll sich der Patient dieser Kräfte bewusst werden und sich von verinnerlichten Fremdbestimmungen befreien, die psychische Störungen auslösen können. Der Analytiker bietet dem Patienten Methoden an, seine unbewussten Motive selbst zu erforschen. Im Idealfall kann der Patient durch Bewusstwerdung und Anerkennung abgespaltene und abgewiesene Teile seines Selbst wieder integrieren. Denn abgewiesene unbewusste Motive wie zum Beispiel Schuldgefühle, können zu Hemmungen, Arbeitsstörungen, Selbstbestrafungstendenzen oder Depressionen führen.

Zur psychoanalytischen Behandlung stellt der Analytiker ein bestimmtes Setting zur Verfügung. Dazu gehören: ein ruhiger Raum, eine Couch und ein Sessel sowie regelmäßige Sitzungen mit einem aufmerksamen Analytiker. Bei der Methode „freies Assoziieren“ teilt der Patient (Analysand) dem Analytiker alles mit, was ihn beschäftigt. Der Analytiker hat die Aufgabe, die Einfälle zu deuten.

Das Es, das Ich und das Über-Ich

Der 1856 als Sigismund Schlomo Freud geborene Sohn jüdischer Eltern studierte in Wien Medizin und war ab 1881 als Arzt im Wiener Allgemeinen Krankenhaus im Bereich der Neurophysiologie tätig. Ab 1885 widmete Freud sich zunächst der Hypnose, mit deren Hilfe er in die unbewussten Bereiche der menschlichen Seele eindringen wollte. 1895 erschien das Gemeinschaftswerk „Studien über Hysterie“ von Josef Breuer und Sigmund Freud.

„Die Traumdeutung“ im Jahr 1900 brachte Freud den Durchbruch als Wissenschaftler. In dem mehr als 600 Seiten umfassenden Werk interpretiert Freud die Träume als Wunscherfüllung. Laut Freud besteht die menschliche Psyche aus drei Teilen: dem Es (von Trieben bestimmt), dem Über-Ich (bringt das Gewissen ins Spiel) und dem Ich (wägt zwischen Es und Über-Ich ab). Der ständige Kampf zwischen diesen Instanzen bestimmt nach Freuds Modell alles menschliche Handeln.

Flucht nach London

Bis in die 1930er Jahre veröffentlichte der Entdecker des Unterbewusstseins zahlreiche Bücher über die Psychoanalyse und Traumdeutung. 1938 floh Sigmund Freud mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten nach London.  Unter einer schweren Krebserkrankung ließ sich Freud am 23. September 1939 von einem befreundeten Arzt eine tödliche Dosis Morpium injizieren. Der Wissenschaftler, der bis zu 20 Zigarren am Tag rauchte, war bereits 1922 an Gaumenkrebs erkrankt.

Das Sigmund Freud Museum in Wien gibt Einblick in die Wohnräume Freuds in der Berggasse 19. Hier hatte er vor seiner Flucht nach England 47 Jahre gelebt hatte.

 

#InventedInAustria

Folge 1: Die mechanische Nähhand

Folge 2: Die Dehnung der Zeit

Folge 3: Die Tubenzahnpasta

Folge 4: Der Würfelzucker

Folge 5: Die Postkarte

Folge 6: Das Lagerbier

Folge 7: Der Doppler-Effekt

Folge 8: Die Schreibmaschine

Folge 9: Die Schneekugel

Folge 10: Der Mini-Satellit

Folge 11: Die Alkaline Batterie