Der eSport erobert Österreich

In Österreich ballern, kicken und knobeln regelmäßig Millionen Menschen am Computer, der Konsole oder auf ihrem Smartphone. Und auch eSport erlangt in der Gesellschaft eine immer größere Aufmerksamkeit. Höchste Zeit, sich den Sport von einem Experten näher bringen zu lassen.

Manuel Haselberger: Pressesprecher beim eSport Verband Österreich

Manuel Haselberger: Pressesprecher beim eSport Verband Österreich

Mehr als jeder zweite Österreicher spielt Videospiele. Laut einer Studie ziemlich genau 5,3 Millionen. Das sind knapp 59% der Gesamtbevölkerung. 33% davon gaben an, fast täglich zu spielen. Es ist also was los an den heimischen Geräten und abseits der öffentlichen Wahrnehmung. Nahezu unbemerkt sind in den vergangenen Jahren Ligen entstanden, haben sich Verbände zusammengefunden und eine internationale Fan- und Spielergemeinde gebildet. Manuel Haselberger ist ehrenamtlicher Pressesprecher beim eSport Verband Österreich und selbst leidenschaftlicher Gamer. Er erklärt uns, was den digitalen Wettkampf ausmacht, wie man zum Profi wird und wie die Zukunft des eSports in Österreich aussieht.

Herr Haselberger, erklären Sie mir als Laien in einem Satz: Was ist eSport?

Wo das Spielen von Videospielen zum Wettkampf wird, da fängt eSport an.

Okay, aber das müssen Sie mir jetzt doch etwas genauer erklären. Sind Videospiele nicht immer ein Wettkampf?

Klar, in den meisten Videospielen geht es ums Gewinnen und darum, sich mit anderen Spielern oder dem Computer zu messen. Für uns als Verband ist es aber wichtig, was es braucht, um den Sieg zu erringen. Viele Videospiele hängen von Glück ab oder man kann sich durch Geld Vorteile erkaufen. Diese Spiele sind vom eSport ausgeschlossen. Erfolg muss trainiert werden können. Hand-Augen-Koordination, Reaktionsgeschwindigkeit, räumliches Orientierungsvermögen, um nur ein paar Faktoren zu nennen. Ein Profi-eSportler wird in seinem Spiel in 100 von 100 Runden gegen ungeübte Spielerinnen und Spieler gewinnen.

Sie sprechen für den Verband in Österreich, gilt das speziell für die Szene im Land oder wird international so gespielt?

Wir können als Verband natürlich nicht allein bestimmen, was eSport ist und was nicht. Erst recht nicht auf internationaler Bühne. Wir richten uns nach gemeinsamen Standards, sodass bei Wettkämpfen faire Verhältnisse herrschen. Trotzdem haben wir unsere eigenen Überlegungen und Regelwerke entwickelt, denn im eSport ist noch vieles im Wandel und Entstehen. Wir gestalten den eSport in Österreich mit.

eSport-Turniere werden auch in Sportarenen unter freiem Himmel ausgetragen.
©esvö

eSport-Turniere werden auch in Sportarenen unter freiem Himmel ausgetragen.

Können Sie sagen, wie viele eSportler es in Österreich gibt?

Ungefähr ein Dutzend kann aktuell davon leben.

Das klingt erst mal nach nicht viel. In Österreich leben knapp neun Millionen Menschen…

Stimmt, aber wie viele Sportler können vom professionellen Diskuswerfen leben? Und das ist eine olympische Disziplin. Und im eSport haben wir es mit einem rasanten Wachstum zu tun. Noch vor vier Jahren waren es nicht mal eine Hand voll eSportler in Österreich, die davon leben konnten.

Wie wird man zum eSportler und wie viel kann man damit verdienen?

Die, die es schaffen, leben sehr gut davon. Die Preisgelder bei den Events liegen in Millionenhöhe und dazu kommen Werbeverträge und so weiter. So wie bei jedem anderen Breitensport.

Um eSportler zu werden, braucht es vor allem eins und das ist Leidenschaft. Zu alt sollte man auch nicht sein. Die meisten Profis sind zwischen 16 und 24 Jahren alt. Der Übergang ist häufig fließend. Man spielt ein Spiel und merkt in den Ranglisten, dass man besser ist als andere Spieler. Vielleicht sogar viel besser. Dann meldet man sich bei einem Turnier an und misst sich vor Zuschauern mit anderen. Bei diesen Turnieren gucken häufig auch Vertreter von Verbänden und Vereinen zu, um nach Talenten zu suchen. Ähnlich wie es auch beim Fußball der Fall ist. So kommt eins zum anderen.

Nerds unter sich: Final des eSport-Verbandes Österreich
©esvö

Nerds unter sich: Final des eSport-Verbandes Österreich

Man sollte also nicht zu spät mit dem Training beginnen. Das konkurriert natürlich mit der Schule. Gibt es seitens Ihres Verbandes Überlegungen zu diesem Problem?

Anders als bei großen Sportarten ist der eSport noch nicht institutionalisiert. Es gibt keine eSport-Schule und keine Förderprogramme oder Stipendien. Das soll aber in Zukunft entstehen, so dass junge Talente ein Institut besuchen können, in denen ihr spielerisches Können gefördert wird, gleichzeitig aber auch die Schulbildung nicht zu kurz kommt. Insgesamt ist es dafür noch etwas früh, denn es gibt für den eSport noch keine politische Zuständigkeit. Genau daran arbeiten wir aber.

Gibt es neben dem eSport Verband in Österreich noch weitere Verbände oder Zusammenschlüsse? Und wie sehen Sie die Zukunft des Sports?

Es gibt viele Vereine, nur nennen diese sich nicht so. Traditionell wird von Clans gesprochen. In denen organisierten sich die Spielerinnen und Spieler schon immer, um Teams zu bilden. Es gibt unzählige solcher Clans. Zu nennen wären zum Beispiel die Austrian Force eSports, XGS eSports und die Austrian Players League. Diese haben mit uns, dem eSVÖ, ihren Dachverband.

In Zukunft muss Österreich zusehen, dass es nicht den Anschluss verliert. Für viele Spielerinnen und Spieler ist Österreich eine Startrampe. Gerade in den Ranglisten im Spiel „FIFA“ tauchen regelmäßig österreichische Gamer in den Top 100 und Top 50 auf. Die verlassen dann aber meist das Land und werden von großen Vereinen unter Vertrag genommen. Profi-Fußballvereine haben schon vor Jahren begonnen, Gamer für ihre e-Mannschaften zu verpflichten und zu fördern.

Eine letzte Frage noch, Herr Haselberger. Wenn ich jetzt als eSportler durchstarten möchte, auf welches Spiel sollte ich setzen?

Auf das, das am meisten Spaß macht. Man sollte seinen Titel nicht strategisch auswählen. Spaß, Leidenschaft und Training sind beim eSport die Basis für den Erfolg. Und Leidenschaft kann man nicht simulieren. Man muss das Spiel lieben.

Gamer: Sport in virtuellen Welten
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Gamer: Sport in virtuellen Welten