Der Grand Canyon Österreichs – Die Ötschergräben-Wanderung im Naturpark Ötscher-Tormäuer

Tosende Wasserfälle, tiefe Schluchten, bizarre Felsformationen und eine einzigartige Pflanzenwelt
– im Naturpark Ötscher-Tormäuer im Mostviertel kannst du dein wild-alpines Wunder erleben und einzigartig wandern gehen.

Die Ötscherregion mit ihrem 1893 Meter hohen Namensgeber ist Teil der Nördlichen Kalkalpen und eine der waldreichsten Gegenden Europas
©Niederösterreich-Werbung/Michael Liebert

Die Ötscherregion mit ihrem 1893 Meter hohen Namensgeber ist Teil der Nördlichen Kalkalpen und eine der waldreichsten Gegenden Europas

Naturpark Ötscher-Tormäuer

Mal plätschert es sachte am Wegesrand, mal stürzt es tosend an steilen Bergwänden hinunter: Wasser ist im mit 170 Quadratkilometern größten Naturpark Niederösterreichs allgegenwärtig. Das kühle Nass hat hier im wilden Mostviertel in Jahrtausenden eine Landschaft erschaffen, die mit einem rund 20 Kilometer langen Schluchtensystem zu den spektakulärsten in Österreich gehört, die Ötschergräben. Oder wie Kenner auch sagen: der Grand Canyon Österreichs. Obwohl Wien nur knapp 100 Kilometer Luftlinie entfernt liegt, gleicht die Region einem abgelegenen Paradies, das auf unzähligen Wanderwegen zu unvergesslichen Entdeckungstouren einlädt. Namensgeber und Mittelpunkt des Naturparks ist der Ötscher. Sein Gipfel erreicht zwar „nur“ eine Höhe von 1893 Meter, doch aufgrund einer markanten Pyramidenform und der isolierten Lage ist der Berg in der Region äußerst präsent. Claudia Kubelka, Fachfrau für Kräuter und Naturvermittlerin im Park, erzählt, dass die slawischen Siedler den Ötscher im neunten Jahrhundert respektvoll „Othza“ nannten, was so viel bedeutet wie „Vaterberg“. 

Eine einzigartige Fauna

Die zarten Blüten der Akelei sind in der Ötscherregion häufig anzutreffen
© Christina Feser

Die zarten Blüten der Akelei sind in der Ötscherregion häufig anzutreffen

Aus ihrer langjährigen Tätigkeit im Park weiß Claudia Kubelka, dass vor allem der imposante Berg selbst sowie die spektakulären Schluchten drumherum die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich ziehen. Häufig beobachte sie, dass Wanderer und Spaziergänger dabei jedoch die kleinen Dinge am Wegesrand übersehen. Um den Blick und die Sinne der Wanderer zu schärfen, wurden deshalb am Weg, der vom Naturparkzentrum Ötscher-Basis startet, Schilder aufgestellt. Darauf steht z. B. geschrieben „Riech die Umgebung“, „Sei neugierig“ und zuletzt wohl einer der wichtigsten Sätze: „Nimm dir Zeit!“ 
Die Gegend um den Ötscher ist mit über 800 verschiedenen Pflanzen äußerst artenreich, und es gibt auf Schritt und Tritt etwas zu entdecken. „Ganz besonders ist die Flora in den Ötschergräben“, sagt die Kräuterexpertin und zeigt auf ein kleines Gewächs mit zarten, weißen Blüten: „Etwa dieses hier. Das ist die Silberwurz.“ Genau wie die Zwerg-Alpenrose, die Kugelblume oder der Bergflachs gehört sie zu den Pflanzen, die eigentlich erst ab einer Höhe von 1200 Meter und darüber hinaus zu finden sind. In den Ötschergräben aber herrsche ein eigenes Mikroklima, und Wanderer können ihnen hier bequem auf Augenhöhe begegnen.

Geführte Wandertouren

Wie eine lange Schlucht ziehen sich die Ötschergräben zu Füßen des Ötschers
© Christina Feser

Wie eine lange Schlucht ziehen sich die Ötschergräben zu Füßen des Ötschers

Giftpflanzenwanderung 

So manch Geheimnis und Schatz im Naturpark liegt im Verborgenen und ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Bei einer geführten Wanderung mit einem Naturvermittler bekommen Besucher diese nähergebracht. Großer Beliebtheit erfreut sich etwa die Tour „So giftig, so heilend“ auf der Claudia Kubelka zum Teil unscheinbare, aber hoch wirkungsvolle Pflänzchen näherbringt. Zwischen Tollkirschen, Huflattich und Eisenhut erzählt die Kräuterexpertin unterhaltsam über die heilende und weniger heilende Wirkung mancher Pflanze. 
Infos: Die leichte, rund 3 Kilometer lange Wanderung dauert ca. 3 Stunden und kostet 25 Euro. Anmeldung erforderlich.

Waldbaden

Ganz bewusst die Kraft der Bäume erleben, tief einatmen und mit allen Sinnen in die Waldatmosphäre eintauchen: Wer sich Trainer Maurizio anschließt, erfährt, wie wohltuend sich die Naturheilmethode „Waldbaden“ mit sanfter Bewegung und Meditation auf Körper und Seele auswirkt.  
Infos: Die Entdeckung der Wunderwelt Wald dauert 3–4 Stunden, kostet 96 Euro und kann an jedem Wochentag um 10 oder 14 Uhr gebucht werden.

Naturrundgang um die Ötscher-Basis

Die Kurz-Tour bietet einen Einblick in die heimische Tier- und Pflanzenwelt, die Geschichte des Naturparks sowie die Tradition der Region. Nach der Einführung durch einen Naturvermittler steigt die Vorfreude darauf, die Region bei einer anschließenden Wanderung näher zu erkunden. 
Infos: Die einstündige Führung kostet 5 Euro. Anmeldung erforderlich.
Treffpunkt für die Touren ist jeweils das Naturparkzentrum Ötscher-Basis.

Die schönsten Wandertouren im Naturpark Ötscher-Tormäuer

Das Rauschen des Wassers ist in den Ötschergräben allgegenwärtig
© Naturparke Nie- derösterreich/Robert Herbst

Das Rauschen des Wassers ist in den Ötschergräben allgegenwärtig

Auch für Familien mit Kindern gibt es im Naturpark viel zu entdecken
© Naturparke Niederösterreich/Robert Herbst

Auch für Familien mit Kindern gibt es im Naturpark viel zu entdecken

Der Klassiker: Von Wienerbruck – Ötschergräben – Ötscherhias – Stausee Erlauf – Mitterbach

Die beliebteste Tour ist natürlich jene durch die Ötschergräben. Tiefe Schluchten und schmale Pfade am Wasser entlang faszinieren im Frühling, Sommer und Herbst gleichermaßen. Die Wanderung startet an der Ötscher-Basis in Wienerbruck und führt über den Lassingfall zum Einstieg in die Ötschergräben. Der schmale Weg durch die Schlucht schlängelt sich flussaufwärts direkt neben dem Ötscherbach. Immer wieder lohnt ein Stopp und der Blick auf das glasklare Wasser, das je nach Lichteinfall von weiß über türkis bis smaragdgrün schimmert. Wem es nach einer Stärkung ist, kann in der urigen Jausenstation Ötscherhias (von Mai bis Ende Oktober geöffnet) etwa auf halber Strecke z.B. bei einem zünftigen Speck- oder Liptauerbrot einkehren. Danach geht es hinauf zum Stausee Erlaufklause durch eine fjordähnliche Landschaft. In Mitterbach angekommen, geht es mit der Mariazellerbahn zurück zum Ausgangspunkt nach Wienerbruck. Die einfache bis mittelschwere Rundtour ist auch gut für Familien mit größeren Kindern geeignet. Man sollte aufgrund der vielen Stopps allerdings unbedingt ausreichend Zeit einplanen. Wichtig: Für Kinderwagen ist die Strecke durch die Ötschergräben nichts. Hierfür wird eine Trage benötigt.
Länge: ca. 11 Kilometer; Aufstieg: 303 Höhenmeter; Abstieg: 295 Höhenmeter; Dauer: ca. 4 Stunden

Extra-Tipp: Statt von der Ötscher-Basis direkt dem Schild Ötschergräben zu folgen, zunächst den Weg Richtung Kaiserthron nehmen. Er führt über saftige Höhen und durch schattige Buchenwälder mit zum Teil beeindruckenden Baumriesen. Oben am Aussichtspunkt steht einem das Kalksteinmassiv des Ötschers in seiner ganzen Pracht gegenüber. Darüber hinaus kann man von hier wunderbar die tiefen Taleinschnitte der Erlauf erkennen, Vordere und Hintere Tormäuer genannt, und besonders jene des Ötscherbachs, die den Ötschergräben den Spitznamen „Grand Canyon Österreichs“ gegeben haben. Auch fällt von hier oben der Blick auf das einzige Gebäude weit und breit, das Kraftwerk Wiederbruck beim Stierwaschboden. Es wurde in den Jahren 1908 bis 1911 zur Elektrifizierung der Mariazellerbahn gebaut und wird von den beiden Stauseen Wienerbruck und Erlaufklause gespeist.

Gösingrunde: Bahnhof Gösing – Hintere Tormäuer – Lassingfall – Wienerbruck

Diese landschaftlich einmalige Tour führt vom Bahnhof Gösing durch einen verwunschenen Wald nach Erlaufboden und ist aufgrund der wunderbaren Laubfärbung besonders in den Herbstmonaten ein echtes Highlight. Durch die beeindruckenden Hinteren Tormäuer geht es immer entlang der türkisblauen Erlauf. Nach einer guten Stunde endet die Schlucht am Kraftwerk Wienerbruck und es wird noch einmal etwas anstrengender. Über ehemalige Holzknechtpfade und durch Felshöhlen müssen ca. 170 Höhenmeter bis zum Stausee Wienerbruck genommen werden. Als Belohnung für die mittelschwere Tour wartet dort auf hungrige Wanderleute das idyllisch gelegene Naturparkzentrum Ötscher-Basis mit regionalen Leckereien. 
Länge: 8,6 Kilometer; Aufstieg: 328 Höhenmeter; Abstieg: 426 Höhenmeter; Dauer: ca. 3 ½ Stunden.

Tirolerkogel: Den Annaberger Hausberg im Winter erleben

Tief verschneite Berge, glitzernde Schneekristalle und einsame Ruhe: Auch in den kalten Monaten gibt es im Naturpark vieles zu erleben. Besonders eindrücklich präsentiert sich das Winterwunderland bei der Voralpentour von Annaberg auf den 1377 Meter hohen Tirolerkogel. Die gut beschilderte, gut acht Kilometer lange Tour kann je nach Wetterlage auch mit Schneeschuhen begangen werden. 
Tipp: Der Weg ist im Winter gewalzt und für Familien mit Kindern toll zum Rodeln. Das Annaberger Haus hat das ganze Jahr über geöffnet und bietet sich für eine gemütliche Einkehr an. Montag & Dienstag Ruhetag.
Länge: ca. 8 Kilometer; Auf- und Abstieg: 401 Höhenmeter; Dauer: ca. 3 Stunden

 

Sicherheitstipps

Schmale Stege entlang steiler Felswände: Eine Tour durch die Ötschergräben ist ein Wandererlebnis der besonderen Art
© Christina Feser

Schmale Stege entlang steiler Felswände: Eine Tour durch die Ötschergräben ist ein Wandererlebnis der besonderen Art

Ob einfacher Spaziergang oder größere Wanderung: rutschfestes Schuhwerk (Berg-/Wanderschuhe) sind im Naturpark ein Muss. Für Touren durch die Ötschergräben ist Trittsicherheit Voraussetzung. Der Weg führt über viele Stege, teilweise ist er sehr schmal. Handläufe und Seile geben oftmals Halt. 

Entspannt in die Ötscherregion reisen

Dank der bequemen Anreise mit der Mariazellerbahn ist die Erkundung der Ötscherregion ein Kinderspiel. Die längste Schmalspurbahn Österreichs aus dem Jahr 1912 startet in der Landeshauptstadt St. Pölten und benötigt für ihre Fahrt durch das malerische Pielachtal in den Wallfahrtsort Mariazell etwa 2 ½ Stunden. Dabei überquert sie 19 Viadukte und passiert 21 Tunnel. Eine Haltestelle liegt u.a. direkt am Naturparkzentrum Ötscher-Basis. Eine weitere Haltestation befindet sich an der Erlaufklause. Diese wird gerne von Wanderern genutzt, die von den Ötschergräben zurück zur Ötscher-Basis fahren möchten.
Infos: www.mariazellerbahn.at 

Öffnungszeiten, Eintritt, Kontakt 

Die Ötscher Basis in Wienerbruck ist Ausgangspunkt vieler Wanderungen im Naturpark. Außerdem gibt es hier Informationen zur Region
© Mostviertel Tourismus/wein- franz.at

Die Ötscher Basis in Wienerbruck ist Ausgangspunkt vieler Wanderungen im Naturpark. Außerdem gibt es hier Informationen zur Region

Das Naturparkzentrum Ötscher-Basis hat vom 1. Mai bis 30. Oktober täglich von 8 bis 16 Uhr geöffnet
Der Eintritt in den Naturpark Ötscher-Tormäuer kostet 4 Euro für Erwachsene und 2 Euro für Kinder (6–14 Jahre). Ein Kombiticket mit der Mariazellerbahn kostet 6 Euro, Kinder zahlen 3 Euro. 
TIPP: Die kostenlose Erlebniskarte „Wilde Wunder Card“ beinhaltet über 50 Attraktionen und Abenteuerprogramme im alpinen Mostviertel, darunter auch der Eintritt in den Naturpark Ötscher-Tormäuer sowie die An- und Abreise mit der Mariazellerbahn zum halben Preis. Erhältlich ist die Erlebniskarte schon ab der ersten Übernachtung bei einem „Wilde WunderCard-Gastgeber“. Besonders praktisch: Die Karte hat auch für die An- und Abreise in die Region Gültigkeit.
Mehr: www.mostviertel.at

Kontakt & Adresse: Naturparkzentrum Ötscher-Basis, Langseitenrotte 140, 3223 Wienerbruck, Tel.: 02728/21100, www.oetscher-basis.at

Beim Wandern in den Bergen kann es zu Unfällen kommen. Mit der Wüstenrot Unfallvorsorge sicherst du dich gegen die finanziellen Folgen eines Unfalls ab – und das maßgeschneidert auf die jeweilige Lebenssituation. Alle Informationen findest du hier.