Auf die Plätze, fertig, Haus!

Früher galten sie als Wohncontainer von der Stange. Heute stehen Fertighäuser hoch im Kurs. Sie sind individuell, günstig und haben auch sonst viele Vorteile.

Es wird langsam eng. Robert und Silvia Brunner sind seit vier Jahren verheiratet, Sohn Max ist zwei Jahre alt. Er spielt gerne Ball und braucht viel Platz. Jetzt ist die Tochter unterwegs und die Wohnung der Brunners wird zu klein. Sie überlegen schon lange, ein Haus zu bauen. Mit Garten und hellen Räumen. Doch bisher sprach immer etwas gegen das Eigenheim: die unwägbaren Kosten, die lange Planung und Bauzeit, die mühsamen Monate mit immer wieder neuen Entscheidungen.

Fertighäuser werden so individuell geplant wie Massivhäuser.
© iStock | zlikovec

Fertighäuser werden so individuell geplant wie Massivhäuser.

Dann entdeckt Silvia Brunner die Webseite des Fertighausanbieters Steco Haus. Mit wenigen Klicks kann sie sich online ein Bild von ihrem zukünftigen Zuhause machen. Sie wählt den Haustyp, das passende Dach, die Farbe und schon hat sie einen ersten Eindruck von ihrem Wunschhaus. Die Brunners sind begeistert. Sie nehmen Kontakt zum Anbieter auf, ein Planer kümmert sich mit ihnen gemeinsam um alle Fragen. Fünf Monate später ziehen sie in ihr fertiges Haus. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Hausbau so entspannt verlaufen kann“, sagt Silvia Brunner. „Wir mussten uns nicht mit verschiedenen Handwerksbetrieben auseinandersetzen, sondern hatten immer nur einen Ansprechpartner. Das hat vieles erleichtert.“

Massiv und haltbar

Das Image von Fertighäusern wandelt sich. Noch vor einem Jahrzehnt wurden sie als Wohncontainer von der Stange abgetan. „Man sprach von ihnen immer in Abgrenzung zu Massivhäusern“, erklärt Gottfried Hackbarth, Geschäftsführer von ERA Immobilien Österreich. „Aber massiv sind alle Häuser.“ In Österreich unterliegen Fertighäuser sogar der ÖNORM B 2310, die den Mindestleistungsumfang für den Fertighausbau festlegt. „Ein Ziegelhaus muss laut ÖNORM hundert Jahre halten“, sagt Hackbarth. „Für ein Fertigbauhaus gilt das Gleiche. Es gibt keinen Unterschied in der Haltbarkeit. Das erste Fertigteilhaus Österreichs wurde 1910 gebaut – und es steht noch heute.“

Ein Fertighaus von Steco Haus: modern und in Niedrigenergiebauweise erstellt.
© Steco Haus

Ein Fertighaus von Steco Haus: modern und in Niedrigenergiebauweise erstellt.

Heute sind knapp ein Drittel der neu errichteten Ein- und Zweifamilienhäuser hierzulande Fertighäuser. Das ergab eine Umfrage von Marketagent. Für mehr als die Hälfte der Käufer waren der Fixpreis und die Möglichkeit der Besichtigung von Musterhäusern ein Auswahlkriterium. Die durchschnittlichen Baukosten liegen bei 180.000 Euro. „Hier in Österreich entwickelt sich die Nachfrage nach Fertigbauhäusern positiv“, sagt Hackbarth. „Innerhalb der EU gehören wir neben den skandinavischen Ländern zu den Vorreitern.“

Fertighäuser werden ab Werk geliefert und sind schnell aufgebaut.
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Fertighäuser werden ab Werk geliefert und sind schnell aufgebaut.

VORSICHT SCHLÜSSELFERTIG

Viele Fertighäuser werden „schlüsselfertig“ bestellt. Das klingt zwar, als sei alles komplett fertiggestellt, kann aber täuschen. Der Begriff ist rechtlich nicht eindeutig definiert. Zunächst heißt es nur, dass alle Arbeiten aus einer Hand ausgeführt werden und die Schlüssel zum fertigen Haus an den Bauherren übergeben werden – in der Regel zu einem Pauschalpreis. Je nach Anbieter variiert der Fertigstellungsgrad des Hauses. So kann ein Hersteller mit „schlüsselfertig“ die Rohbaumaßnahmen meinen, ein anderer erledigt auch den gesamten Innenausbau. Lediglich der Begriff „bezugsfertig“ heißt, dass alle wesentlichen Arbeiten erledigt sind. Der genaue Leistungsumfang sollte im Bauvertrag also stets detailliert festgehalten werden.

Neben der Schnelligkeit und Flexibilität hat die Fertigbauweise noch einen entscheidenden Vorteil. „Bei der hohen Nachfrage spielen auch die guten Energiewerte eine Rolle“, weiß Hackbarth. Mehr als 90 Prozent sind Niedrigenergiehäuser, bei dem Großteil der Anbieter ist die Niedrigenergiebauweise Standard. In den meisten Fällen werden Fertighäuser in Holzriegelbauweise errichtet. Holz ist ein nachwachsender und CO2-neutraler Baustoff, der zudem nach seiner Nutzungsdauer wiederverwertbar ist. Außerdem wird die Luft in einem Holzhaus während der Heizperiode nie so trocken wie zwischen gemauerten Wänden. Und weil Holz die Wärme kaum leitet, sondern zurückstrahlt, fühlt es sich meistens schön warm an. Da bleibt nichts weiter zu sagen als: Auf die Plätze, fertig, Hausbau!

Energiesparhaus zum Sparpreis

Spezielles Dämmmaterial, ausgeklügelte Lüftungssysteme, Heizsysteme, die durch erneuerbare Energien betrieben werden, dazu Solarthermen und Photovoltaikanlagen – all das macht ein Energiesparhaus erst einmal teurer. Durchschnittlich zwanzig Prozent mehr Kosten als für ein herkömmliches Einfamilienhaus musst du einplanen. Langfristig sparst du natürlich Geld, weil die Betriebskosten sehr viel geringer sind. Doch die Einsparungen können die Mehrkosten erst nach Jahrzehnten wirklich wettmachen. Aber auch dafür gibt es eine Lösung: Energiespar-Fertighäuser haben ein ähnliches Preisniveau wie ein normales Massivhaus. Denn hier ist von Anfang an alles eingeplant, so etwa die Anschlüsse für die Heizsysteme und die Lüftungsschächte für das Lüftungssystem. Außerdem besteht es bereits aus gedämmten Einzelteilen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Eine Extradämmung von Leitungen oder die kostenintensive Beseitigung von Wärmebrücken fällt hier also weg. Inzwischen gibt es die Energie-Fertighäuser in vielen verschiedenen Haustypen und besonders junge Familien wählen die Fertighausvariante, wenn sie energiesparend bauen möchten.