Sich selbst bezeichnet Thomas Jaklitsch (42) als „einen faulen Menschen“.  Der Diplomsozialarbeiter, Unternehmensberater und Mentalcoach aus Söding bei Graz war bereits in jungen Jahren „sehr ökonomisch unterwegs. Ich war von dem Effizienz-Gedanken fasziniert, mit dem geringsten Aufwand den größtmöglichen Effekt zu erzielen“. In dieser Selbstbeschreibung schwingt ein wenig Koketterie, aber vor allem Zielstrebigkeit. Denn Jaklitsch war in Jugendjahren Triathlet und Marathonläufer, und ist heute ein erfolgreicher Extremradsportler. Faulpelze sehen anders aus.

Der dreifache Vater ist ein Menschenzauberer. Seit 20 Jahren „beschäftige ich mich hauptberuflich damit, Menschen zu begleiten und zu begeistern“. Seine Kunden rufen aus ganz Österreich an: Sportler, Kreative aus Film, Funk und TV, Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik. „Es ist für mich immer wieder aufregend, in einem Menschen Entwicklungsmöglichkeiten zu entdecken. Aus einem Haufen Einzelteilen ohne Betriebsanleitung etwas Neues und Ganzes zu schaffen.“

Populär wurde Jaklitsch durch das Coaching des Extremradsportlers Christoph Strasser, der 2007 mit 950 Kilometern einen neuen österreichischen Rekord im 24-Stunden-Radfahren aufstellte und mit 25 Jahren jüngster Ultra-Radmarathon-Weltmeister wurde. Seither ist Jaklitsch sein Mentaltrainer und verhalf ihm 2013 zum bis dato größten Triumph: Strasser gewann zum zweiten Mal das Race Across America mit einem neuen Streckenrekord von sieben Tagen, 22 Stunden und 52 Minuten. 

„Es ist für mich immer wieder aufregend, in einem Menschen Entwicklungsmöglichkeiten zu entdecken“

Im Menschenbegeistern hat Jaklitsch Erfahrung. Mit 18 wollte er Pfarrer werden, „deshalb habe ich kurzzeitig Theologie studiert“. Weil er sich aber schon im ersten Studienjahr ehrenamtlich für Obdachlose eingesetzt hatte, wechselte er bald zum Studienfach Sozialarbeit an der Fachhochschule. Dort lernte er Gestalttherapie, Gesprächstherapie, Thai Chi, fernöstliche Massage, Hypnose und Entspannungsmethoden kennen. Und seine Ehefrau Claudia, die heute als Klinische Psychologin arbeitet. 

In seinen Vorträgen und Büchern „Hilf mir, meinen Lebenstraum zu erfüllen“ und „Coach dich selbst zu deinem besseren Ich“ motiviert er die Menschen, in die Gänge zu kommen und bislang aufgeschobene Ziele endlich anzupacken. „Es geht darum, unsere Grenzen zu verschieben“, sagt Jaklitsch. „Grenzen sind unsere Grundmuster, unsere Glaubenssätze, in die wir hineinwachsen. Um diese Grenzen zu verschieben, muss ich sie zunächst erkennen.“ 

Was dann folgt, nennt er „strukturierte Zielarbeit“. Ein Parcours der Selbstbegeisterung in sechs Schritten:

1. Formuliere dein Ziel positiv. „Es ist für uns Menschen einfacher, uns auf etwas zuzubewegen, was wir erreichen wollen, als weg von etwas, was wir nicht wollen.“ Verneinungen kosten nur unnötigen Mehraufwand. „Die Psychologie weiß, dass wir Menschen doppelt so lange brauchen, um eine verneinende Satzaussage zu verstehen“ als eine bejahende.
2. Eigenkompetenz stärken. „Werden Sie selbst aktiv und achten Sie darauf, was Sie für Ihr Ziel denken und tun können. Werden Sie selbst die Veränderung, die Sie in der Welt sehen möchten.“
3. Spüre dich in die Zielsituation ein. „Wo werden Sie sein können, wenn Sie Ihr Ziel erreichen? An welchem Ort? In welcher Umgebung?“
4. Stelle deine Ziel mit allen Sinnen vor. „Albert Einstein sagte: Phantasie ist wichtiger als Wissen. Imaginieren Sie, was Sie am Ziel wahrnehmen, was Sie sehen, hören, riechen, schmecken!“
5. Mache dir deine Ressourcen bewusst. „Jeder Mensch verfügt über die nötigen Fähigkeiten, die er zur Veränderung braucht. Wie können Sie es organisieren, dass Sie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort Zugang zu Ihren Ressourcen haben?“
6. Der Öko-Check. „Überprüfen Sie Ihre Ziele auf ihre Verträglichkeit mit der Umwelt.“ Niemand ist eine Insel. Deshalb müssen wir ein Ziel eventuell so lange umformulieren, „bis ein Einklang mit allen Lebensbereichen und der Umwelt vorhanden ist. Stellen Sie sich die Frage: Wofür kann dies ein Anfang sein?“

Erprobt hat Jaklitsch seine Methode beim Langstrecken-Radfahren. „Ausdauer ist dabei das Wichtigste. Und die Bereitschaft, sich selbst aufzugeben, sich einem Team hinzugeben. Für mich ist das wie eine universelle Metapher: Wenn ich das schaffe, dann schaffe ich anderes im Leben auch!“ Man kämpft sich im Sattel durch Höhen und Tiefen, sagt er, „und irgendwann kommen die Flow-Zustände. Andere gehen dafür zu Exerzitien ins Kloster.“ 

„Es geht darum, unsere Grenzen zu verschieben“

Dann fällt ihm noch ein Zitat aus seinem Lieblingsfilm „Der Club der toten Dichter“ ein: „Das Mark des Lebens in sich aufsaugen, ohne am Knochen zu ersticken.“ So müssen wir uns das Gefühl der Begeisterung vorstellen, wenn wir uns das Äußerste abverlangen.