Im Alltag spielt Bargeld eine zunehmend geringere Rolle. Eingekauft wird vielfach online. Und auch im stationären Einzelhandel wird zunehmend mit Karten oder dem Telefon bezahlt. Man sollte annehmen, dass aus diesem Grund auch immer weniger Bargeld im Umlauf ist. Aber das ist nicht so – im Gegenteil. Im Jahr 2021 war im Euro-Währungsgebiet mehr Bargeld im Umlauf als jemals zuvor. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Bargeldmenge mehr als versechsfacht. Ende 2021 waren 1.477 Milliarden oder 1,47 Billionen Euro im Umlauf.

Erweiterung des Euro-Währungsraums

Das Euro-Währungsgebiet hat sich während dieser Zeitspanne zwar um zehn Staaten erweitert, der letzte kam im Jahr 2015 hinzu. Dabei handelt es sich jedoch vorwiegend um kleine Staaten mit geringer Wirtschaftskraft, wie Montenegro oder San Marino. Diese Erweiterung bietet also keine ausreichende Erklärung für die Zunahme der Bargeldmenge.

Bargeld nach Nachfrage 

Die Menge der Banknoten und Münzen wird durch die Nachfrage bestimmt. Ausgegeben wird das Bargeld durch die Zentralbanken, in Österreich die Österreichische Nationalbank. Um ihre Kunden mit Bargeld zu versorgen, erwerben es die Geschäftsbanken bei der Zentralbank. Dafür nehmen sie in der Regel Kredite bei der Zentralbank auf. Die Zentralbank zahlt die Beträge aus, die von den Geschäftsbanken angefordert werden. Die Geschäftsbanken geben das Bargeld an Unternehmen und private Haushalte weiter. So gelangt es in den Wirtschaftskreislauf. Handel und Verbraucher zahlen überschüssiges Bargeld wiederum bei den Geschäftsbanken ein. Die behalten einen Teil, um es wieder an die Kunden auszuzahlen. Das restliche Bargeld fließt zurück an die Zentralbank.

Wo bleibt das Geld?

Wie ist die immer größere Menge an im Umlauf befindlichen Bargeld zu erklären? Da man davon ausgehen kann, dass nur geringe Mengen an Bargeld verbrannt, zerrissen oder in Waschmaschinen pulverisiert werden, bleibt eigentlich nur eine Erklärung: Das Bargeld wird gehortet. Und eben dieses hat laut Die Presse die Österreichische Nationalbank berechnet. Bargeld horten nicht zuletzt die Banken,  die damit den seit 2016 geltenden Negativzinsen für Einlagen bei der Europäischen Zentralbank entgehen wollen.