Hast du das Zeug zum Stunt-Performer?

Nicht jeder kann Schauspieler werden – aber die meisten Schauspieler brauchen ein Stunt-Double. 5 Fragen und Antworten zu einem Job, der aus kontrollierter Gefahr besteht.

Stuntman in Aktion
@vikram-sundaramoorthy/unsplash

Stuntman in Aktion

Vom Rauchfangkehrer zu Österreichs bekanntestem Stuntman, beteiligt an Produktionen wie „Point Break”, „Tatort” oder „Dogs of Berlin”, die Karriere von Joe Tödtling ist erstaunlich. Nachdem der Steierer als junger Mann kleine Rollen bei den örtlichen Burgspielen übernommen hatte, führte ihn erst der Präsenzdienst beim Bundesheer ins Action-Metier. In den USA besuchte er die Stuntschule von Kim Kahana, der lange Stunt Double für Charles Bronson war. Später machte er sich einen Ruf als „Burning Man“: Tödtling hält mehrere Rekorde als „lebende Fackel“ und kassiert für solche Einlagen im Bestfall 1.500 Euro am Tag.

Häufig hört der Stuntman bei Anfragen Sprüche wie: „Für 1500 Euro leere ich mir auch einen Liter Benzin drüber und zünde mich an.“ Wie er der Wiener Presse verriet, hat er für solche Leute auch eine Antwort parat: „Da kann ich nur sagen: Ja, dann bitte mach es doch und ruf nicht mehr an.“ Der Profi weiß, dass die Zuschauer denken, dass nichts passieren kann: „Dass ich das aber schon 15 Jahre mache und mich dabei oft verbrannt habe, sehen sie nicht.“

 Der österreichischer Stuntman, Stunt-Koordinator und Schauspieler Joe Tödtling
©joestunt

Der österreichischer Stuntman, Stunt-Koordinator und Schauspieler Joe Tödtling

Wäre der Job als Stunt Double etwas für dich? Hier beantworten wir die fünf wichtigsten Fragen dazu:

1.    Hast du das Zeug dazu?

Zunächst mal solltest du noch jung sein. Profis empfehlen, sich ab etwa 40 Jahren nicht mehr aus dem 10. Stock zu stürzen. Daher solltest du so früh anfangen wie möglich. Die Mindestanforderungen sind: körperliche Robustheit, Beweglichkeit, Sportlichkeit und ein gewisses schauspielerisches Talent. Dazu kommt viel Mut. Es braucht aber auch eine hohe Frustrationstoleranz, denn die harten Jobs liegen nicht auf der Straße. So erzählt Joe Tödtling, dass er erst jahrelang bei Stuntkoordinatoren Klinken putzen gehen musste, bevor er sich endlich beweisen durfte.

2.    Wie wirst du Stunt Double?

Die meisten Stuntperformer sind Quereinsteiger. Joe Tödtling zum Beispiel brachte sich als Heerespilot und Kunstflieger viel selbst bei. Echte Stuntschulen wie die von Kim Kahana in Florida gibt es nur wenige. Dort erhältst Du Schauspielunterricht, High-Fall Training, Treppensturztraining, allgemeines Sturztraining und lernst Dinge wie Kampfchoreographie, Waffentechnik, Parkour, Akrobatik, Fechten oder auch als Fackel zu überleben. Europas bekannteste Stuntschule liegt in Nordfrankreich. Aber auch in Wien, Köln oder Düsseldorf kann man Stunt-Kurse absolvieren.

3.    Wie sieht der Job wirklich aus?

„Lebensfremde Draufgänger haben bei uns keine Chance“, sagt der Gründer der Stuntschule Action Concept, Hermann Joha. In Düsseldorf werde nur jeden zweiten Tag gedreht, berichtete Joha der Süddeutschen Zeitung. An den anderen Tagen müssen die Stuntleute Autos präparieren, Sprungschanzen bauen, Tests durchführen und ja – auch mal die Werkstatthalle durchfegen. Außerdem gehört als Stunt Double auch jede Menge Sport zu deinem Job: Tägliches Krafttraining und Stretching, dazu Akrobatik, Choreographie, Sturztraining und Kampfsport. Drehtage sind oft lang und hart, sie dauern bis zu zwölf Stunden. Dafür winken Monatsgehälter um 3000 Euro (brutto) oder Tagessätze um 600 Euro, je nach Risiko.

4.    Ist das auch ein Job für Frauen?

Auf jeden Fall, und zwar immer mehr. Statistiken dazu gibt es zwar keine; die zweijährige Ausbildung an der französischen Stuntschule CUC (Campus Univers Cascades) absolvieren aber zurzeit bereits zu einem Drittel Frauen – Anteil steigend. 2020 lenkte zudem der Dokumentarfilm „Stuntwomen: The Untold Hollywood Story“ die Aufmerksamkeit auf die wenig bekannte Geschichte der „heimlichen Heldinnen von Hollywood“.

5.    Wie gefährlich leben Stuntleute?

Als Stunt Double hast Du per Definition ein hohes Berufsrisiko. Eine gute Ausbildung, penible Vorbereitung und sichere Arbeitsbedingungen minimieren dieses natürliche Risiko jedoch. Zu Verletzungen kommt es trotzdem immer wieder, damit solltest du umgehen können. Für eine Szene im Remake des Actionstreifens „Point Break“ verschliss Regisseur Ericson Core 2015 fünf Stuntmen, wie Joe Tödtling sich erinnert. Einer brach sich den Ellbogen, der zweite war zu langsam, und dem Dritten war es zu gefährlich: „Erst nach 50 Motorrädern und fünf Stuntmen hat es geklappt.“ Daher Hand aufs Herz: Hättest du das Zeug dazu gehabt?