„Lachen ist eine Sauerstoffdusche für den Körper“

Am 6. Mai ist Weltlachtag. Rund um den Globus treffen sich dann Menschen zum gemeinsamen Lachen. Im Interview erklärt Lachtrainerin Nina Fuchs, warum das gesund ist und was Lachen mit uns macht.

Lachtrainerin Nina Fuchs: „Viele schreiben mir, sie hätten das Lachen verlernt.“
© Sabine Klimpt

Lachtrainerin Nina Fuchs: „Viele schreiben mir, sie hätten das Lachen verlernt.“

Frau Fuchs, wann haben Sie das letzte Mal so richtig herzlich gelacht?
Vor einer halben Stunde mit meiner Schwester. (lacht) Die Frage ist für mich nicht allzu schwer zu beantworten, ich lache gern und viel.

Der Weltlachtag erinnert uns seit 1998 daran, dass wir mehr lachen sollten. Warum?
Weil es dem Körper gut tut. Lachen lässt uns mental abschalten und ist gesund, das ist auch wissenschaftlich erwiesen: Erstens werden beim Lachen Endorphine ausgeschüttet, die stimmungsaufhellend und schmerzstillend wirken. Dadurch fühlen wir uns besser und glücklicher. Zweitens nehmen wir beim Lachen viel mehr Sauerstoff auf als bei einer normalen Atmung. Man kann sagen: unser Körper bekommt eine Sauerstoffdusche, das Gehirn wird wieder sehr gut durchblutet. Und drittens hat Lachen den Effekt einer inneren Massage im Bauchraum, die Organe werden massiert, Verspannungen lockern sich.

Gleichzeitig wirkt sich diese Bewegung im Bauchraum auf den Parasympathikus aus. Das ist der Teil in unserem Nervensystem, der für Entspannung und Erholung sorgt. Obwohl sich alles bewegt, hat Lachen also auch eine entspannende Wirkung.

Sie haben das Lachen zum Beruf gemacht, geben neben Ihrem Job als Apothekerin Lachseminare. Lachen wir so wenig, dass wir Nachhilfe brauchen?
Ich habe das anfangs selbst nicht geglaubt, weil Lachen für mich immer etwas Natürliches war. Aber als ich 2016 zur Eröffnung meines Lachzentrums eine Umfrage durchführte, gaben mir 50 Prozent der Befragten an, dass sie wenig bis gar nicht mehr lachten. Seitdem erhalte ich viele Anfragen, in denen die Menschen mir schreiben, sie hätten – sei es aus privaten oder beruflichen Gründen – das Lachen in Anführungszeichen „verlernt“. Es ist also tatsächlich so: Ich werde als Lachtrainerin gebraucht. Das war mir 2013, als ich mit den Seminaren begann, gar nicht bewusst.

Für mehr Energie und Freude: Im Lachzentrum lachen die Teilnehmer des Lachclubs ihren Alltagsstress weg.
© Burstein

Für mehr Energie und Freude: Im Lachzentrum lachen die Teilnehmer des Lachclubs ihren Alltagsstress weg.

Was hat Sie dazu gebracht, diese Seminare anzubieten?
Es gab diese eine komische Situation in meiner Apotheke, die eine vorher sehr angespannte Kundin zum Loslachen brachte. Man konnte dabei richtig sehen, wie der Stress von ihr abfiel. Wir lachten schließlich zusammen und sie ging sogar noch lachend hinaus. Da habe ich gedacht: Hey, du müsstest deinen Kunden mehr Lachen mitgeben. Aber ich bin ja Apothekerin, keine Komikerin, ich kann solche Momente nicht einfach inszenieren. Also fing ich an, im Internet zu recherchieren und so kam ich auf Lachyoga.

Ich habe eine entsprechende Ausbildung gemacht und mich auch mit den gesundheitlichen Aspekten auseinandergesetzt. Wie ich das in die Apotheke integrieren würde, darüber hatte ich anfangs nicht nachgedacht. Das hat sich dann Schritt für Schritt ergeben.

Entspannung: Auch Atemübungen gehören zum Lachtraining.
© Burstein

Entspannung: Auch Atemübungen gehören zum Lachtraining.

Welche Tipps für den Alltag geben Sie Ihren Kunden mit? Wie kann ich lernen, mehr zu lachen?

  1. Die leichteste Übung ist, die Mundwinkel 60 Sekunden lang nach oben zu ziehen. Auch wenn Ihnen nicht danach zumute sein sollte, bringen Sie Ihren Mund zum Lächeln. Allein die Muskelbewegung reicht aus für einen Impuls im Gehirn: he, da ist was lustig. Und schon beginnt das Gehirn zu arbeiten, Endorphine werden ausgeschüttet.
  2. Für die nächste Stufe holen Sie tief Luft und kichern Sie bei jedem Ausatmen vor sich hin: formen Sie dabei die Laute hihihi oder hahaha. Nach ein paar Atemzügen kommt der Rest von selbst: anfangs als leichter, dann als stärkerer Lachreiz. Das geht dann von selbst.
  3. Ein weiterer Alltagstipp, mit dem man sich einen Anker für schlechte Tage setzen kann: Jeder hat eine Erinnerung oder einen Gegenstand, der ihn zum Lachen gebracht hat, sei es ein Bild, eine Filmsequenz. Erinnern Sie sich in Zeiten, in denen Sie nicht so gut drauf sind, an diese Momente, holen Sie die Fotos davon hervor. Alternativ können Sie, und das ist in der heutigen Zeit sehr einfach, eine halbe Stunde lang lustige Videos oder Bilder anschauen. Auch damit lässt sich schnell und einfach lachen.
  4. Und am Weltlachtag können Sie zu einem der Lachtreffs gehen. In Wien geht es um 13.30 Uhr am Karlsplatz los. Ein Pflichttermin für mich, dort treffe ich jedes Jahr auf viele alte Bekannte und Freunde. Neulinge kommen sich anfangs bei so einem Lachtreff vielleicht etwas komisch vor, aber nach wenigen Minuten schaltet sich das Hirn aus, die bremsenden Gedanken verschwinden, man lacht einfach mit und alles ist gut.

Vielen Dank für das Gespräch!

ZUR PERSON

Nina Fuchs ist selbstständige Apothekerin und Trainerin für Stressmanagement und Burnout-Prävention. An der Laughter Yoga University in Indien hat sie sich zudem zur Lachyogalehrerin ausbilden lassen. Sie gibt Lachseminare, leitet einen Lachclub und gründete 2016 das Lachzentrum in Wien.