Sparideen für den Hauskauf in Österreich

Eine lange Phase niedriger Zinsen ist erst einmal vorbei. Das stellt die Immobilienfinanzierung vor neue Herausforderungen. Wir haben fünf Ideen, mit denen du Geld sparst und dir den Traum vom Eigenheim weiterhin erfüllen kannst.

Möglichkeit 1: weniger Haus kaufen

Simone Kamleitner geht voran: Leben auf 30 Quadratmetern

Simone Kamleitner geht voran: Leben auf 30 Quadratmetern

Wer viel Platz hat, bekommt ihn auch vollgestellt. Aber wie viel Platz brauchst du wirklich? Wenn du diese Frage zu Ende denkst, kannst du viel Geld sparen. Und das nicht nur bei Bau oder Kauf, sondern auch später bei den Heizkosten. Beziehe bei deiner Suche auch kleinere Häuschen in Betracht. Plane deinen Neubau kleiner. Durch Verzicht auf einen Keller sparst du beispielsweise viel Geld.  Mithilfe einer Architektin oder eines Architekten findest du intelligente Lösungen, um aus wenig Platz das meiste rauszuholen. Anbieter von Tiny- oder Mikrohäusern haben das schon getan. Das sind Fertighäuser in einer Größe, die sich meistens zwischen 30 und 50 Quadratmetern bewegt.

Lesetipps:
Wenn du mehr über Tinyhouses erfahren möchtest, lies unsere Artikel:
Kleines Haus ganz groß: Fünf Gründe für ein Leben im Tiny House und
Klein, aber daheim. Wie lebt es sich in einem Tiny-House-Dorf?” über eine Mikrohaussiedlung in Oberösterreich.

Auch Modulhäuser sind Fertighäuser. Ihr Vorteil: Du kannst erst einmal klein anfangen und dein Haus später erweitern, zum Beispiel, wenn sich Nachwuchs einstellt. Mehr Infos findest du in unserem Artikel:
Flexibel wohnen im Modulhaus

Möglichkeit 2: selbst anpacken

Ein Haus selbst bauen werden sich die wenigsten zutrauen. Aber Entrümpeln, Tapeten und Bodenbeläge Entfernen, Verputzen und Streichen – das können handwerklich erfahrene Menschen selbst tun. So kannst du ein sanierungsbedürftiges Haus zu einem günstigen Preis erwerben und durch Eigenleistungen Geld für Handwerker sparen.

Doch hier ist Vorsicht geboten – die Rechnung geht oft nicht auf. Wenn du berufstätig bist und nur am Wochenende und im Urlaub an deinem Haus arbeitest, ziehen sich die Arbeiten lange Zeit hin. Wenn du gleichzeitig monatlich Zinsen für die Finanzierung des Hauskaufs und darüber hinaus noch Miete für deine bisherige Wohnung zahlen musst, verlierst du möglicherweise mehr Geld, als du durch deine Leistung gewinnst. Lässt du dich in deinem Beruf freistellen, musst du den Verdienstausfall vom Wert deiner Eigenleistung abrechnen.

Und schließlich besteht die Gefahr, sich zu überschätzen. Unvorhergesehene Schwierigkeiten führen zu Verzögerungen. Nicht fachgemäß ausgeführte Arbeiten rächen sich später. Diese Gefahr besteht zum Beispiel bei Fliesenarbeiten im Bad. Willst du ein Haus mit viel Eigenleistung sanieren, empfiehlt es sich, vorher fachmännischen Rat einzuholen.

Möglichkeit 3: ein Haus ersteigern

Zwangsversteigerungen: Chance auf einen günstigen Preis

Zwangsversteigerungen: Chance auf einen günstigen Preis

Bei Zwangsversteigerungen werden Immobilien mitunter günstiger verkauft als auf dem freien Markt. Sie bieten also die Chance auf ein Schnäppchen. Außerdem fallen keine Maklergebühren an und die Zuschlagsgebühren sind in der Regel niedriger als die Gebühren für die notarielle Beurkundung, die bei einem normalen Hauskauf anfallen würden. Hinzu kommen allerdings wie für jeden Immobilienkauf die Kosten für die Eintragung ins Grundbuch und die Grunderwerbsteuer.

Von Zwangsversteigerungsterminen erfährst du beispielsweise auf der Seite der österreichischen Justiz oder auf Immobilienportalen.

Nachdem die Zahl der Zwangsversteigerungen in Österreich nach einem jahrelangen Rückgang im Jahr 2022 mit 822 einen Tiefstand erreicht hatte, stieg sie 2023 wieder an. Die Häuser und Wohnungen, die bei einer Zwangsversteigerung unter den Hammer kommen, gehören Personen, die so hohe Schulden haben, dass sie diese nicht mehr begleichen können. Mit einem solchen Objekt ist also auch ein Schicksal verbunden.

Bei einer Zwangsversteigerung musst du als Bieter vor Ort sein oder eine Vertretung schicken. Schriftliche Angebote sind nicht möglich. Vor dem Versteigerungstermin solltest du dir ein Preislimit setzen und für diesen Betrag auch eine Finanzierung gesichert haben. 10 Prozent des Schätzwerts musst bei Gericht vor der Versteigerung als Sicherheit hinterlegen. Wenn du den Zuschlag erhältst, gehört das Haus dir und du musst den Kaufpreis kurzfristig zahlen. Liegt dein Gebot bei unter 75 Prozent des Schätzwertes, kann dein Angebot allerdings innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe noch überboten werden.

Möglichkeit 4: Förderungen nutzen

Die Errichtung von Photovoltaikanlagen wird in Österreich durch Investitionszuschüsse gefördert.
© iStock I querbeet

Die Errichtung von Photovoltaikanlagen wird in Österreich durch Investitionszuschüsse gefördert.

Der Kauf einer selbst genutzten Immobilie, Bau- oder Sanierungsvorhaben wird vielfach durch die öffentliche Hand finanziell unterstützt. Unter den passenden Umständen kannst du die Investition für dein Hausprojekt mit Hilfe von Förderungen erheblich reduzieren.

Erkundige dich zunächst nach Wohnbauförderung in deinem Bundesland. Die Wohnbauförderung in Österreich ist Ländersache. Wohnbauförderung ist ein Überbegriff für verschiedene Fördermaßnahmen, die leistbares und bedarfsgerechtes Wohnen ermöglichen sollen. 

Die Förderung wird in unterschiedlichen Formen gewährt: einmalige nicht rückzahlbare Zuschüsse, Zuschüsse zu den monatlichen Raten eines Wohnbaukredits, ein geförderter Kredit vom Land oder die Übernahme von Bürgschaften gegenüber der Bank.

Wenn du ein älteres Haus mit einer niedrigen Energieeffizienzklasse erwirbst, kannst du gleich in doppelter Hinsicht profitieren: einerseits von einem niedrigen Preis, andererseits von Förderungen für eine energetische Sanierung, für eine neue klimafreundliche Heizung und für den Einbau einer Photovoltaikanlage.

Im Rahmen der Förderungsaktion "raus aus Öl und Gas" und der Sanierungsoffensive 2023/2024 wird die thermische Sanierung mehrgeschossiger Wohnhäuser mit Beträgen zwischen 3.000 Euro und 14.000 Euro gefördert. Wenn du Dämmmaterial aus nachwachsenden Rohstoffen verwendest, gibts einen Zuschlag. Mehr Informationen findest du auf dieser Seite zur Umweltförderung des Bundes.

Die Errichtung einer Photovoltaikanlage – mit oder ohne Stromspeicher – fördert die österreichische Bundesregierung mit Investitionszuschüssen. Bis zu 30 Prozent der Kosten werden übernommen. Die Termine der sogenannten Fördercalls findest du auf dieser Seite der EAG-Abwicklungstelle. Anträge für die Förderung können auch nach Beginn der Arbeiten gestellt werden. Hast du die Anlage bereits in Betrieb genommen, ist es allerdings zu spät.

Mehr Infos zu Förderungen: 

In unserem Artikel „Mehr Förderung: So lohnt sich Photovoltaik für dich”.

Tauschst du ein fossiles Heizsystem gegen einen Nah- bzw. Fernwärmeanschluss aus oder installierst eine Wärmepumpe oder eine Biomasseheizung, unterstützt das die Bundesregierung mit einer Förderung von bis zu 75 Prozent der Kosten. Mehr Informationen findest auf dieser Seite der Umweltförderung des Bundes.

Möglichkeit 5: mit Erbbaurecht bauen

Das sogenannte Erbbaurecht ist – ein Baurecht: Dabei wird das Grundstück nicht verkauft, sondern für meist 99 Jahre verpachtet. Der Bauberechtigte erhält das Recht, auf einem Grundstück ein Haus zu errichten. Im Gegenzug muss er dem Grundstücksbesitzer einen Bauzins, eine Art Miete, zahlen.

Das Erbbaurecht lohnt sich für junge Familien mit wenig Eigenkapital. Sie profitieren davon, dass sie nur die Kosten für ein Haus und nicht auch noch die Kosten für das Grundstück aufbringen müssen. Sie können so ein geringeres Darlehen aufnehmen und haben dadurch eine geringere Belastung. Oft räumen Kirchen und Gemeinden Familien mit Kindern ein Baurecht mit günstigen Konditionen ein.

Der Nachteil: Der Bauherr wird niemals Eigentümer des Grundstücks, es sei denn, der Eigentümer verkauft es ihm. Er kann sein Haus nur eingeschränkt beleihen, der Grundstückseigentümer hat ein Mitspracherecht bei Umbauarbeiten und über die Jahre gerechnet, zahlt er in der Regel mehr an Miete, als wenn er das Grundstück gekauft hätte.

Nach Ablauf der Erbpacht kann der Grundstücksbesitzer das Haus übernehmen, muss die pachtende Familie dafür allerdings angemessen entschädigen. In den meisten Fällen kommt es allerdings zu einer Verlängerung der Frist oder der Hausbesitzer erhält die Gelegenheit, das Grundstück zu kaufen.

Gut Verhandeln

 Die Preise in Angeboten sind nicht in Stein gemeißelt.

Die Preise in Angeboten sind nicht in Stein gemeißelt.

Was immer hilft: gut verhandeln. Die Aussichten dafür stehen besser, nachdem der Immobilienboom vorerst vorbei ist. Nach einem jahrelangen Anstieg gingen die Immobilienpreise in Österreich im Jahr 2023 zurück. Angesichts hoher Zinsen halten sich Käufer zurück. Das stärkt die Verhandlungsposition der Käufer. Die Preise für Grundstücke und Häuser sind nicht in Stein gemeißelt, sondern Verhandlungsbasis.

Beobachte die Angebote auf Onlineportalen oder Internetseiten von Maklern. Je länger die Angebote schon stehen, desto größer ist die Chance, dass der Verkaufende von sich aus mit dem Preis runtergeht oder dass er verhandlungsbereit ist. Für die Verhandlung kann es nicht schaden, wenn du dir das Objekt vorher genau anschaust und dem Anbieter den einen oder anderen Nachteil unter die Nase reiben kannst.

FAQs – häufig gestellte Fragen

Welche Möglichkeiten der Finanzierung gibt es für ein Hausprojekt?
Immobilien werden meistens über ein Annuitätendarlehen finanziert. Dabei wird ein Kredit in der Regel durch monatliche Raten abbezahlt, die aus einem Zins- und einem Tilgungsanteil bestehen. Im Laufe der Zeit sinkt mit dem Darlehenssaldo auch der Zinsanteil an den Raten. Dieses Modell wird auch Tilgungsdarlehen genannt. Die wichtigsten Größen sind die Laufzeit sowie die Höhe der Raten und der Zinsen. Alle drei Größen hängen voneinander ab Eine andere Möglichkeit ist ein Bauspardarlehen: Ein Bausparvertrag bietet dir die Möglichkeit, mit einer attraktiven Verzinsung Eigenkapital anzusparen. Und außerdem erwirbst du mit einem Bausparvertrag das Anrecht, ein Bauspardarlehen zu einem günstigen Zinssatz in Anspruch zu nehmen. Er wird bei der Zuteilung des Darlehens über die gesamte Laufzeit festgeschrieben. Damit bist du also vor zukünftig steigenden Marktzinsen geschützt.

Was ist der Unterschied zwischen einem Bauspardarlehen und einem herkömmlichen Immobilienkredit?
Wenn du ein Bauspardarlehen möchtest, schließt du zunächst einen Bausparvertrag ab. Während wahlweise sechs oder zehn Jahren sparst du eine bestimmte Mindestsumme an. Nach dieser Ansparphase wird dir das Bauspardarlehen zugeteilt. Das kannst du dann nutzen, um eine Immobilie zu finanzieren. Bei einem herkömmlichen Immobilienkredit gibt es keine Ansparphase. Du nimmst den Kredit auf, wenn du eine Immobilie finanzieren möchtest.