Ökologisch bauen:
„Die Wohnqualität ist viel höher“

Es lohnt sich ökologisch zu bauen, sagt Günther Jedliczka, Geschäftsführer der OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH. Und das nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Geldtascherl zuliebe.

Günther Jedliczka kennt sich mit nachhaltigem Bauen aus. Als Geschäftsführer der OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH hat er in den vergangenen Jahren schon acht Gebäude in Passivbauweise bauen lassen. Die gemeinnützige Gesellschaft stellt Wohnraum für ausländische Studenten und Gastwissenschaftler in Österreich bereit. Außerdem veranstaltet sie seit 2005 eine Sommer-Uni zum Thema Grünes Bauen.

Günther Jedliczka, Geschäftsführer der OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH, ist Passivhaus-Fan. Zu seinen Projekten der vergangenen Jahre zählt auch das OeAD Gästehaus in unmittelbarer Nähe der Wiener Einkaufsstraßen. Photovoltaik-Module auf dem Dach decken hier einen beträchtlichen Teil des Energieverbrauches.
© OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH / Montage

Günther Jedliczka, Geschäftsführer der OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH, ist Passivhaus-Fan. Zu seinen Projekten der vergangenen Jahre zählt auch das OeAD Gästehaus in unmittelbarer Nähe der Wiener Einkaufsstraßen. Photovoltaik-Module auf dem Dach decken hier einen beträchtlichen Teil des Energieverbrauches.

Herr Jedliczka, warum sollte ich den Bau meines Hauses nach ökologischen Gesichtspunkten planen?

Der wichtigste Grund ist sicher, dass Sie ein Haus nicht nur für eine Nutzungszeit von fünf oder zehn Jahren planen, sondern es womöglich in den kommenden 40 bis 50 Jahren bewohnen wollen. Alles, was Sie jetzt umsetzen, ist auch für die Zukunft relevant. Wenn Sie also heute daran denken, Ihre Energiekosten zu senken und zugleich mit einer Windkraft- oder Photovoltaikanlage selbst zum Energielieferanten zu werden, dann macht das nicht nur ökologisch Sinn, sondern auch wirtschaftlich. Es gibt verschiedene Maßnahmen, mit denen Sie den Energiebedarf Ihres Hauses senken können: Das reicht von der Dämmung über die Fenster und die Lüftung bis hin zu energieeffizienten Haushaltsgeräten und Armaturen. Bei einem Nullenergiehaus produzieren Sie selbst über das Jahr so viel Energie, wie Sie verbrauchen, bei einem Plus-Energiehaus sogar mehr.

Wenn ich mein Haus nach den modernsten Umweltstandards bauen möchte, wie sieht das Haus dann am Ende aus?

Das ist das Schöne, Sie sehen es dem Haus nicht an, dass es ein Ökohaus ist – abgesehen natürlich von der Solaranlage auf dem Dach. Wir haben zum Beispiel einen Architekturpreis für unser Studentenwohnheim in der Molkereistraße in Wien gewonnen. Ein Ökohaus können Sie mit allen Baumaterialien bauen, egal ob aus Holz, Ziegel, Beton oder Lehm. Sie können wirklich alle Stückerl spielen. Das gilt übrigens auch in allen klimatischen Umgebungen: Ich denke dabei zum Beispiel an das Gebäude der österreichischen Botschaft in Jakarta oder an das Schiestlhaus in der Hochschwabgruppe. Es ist das erste hochalpine Passivhaus.

Beim GreenHouse, einem gemeinsam mit der ÖJAB und WBV-GPA entwickeltem Studentenheim, handelt es sich um das erste Energie-Plus-Studentenheim weltweit.
© Rupert Steiner

Beim GreenHouse, einem gemeinsam mit der ÖJAB und WBV-GPA entwickeltem Studentenheim, handelt es sich um das erste Energie-Plus-Studentenheim weltweit.

Was muss ich bei der Planung berücksichtigen?

Wir planen ja nicht nur ein Haus im Leben, wie es Privatleute in der Regel tun. Daher haben wir gelernt, dass man sehr viel Zeit in die Planung investieren muss. Dann funktioniert es auch. Vorab sollte man sich sehr gut informieren, zum Beispiel beim Passivhaus Institut oder bei Klimaaktiv. Ich rate auch dazu, möglichst viele Messen zu besuchen und sich Referenzprojekte anzuschauen, damit Sie herausfinden, was es gibt und was Sie wollen. Sie müssen zum Beispiel entscheiden, wie viel Energie Sie selbst erzeugen wollen. Dann sollten Sie intensiv mit allen reden, die am Bau beteiligt sind – von der Finanzierung über die Planung bis zur Ausführung.

Welche regionalen Begebenheiten gilt es beim ökologischen Bauen zu beachten?

Aus ökologischen Gesichtspunkten ist es natürlich besser, wenn Sie möglichst viel Wertschöpfung und Materialien nutzen, die vor Ort vorhanden sind, wie etwa Holz oder Lehm, und zur Dämmung lieber Stroh als Styropor verwenden. Klimatisch gibt es wie gesagt keine Einschränkungen.

Sollte ich eine Baufirma wählen, die sich auf ökologisches Bauen spezialisiert hat?

Ich denke, das muss nicht sein. Es kommt eher darauf an, dass die Leute offen und von der Sache überzeugt sind. Dann ist das kein Problem, wenn sie es zum ersten Mal machen. Umso wichtiger ist dann allerdings die gute Planung.

In Leoben knüpft der Mineroom an die lange Tradition des Berg- und Hüttenwesens der zweitgrößten Stadt der Steiermark an.
© J. Konstantinov

In Leoben knüpft der Mineroom an die lange Tradition des Berg- und Hüttenwesens der zweitgrößten Stadt der Steiermark an.

Ist so ein ökologischer Bau teurer als ein „normales“ Haus?

Auch hier muss man langfristig denken, was bei einem Haus ja angebracht ist. Und natürlich kommt es auch auf den individuellen Fall an. Bei einem Passivhaus liegen die Baukosten etwa null bis vier Prozent höher als bei konventioneller Bauweise. Das amortisiert sich aber nach null bis zehn Jahren. Danach profitiere ich also von der ökologischen Bauweise. Daher kann man sagen, dass die ökologische Bauweise unter dem Strich wirtschaftlich günstiger ist als die konventionelle. Hinzukommt, dass die Wohnqualität viel höher ist: Die Luft ist besser, es gibt weniger Schimmel und Allergiker haben weniger Probleme. Das liegt an der kontrollierten Be- und Endlüftung. Glauben Sie mir, ich habe in unseren Studentenwohnheimen den direkten Vergleich, die Luft im Passivhaus ist wirklich viel besser.

Kann ich Zuschüsse beantragen?

Es gibt verschiedene Fördertöpfe, zum Beispiel, wenn Sie eine Photovoltaikanlage auf Ihrem Haus errichten. Auch in den Regionen gibt es Förderungen, es lohnt sich also, sich genau zu informieren. In Wien gibt es zum Beispiel ein Förderprogramm für Gewerbebauten. Aber ich kann nur sagen: Wir würden es auch ohne Förderung machen, denn es rechnet sich in jedem Fall.

In nur einer Woche wurde das Studentenheim „PopUp – GreenFlexStudios“ für 40 Studenten in der Seestadt Aspern errichtet.
© Lang Consulting

In nur einer Woche wurde das Studentenheim „PopUp – GreenFlexStudios“ für 40 Studenten in der Seestadt Aspern errichtet.

Um das Wissen über nachhaltiges Bauen zu fördern, veranstalten Sie die Sommer-Uni Green.Building.Solution. Wie wird ökologisches Bauen in der Zukunft aussehen?

Wir veranstalten diese Sommer-Uni in Wien heuer bereits zum neunten Mal. Zu dem dreiwöchigen Kurs kommen Studenten aus der ganzen Welt, denn Österreich ist hier tatsächlich Vorreiter und wir können vor Ort vieles zeigen. Ein Beispiel für nachhaltiges Bauen in neuen Dimensionen ist das HoHo Haus in Wien. Es ist ein 84 Meter hohes Hochhaus aus Holz, das höchste auf der Welt. Es wird im Baukastensystem gebaut, auch das ist ein Trend für die Zukunft: Die Preise für Module fallen und Effizienz wird immer besser, das wird nachhaltiges Bauen insgesamt kostengünstiger machen. Schließlich wird auch das Thema dezentrale Energieversorgung eine immer größere Rolle spielen: Immer mehr Privatleute werden vom Energiekunden zum Energieerzeuger werden.

Eigenheime nachaltig bauen

Wie Günther Jedliczka erklärt, ist ökologisches Bauen eine nachhaltige und wirtschaftliche Wahl für die Zukunft. Auch private Häuselbauer haben mit Energiesparhäusern die Möglichkeit, den Energiebedarf zu senken und selbst zum Energielieferanten zu werden, indem sie erneuerbare Energien nutzen. Auf der Seite über Energiesparhäuser erfährtst du  mehr über die verschiedenen Maßnahmen, mit denen du dein  Haus energieeffizient gestaltest und wie du von Förderungen profitierst.

Lesetipp:
Tipps für die Wärmedämmung im Zuge einer Sanierung liest du in unserem Artikel Richtig Dämmen – so hält dein Haus dicht.