Auf den Garten gekommen:
Zeit für die erste Aussaat

Österreichs Gärten erwachen aus dem Winterschlaf. Zeit, die ersten Pflanzerln zum Aussetzen vorzubereiten, denn ein blühender Garten entsteht im Winter.

Zusehen, wie das eigene Essen wächst, macht Spaß und Appetit.
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Zusehen, wie das eigene Essen wächst, macht Spaß und Appetit.

Wenn Anne Schuster derzeit aus dem Fenster schaut, entdeckt sie die ersten Frühjahrsboten: Krokusse, Zierkirsche und sogar die Pfingstrose zeigen ihr und den mehr als zwei Millionen anderen Gartenbesitzern in Österreich, dass der Winterschlaf bald beendet ist! Anne Schuster steht deshalb vor der alljährlichen Frage: „Was soll und will ich dieses Jahr anbauen? Duftende Blumen, nahrhafte Erdäpfel, Beeren und Salate oder frisches Gemüse?” Ihr Reich ist eine 600 qm große Bündt, die aus Obstbäumen, einer Wiese und zu einem Drittel aus einem Kobas besteht. 

Mit ihrem Garten lebt sie im Rhythmus der Natur. Sie ist sich sicher: „Hat man dem Essen beim Wachsen zugesehen, schmeckt es gleich viel besser.“ Das weiß auch Bloggerin Birgit aus Wien. In ihrem Blog „Fräulein im Glück“ schreibt die junge Mutter über ihre ersten angebauten Zucchini, Kohlrabi und Cocktailtomaten: „Der Kampf gegen die Schnecken ist schrecklich ernüchternd und eigentlich klappt nie etwas so, wie ich es will, doch der Geschmack des eigenen Gemüses ist mit nichts zu vergleichen.“ Von Jahr zu Jahr will sie nun mehr Bio-Kistlgemüse durch Selbstangebautes ersetzen.

Schon jetzt erstes Gemüse säen

Wer einen gut bepflanzten Garten hat, kann sich tatsächlich das ganze Jahr über von der eigenen Ernte ernähren. Hobbygärtner sollten jetzt loslegen: Der alte Boden muss gelockert und gelüftet, neue Nährstoffe eingearbeitet werden. Dafür sorgen zum Beispiel in die Beete gestreute Hornflocken und eine Schicht Kompost. Dann kann frostunempfindliches Gemüse ausgesät werden: Radieschen, Karotten, Pastinaken. Auch mit Weiß- und Rotkohl kann man jetzt beginnen.

Außerdem ist es an der Zeit, die Jungpflanzen vorzuziehen. Als Setzlinge auf Fensterbänken oder in geschützten Frühbeeten machen viele Gemüsepflanzen ihre ersten, zaghaften Wachstumsschübe: Kohlrabi, Brokkoli, Wirsing und Lauch. Eine wöchentliche Behandlung mit aufgesprühtem Kamillen-Schachtelhalm-Tee beugt gegen Stengelfäule und Mehltau vor. Zu den beliebten Zöglingen gehören auch Paprika, Kürbis, Zucchini – und das Lieblingsgemüse der Österreicher, der Paradeiser. Aber Vorsicht, sie sollten erst nach den Eisheiligen Mitte Mai in den Garten verpflanzt werden.

Eigentlich klappt nie etwas so, wie ich es will, doch der Geschmack des eigenen Gemüses ist mit nichts zu vergleichen.“

Bloggerin Birgit, suchtdasglueck.at

Wenn man richtig ansät, kann man die selbst gezogenen Pflanzen zur Jahreszeit passend auspflanzen.<br>[Bild: © <a href=http://www.garteling.at>garteling Gartenblog</a>]
© Ulli Cecerle-Uitz

Wenn man richtig ansät, kann man die selbst gezogenen Pflanzen zur Jahreszeit passend auspflanzen.
[Bild: © garteling Gartenblog]

WAS WIRD WANN GESÄT?

FEBRUAR
Frühbeet: Weiß- und Rotkraut (ab März ins Freiland); Sellerie (ab Mai ins Freiland)
Freiland: Radieschen (Ende Februar bis Anfang September)

MÄRZ
Frühbeet: Kohlrabi (ab April ins Freiland); Brokkoli (von Mai bis Juni ins Freiland); Wirsing (ab April ins Freiland); Lauch (ab April ins Freiland); Gurke, Paradeiser, Paprika, Kürbis, Zucchini (alle ins Freiland ab Mitte Mai, nach den Eisheiligen)
Freiland: Karotten, Pastinaken, Kopfsalat, Erbsen, Feldsalat, Spinat, Schalotten

APRIL
Rucola, Zuckererbse, Mangold, Zwiebel, Rote Rüben

MAI
Buschbohne und Stangenbohne, Kräuter wie Basilikum, Majoran, Bohnenkraut

Faustregel: Gemüsearten aus der gleichen Pflanzenfamilie nicht zusammensetzen. Sie sind genetisch ähnlich, deshalb übertragen sie leichter Krankheiten und zehren den Boden aus.
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Faustregel: Gemüsearten aus der gleichen Pflanzenfamilie nicht zusammensetzen. Sie sind genetisch ähnlich, deshalb übertragen sie leichter Krankheiten und zehren den Boden aus.

WER PASST ZU WEM?

Paradeiser & Salat: Paradeiserwurzeln wachsen tief in den Boden und holen sich dort Nährstoffe. Der Salat hingegen ist ein Flachwurzler. Sie kommen sich nicht in die Quere.

Buschbohnen & Gurken: Buschbohnen können aus der Luft den Stickstoff filtern und im Boden speichern. Dieser wird den Gurken, die viele Nährstoffe brauchen, zur Verfügung gestellt.

Basilikum & Zucchini: Basilikum schützt Zucchini vor Mehltaubefall und lockt durch seinen Geruch Insekten an, die Zucchiniblüten bestäuben.

Erdäpfel & Kümmel: Kümmel sorgt für besseres Wachstum und Aroma der Erdäpfel.

Karotten & Zwiebeln: Karotten halten die Zwiebelfliege fern, die Zwiebeln vertreiben die Möhrenfliegen.

Nicht alles passt zusammen

Ziehen die Pflanzerl in den kommenden Monaten endlich in die Beete um, gilt vor allem eins: Die Mischung macht’s. „Das Credo aller Natur-Gartler: Mono ist out“, schreibt Gartenliebhaberin Ulli Cecerle-Uitz auf ihrem Blog Garteling. „Ein Mix an zahlreichen Pflanzen ist angesagt. Aber immer drauf achten, wer mit wem am besten kann.“ Klassische Kombinationen seien etwa Karotte und Zwiebel oder Erdapfel und Kümmel. „Meistens reicht es, nur zwei Pflanzen zusammenzusetzen und es werden Blattläuse abgehalten oder das Aroma von Gemüse verbessert sich“, weiß Cecerle-Uitz aus eigener Erfahrung. Knoblauch helfe gegen Blattläuse und Salbei rund ums Gemüsebeet vermiese Schnecken ihre Fresslust.

Bio-Expertin Doris Kampas gibt auf dem Blog noch einen Tipp zur Aussaat: „Zu geringer Abstand zwischen den Pflanzen ist der Kardinalsfehler im Gemüsebeet! Paprika und Chili brauchen zumindest 40 x 40 cm Abstand, Tomaten sogar 60 x 60 cm zwischen den Pflanzen.“ Um immer wieder neuen Ertrag zu haben, können beispielsweise die Erntelöcher von Karotten, Lauch oder Zwiebeln mit neuen Steckzwiebeln oder jungem Lauch aufgefüllt werden. Salate sollte man von Mitte März bis Mitte Mai im zweiwöchentlichen Abstand pflanzen, sodass man zeitversetzt knackiges Grün verspeisen kann. An die leeren Stellen kommen Setzlinge von Rotem Radicchio, Endivien oder Chicorée für die Spätherbsternte.

Kann man allein vom Eigenanbau leben? 

Michael Hartl und Lisa Pfleger haben Wien vor sechs Jahren den Rücken gekehrt und sind auf einen Bauernhof im Südburgenland gezogen, um das Leben vom Eigenanbau auszuprobieren. Auf ihrem 8.000-Quadratmeter-Grundstück mit Streuobstwiese, Kräutergärten und Gemüsebeeten gelingt das ganz gut. Über ihr „Experiment Selbstversorger“ schreiben sie in einem Blog, auf Facebook folgen ihnen 72.000 Menschen. „Komplette Selbstversorgung ist für die meisten eher ein schöner Tagtraum“, sagt Lisa Pfleger. „Aber viele wollen das zumindest in Teilen leben.“ 

In ihrem Experiment haben sie eines gelernt: Ein Garten macht Arbeit. Sogar sehr viel Arbeit. Wenn man allein vom selbst angebauten Obst und Gemüse leben will, kann daraus leicht ein Fulltime-Job werden. Jäten, säen, gießen, ernten – das nimmt viele Stunden Arbeit am Tag in Anspruch, soll der Ertrag zum Leben reichen. Zudem braucht man Platz, viel Platz. Für eine vollständige Selbstversorgung einer Person werden rund 170 Quadratmeter Grundstück benötigt, für eine teilweise Selbstversorgung reichen 25 Quadratmeter – oder weniger. Am besten einfach klein anfangen, nur die Lieblingsgemüse der Familie pflanzen und häufig benötigte Küchenkräuter. Der Grad der Selbstversorgung lässt sich von Jahr zu Jahr erhöhen. Garteln soll ja nicht nur Arbeit sein, sondern vor allem Spaß machen.

Ein Garten macht viel Arbeit und bringt beinahe das ganze Jahr über Ertrag. <br>[Bild: © <a target="_blank" href="http://www.garteling.at">garteling Gartenblog</a>]
© Ulli Cecerle-Uitz

Ein Garten macht viel Arbeit und bringt beinahe das ganze Jahr über Ertrag.
[Bild: © garteling Gartenblog]

Lesetipp: Erfahre, wie du einen Staketenzaun für deinen Garten selbst baust – in unserem Artikel Staketenzaun selbst gebaut: Schritt für Schritt.