Mit Leichtigkeit erfolgreich

Kinder auf der ganzen Welt fahren Fahrräder von Woom. Und das ist erst der Anfang.

Räder in vielen Größen für die Kleinen
©woom

Räder in vielen Größen für die Kleinen

Aufregende Zeiten im Woom-Hauptquartier in Klosterneuburg. Ende September hat der Hersteller von Kinderfahrrädern bekanntgegeben, dass erstmals Investoren mit an Bord kommen. Neben der Beteiligungsfirma Bregal gibt es noch drei weitere Geldgeber, darunter Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner. Marcus Ihlenfeld und Christian Bezdeka, die Gründer von Woom, schließen damit ihren intensiven Auswahlprozess ab. „Wir sind super happy, dass es geklappt hat“, sagte Ihlenfeld. „Jetzt geht es erst richtig los.“

In einer Garage fing alles an

Dabei ist Woom schon lange kein Startup mehr. Vor acht Jahren beschlossen Ihlenfeld und Bezdeka, Fahrräder für Kinder zu bauen. „Alles begann mit der Suche nach dem perfekten Rad für unsere eigenen Kinder“, sagt Ihlenfeld. „Wir wollten genau wissen, was denn das ideale Kinderrad ausmacht.“ Als gelernter Biomedizintechniker und studierter Industriedesigner hatte Bezdeka bereits Erfahrungen in der Radbranche gesammelt. Ihlenfeld brachte als Marketing-Chef von Opel sein Know-how mit. In einer Garage in Wien entstanden 2013 die ersten Fahrräder. 

Bezdeka befasste sich in den Anfängen intensiv mit der Anatomie der Kleinsten. Da er im Netz zu wenige statistische Daten darüber fand, stellte er eigene Berechnungen an und entwickelte Größentabellen, um die Räder optimal an die Bedürfnisse der kleinen Körper anzupassen. An die 200 Kinder lernten vor der Garage spontan das Fahrradfahren mit den ersten Woom Bikes, erinnern sich die Gründer. „Diese Erfahrung sorgte für den magischen Wow-Moment, der uns bis heute beflügelt“, sagt Ihlenfeld.

Woom-Gründer Christian Bezdeka und Marcus Ihlenfeld
©woom

Woom-Gründer Christian Bezdeka und Marcus Ihlenfeld

Ein Fahrrad, das „mitwächst“

Aber was macht die Räder von Woom so besonders? Die beiden „radlnarrischen Papas“ haben den Fokus konsequent auf die Entwicklung von Kinderfahrrädern gelegt. Nie ging es darum, Räder für Erwachsene einfach nur zu schrumpfen, sondern Radfahren für Kinder von Grund auf neu zu denken. Deshalb ist die Geometrie des Rahmens mit dem tiefen Einstieg, der niedrigen Sitzpositionen und dem langen Radstand einzigartig. Hochwertig verarbeitetes Aluminium sorgt für Stabilität bei geringem Gewicht. Im Schnitt wiegen Woom Bikes bis zu 40 Prozent weniger als herkömmliche Kinderräder. Das Woom 1 für Kinder zwischen 1,5 und 3,5 Jahre bringt ohne Pedale gerade einmal drei Kilogramm auf die Waage.

Und es sind die Details, die den Unterschied machen. So ist der Sattel für eine aufrechte Sitzhaltung optimiert und an die Anatomie des kindlichen Beckenknochens angepasst. Die Lenkerhalterung kommt ohne hervorstehende Schrauben aus, an denen sich Kinderknie stoßen. Ein sogenannter Lenkeinschlagbegrenzer, bestehend aus einem Gummiring zwischen Gabel und Rahmen, stabilisiert die Lenkung. Er unterstützt das Kind beim Geradeausfahren und verhindert Stürze durch zu starken Lenkereinschlag. 

In sechs Größen wächst das Woom Original bis ins Teenager-Alter mit. Im Rahmen eines Upcycling-Programms können Mitglieder beim Kauf des nächstgrößeren Rads das gebrauchte Woom Bike zurückgeben und erhalten dafür 40 Prozent des ursprünglich gezahlten Kaufpreises gutgeschrieben. Die zurückgegebenen Velos werden überholt und anschließend als Gebrauchtrad wieder in den Umlauf gebracht. 

Ausgebremst durch Corona

Auf diese Weise ist Woom in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. In der DACH-Region zählt Woom zu den Marktführern. Mittlerweile ist jedes dritte neu gekaufte Kinderfahrrad in Österreich ein Woom Bike. „In fünf Jahren möchten wir in über 100 Ländern vertreten sein, um so viele Kinder wie möglich fürs Fahrradfahren zu begeistern“, sagt Ihlenfeld. In Österreich beschäftigt das Unternehmen derzeit rund 100 Mitarbeiter. 

Bis Ende 2019 erfreute sich Woom über ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 75 Prozent bei den Fahrradverkäufen. Doch mit zunehmender Dauer der Corona-Pandemie in diesem Jahr zeigte sich, dass man die explodierende Nachfrage nur schwer bedienen konnte. „Wegen der weltweiten Beschränkungen kam es zu Lieferengpässen bei Komponenten und damit zu Verzögerungen in der Produktion“, sagt Ihlenfeld. Ein herber Rückschlag, hatte man doch gerade erst das Portfolio erweitert. Zum Woom Off im Frühjahr, einem Mountainbike für Kinder, kam im Juni mit dem Woom Up ein vielbeachtetes E-Moutainbike dazu. „Die Kinder werden es mit Sicherheit lieben“, schreibt Spiegel Online. 

Mit neuer Kraft durchstarten

Es war klar: Ihlenfeld und Bezdeka mussten handeln, um das Vertrauen in die Marke nicht zu gefährden. Im August holten sie mit Guido Dohm einen erfahrenen Chief Operating Officer. Der Fashion- und Lifestyle-Experte soll die Digitalisierung der Lieferketten vorantreiben. Außerdem begaben sich die Gründer auf Partnersuche, um mit frischem Kapital die Internationalisierung besser steuern zu können und die Produktion in Europa aufzubauen. 

Mit dem Einstieg der Investorengruppe ist dieses Ziel erreicht. „Dass wir jetzt mit neuem Kapital weiterwachsen, um noch mehr Kinder weltweit fürs Radfahren zu begeistern und die steigende Nachfrage zu befriedigen, ist der logische nächste Schritt“, schreibt Ihlenfeld im Unternehmensblog. „Verglichen mit dem, was wir jetzt vor uns haben, war die letzten Jahre eine Art Warm-up”.