#InventedInAustria:
die Schreibmaschine

Österreicher sind erfindungsreich – das zeigen wir in unserer Serie „Invented in Austria“. In Folge 8 geht es um den Zimmermann Peter Mitterhofer, der 1866 am Wiener Kaiserhof die erste funktionstüchtige Schreibmaschine präsentierte.

In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wurden die ersten Schreibmaschinen industriell hergestellt.

In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wurden die ersten Schreibmaschinen industriell hergestellt.

Der 1822 in der Nähe von Meran geborene Tischler Peter Mitterhofer war musikalisch begabt und baute zunächst Musikinstrumente mit Tasten, Hämmerchen und Verbindungshebeln, die auf Holzplättchen schlugen und „lachende Töne“ erzeugten. Als Kind besuchte er eine Dorfschule und arbeitete anschließend mehrere Jahre im väterlichen Tischlereibetrieb.Zeitgenossen beschreiben ihn als sehr lebenslustig. So verdiente sich der Zimmermann mit 26 Jahren seinen Lebensunterhalt als Kunstpfeifer und Bauchredner während er in Italien, Frankreich, Deutschland und im Balkan auf die Walz ging.

Die erste Schreibmaschine war aus Holz

Schreibmschinen von Peter Mitterhofer
links: ©SchiDD rechts: ©Reinraum

Schreibmschinen von Peter Mitterhofer

Mit 40 Jahren begann der kreative Geselle dann mit der Arbeit an seinem Schreibgerät. Man vermutet, dass ihn das Instrument, das die lachenden Töne erzeugte, inspirierte, eine Schreibmaschine zu bauen. 1862 entwickelte der Südtiroler zwei Modelle, die fast nur aus Holz bestanden. Sein drittes Modell dagegen, war schon fast vollständig aus Metall und entstand in Zusammenarbeit mit einem Schmied.

Bis zum Jahre 1866 entwickelte Mitterhofer ohne technische Hilfsmittel und mit einfachstem Werkzeug insgesamt fünf Prototypen, darunter sein „Meraner Modell 1866“ aus Metall, das mit Groß- und Kleinschreibung sowie Ziffern ausgestattet war.

Besuch beim Kaiser

Peter Mitterhofers „Meraner Modell”
©ManfredK

Peter Mitterhofers „Meraner Modell”

Mit diesem Modell machte sich der Erfinder 1866 zu Fuß auf den Weg von Südtirol nach Wien, um dem Kaiser seine neueste Erfindung vorzustellen: einen Schreibapparat mit Volltastatur, Papierwalze, Typenhebelkorb und Zwischenraumtaste. Kaiser Franz Joseph I. kaufte ihm die Schreibmaschine für 200 Gulden ab und übergab das 15 Kilogramm schwere Modell dem Polytechnischen Institut zur Prüfung.

Doch der erhoffte Erfolg blieb aus: „Zur praktischen Verwendbarkeit dieser Erfindung müssen die Unterzeichneten bemerken, dass eine eigentliche Anwendung dieses Apparates wohl nicht zu erwarten stehe“, schrieben die Gelehrten in das ansonsten positive Gutachten. Auch mit dem überarbeiteten neuen „Wiener Modell 1869“ konnte Mitterhofer 1870 das Polytechnische Institut nicht vom praktischen Nutzen seiner Erfindung überzeugen. Resigniert ließ der Erfinder seinen Apparat für 150 Gulden in Wien zurück. Ein Patent meldete er nie an.

Würdigung erst nach seinem Tod

Mitterhofer war nicht der einzige, der an einer Entwicklung der Schreibmaschine tüftelte. Dem Schreibmaschinenerfinder Henry Mill aus England erging es mit seiner Patentschrift aus dem Jahr 1714 ähnlich wie dem Österreicher – auch seine Erfindung wurde niemals in Serie gebaut.

Mehr Glück hatte der US-amerikanische Journalist Christopher Latham Sholes, als er 1873 sein Patent für die von ihm entwickelte „Typewriter“ an die Waffen- und Nähmaschinenfabrik Remington verkaufte, womit schließlich Mitte der 1880er Jahre der Siegeszug der Schreibmaschine begann.

Bildnis Peter Mitterhofer aus einem Zeitungsausschnitt

Bildnis Peter Mitterhofer aus einem Zeitungsausschnitt

Peter Mitterhoferempfand das Aufkommen der ersten Schreibmaschinen aus den USA als tragisch. Er lebte bis an sein Lebensende in seinem Geburtsort Partschins in Südtirol in bescheidenen Verhältnissen als Kleinstbauer mit ein paar Ziegen und wurde als „Narr von Partschins“ verspottet. Erfinderisch blieb er trotzdem bis ins hohe Alter: Als seine Frau schwer erkrankte und den Haushalt nicht führen konnte, erfand er eine Waschmaschine. 1893 verstarb der Erfinder im Alter von 70 Jahren. Seine Geburtsstadt Partschins richtete ihm zu Ehren 1998 das Schreibmaschinenmuseum Peter Mitterhofer ein, das eine Sammlung von mehr als 1.200 Schreibmaschinen aus aller Welt beherbergt.

 

#InventedInAustria

Folge 1: Die mechanische Nähhand

Folge 2: Die Dehnung der Zeit

Folge 3: Die Tubenzahnpasta

Folge 4: Der Würfelzucker

Folge 5: Die Postkarte

Folge 6: Das Lagerbier

Folge 7: Der Doppler-Effekt