#Invented in Austria:
die Schneekugel

Österreicher sind erfindungsreich – das zeigen wir in unserer Serie „Invented in Austria“. In Folge 9 geht es um den Mechaniker für Chirurgieinstrumente Erwin Perzy, der Ende des 19. Jahrhunderts in Wien die Schneekugel erfand.

Immer wieder faszinierend: Schneekugeln

Immer wieder faszinierend: Schneekugeln

Bei so mancher Erfindung spielt der Zufall eine entscheidende Rolle. So zum Beispiel bei dem Alchimisten Johann Friedrich Böttger, der eigentlich Gold herstellen wollte und dabei das Porzellan erfand. Oder beim Mediziner und Bakteriologen Alexander Fleming, dessen nachlässig aufgeräumtes Labor der perfekte Nährboden für einen bestimmten Schimmelpilz bildete, was zur Entdeckung des Penicillins führte. Und auch dem Mechaniker für Chirurgie-Instrumente Erwin Perzy kam der Zufall zur Hilfe. Denn Perzy hatte eigentlich nicht die Absicht, eine Schneekugel zu entwickeln, sondern experimentierte an einer Beleuchtung für Operationssäle. Was ist da schiefgelaufen?

Leise (g)rieselt der Schnee

Erwin Perzy im Alter von 25 Jahren, Familie Perzy heute

Erwin Perzy im Alter von 25 Jahren, Familie Perzy heute

Der Wiener Mechaniker hatte berufsbedingt oft in Spitälern zu tun und erhielt den Auftrag, bessere Lichtquellen für Chirurgen zu entwickeln. Damals wurden Kohlenfadenlampen eingesetzt. Das waren die ersten elektrischen Glühlampen, bei denen als temperaturbeständiger elektrischer Leiter ein Glühfaden aus Kohle benutzt wurde und die nicht besonders hell waren.

Um den Schein einer Kohlenfadenlampe zu verstärken, stellte Perzy einen mit Wasser gefüllten Glaskolben vor die Glühbirne. Um das Licht noch heller zu machen, gab er Glasspäne in das Wasser. Seine Hoffnung war, dass dies Lichtreflexionen erzeugen würde. Doch die Glasspäne waren zu schwer und sanken sofort auf den Boden. Perzy probierte verschiedene weitere Stoffe aus und schüttete schließlich Grieß ins Wasser. Die langsam herabrieselnden Körner erinnerten ihn an Schneefall.

Die Schneekugel als Verkaufsschlager

links: Die Basilika von Mariazell um 1880, rechts: Perzys erste Schneekugel

links: Die Basilika von Mariazell um 1880, rechts: Perzys erste Schneekugel

Zufälligerweise besaß Erwin Perzy eine Miniatur der Basilika von Mariazell. Diese Miniatur setzte er 1889 unter ein mit Wasser und Gries gefülltes Glas. Er nannte seine Erfindung: Glaskugel mit Schneeeffekt. Ein Freund hatte einen Andenkenstand im Wallfahrtsort Mariazell und bot Perzys Schneekugel dort an. Die wurde sofort zum Verkaufsschlager. Daraufhin ließ sich Perzy die Idee der Schneekugel im Jahr 1900 patentieren und eröffnete die erste Schneekugelmanufaktur.

Mittlerweile gehören Schneekugeln weltweit zu den beliebtesten Souvenirs. Fast alle touristisch wichtigen Orte der Welt haben ihre Skyline oder bekannte Bauwerke unter Glas. Und auch die Schneekugelmanufaktur in Wien existiert noch. Sie wird heute in der dritten und vierten Generation geführt und produziert jährlich um die 200.000 Schneekugeln. Neben der Werkstatt gibt es ein Geschäft und ein kleines Museum.

 

#InventedInAustria

Folge 1: Die mechanische Nähhand

Folge 2: Die Dehnung der Zeit

Folge 3: Die Tubenzahnpasta

Folge 4: Der Würfelzucker

Folge 5: Die Postkarte

Folge 6: Das Lagerbier

Folge 7: Der Doppler-Effekt

Folge 8: Die Schreibmaschine