#Invented in Austria:
der Mini-Satellit Adler-1

Österreicher sind erfindungsreich – das zeigen wir in unserer Serie „Invented in Austria“. In Folge 10 geht es um einen Mini-Satelliten, der gefährlichen Weltraumschrott im All aufspüren und kartieren soll.

Soll Schrott in der Erdumlaufbahn aufspüren: Satellit Adler-1
© ÖWF/vog.photo

Soll Schrott in der Erdumlaufbahn aufspüren: Satellit Adler-1

Manche Erfinder forschen jahrelang und erleiden herbe Rückschläge, bis ihnen endlich der Durchbruch gelingt. Und bei anderen geht alles wahnsinnig schnell. Die Entwicklung des Mini-Satelliten Adler-1 ging sogar in Raketengeschwindigkeit. In nur einem Jahr entwickelten zwei von Österreichern gegründete Start-ups und das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) gemeinsam einen Mini-Satelliten für die Erforschung und Kartierung von Weltraumschrott. Der Name Adler steht für Austrian Debris Detection Low Earth Reconnoiter, übersetzt: österreichischer Erkunder für Schrott in der Erdumlaufbahn.

Müll im Orbit 

Menschen vermüllen auch den Weltraum

Menschen vermüllen auch den Weltraum

Schon sehr kleine Teilchen, die frei im Weltraum schweben, können Satelliten, Raumfahrzeuge oder -anzüge von Astronauten beschädigen. Deshalb soll Adler-1 ab dem dritten Quartal 2021 gefährlichen Weltraumschrott im All aufspüren. „Man geht davon aus, dass mehr als 170 Millionen Teilchen, die größer sind als ein Millimeter, aber auch Milliarden im Sub-Millimeter-Bereich im Orbit herumschwirren“, sagt ÖWF-Direktor Gernot Grömer. Mit einer Geschwindigkeit von zehn Kilometern pro Sekunde können auch kleine Partikel die Schlagkraft einer Pistolenkugel entwickeln.

Die Erfinder

Gernot Grömer/ÖWF, Christian Federspiel/Findus Venture GmbH, Peter Platzer/Spire Global
© ÖWF/vog.photo

Gernot Grömer/ÖWF, Christian Federspiel/Findus Venture GmbH, Peter Platzer/Spire Global

Erfinder und Firmenpartner des Satellitenprojektes Adler-1 sind der Österreicher Peter Platzer, CEO des Technologieunternehmens Spire Global im Silicon Valley, Christian Federspiel, CEO der Findus Venture GmbH in Goldwörth in Oberösterreich, und Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums. Spire Global hat im Silicon Valley in den USA bereits mehr als 100 Satelliten gebaut. Über Findus investiert der IT-Entrepreneur Christian Federspiel, Mitgründer der Softwarefirmen Catalysts und Cloudflight, in Start-ups. Das ÖWF fertigt das spezielle Messinstrument zum Aufspüren des Weltraumschrotts und kümmert sich um die Organisation. 

Vorteil Leichtigkeit

Der „Small-Sat Adler-1“ besteht aus drei würfelförmigen Einheiten mit jeweils zehn Zentimetern Kantenlänge. Er soll in 600 Kilometern Höhe Weltraumschrott mit einem Radargerät und einer Art Mikrofon aufspüren. Das Radar übernimmt dabei die Kartierung der Teilchen bis zur Größe eines Sandkorns, das Mikrofon die noch kleineren Teilchen. Der Einschlag eines Partikels auf einer am Satellit befestigten Membran löst eine kleine Schallwelle aus, diese liefert ein elektrisches Signal und macht so den Mini-Schrott sichtbar.

Adler-1 ist ein sehr leichter Satellit und hat die Vorteile einer kürzeren Entwicklungszeit und geringerer Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Satelliten. Der nur 30 Zentimeter lange und zehn Zentimeter breite und hohe Satellit soll mit einem der kommerziellen Anbieter aus den USA, Indien oder auch Russland ins All gebracht werden.

Pläne für die Zukunft

Die Firmenpartner betrachten das Pilotprojekt als einen Anfang und planen bereits die nächsten Schritte. Ihre Idee ist es, fix und fertige Satelliten inklusive eines Orts, eines festgelegten Termins und bewilligter Funkfrequenzen für den Start bereitzustellen. Auch an der Verfeinerung der Messinstrumente soll weiter gearbeitet werden. Die gewonnenen Daten sollen Forschern zur Verfügung gestellt werden, damit diese auswerten können, woher die Teilchen kommen, wohin sie fliegen, wie schnell und wie groß sie sind. Ziel ist es, mit diesen Erkenntnissen den Betrieb von Satelliten sicherer zu machen.

Österreichisches Musterbeispiel

Das österreichische Hightech-Projekt ist ein Musterbeispiel für den vielseitigen Ideenreichtum und unermüdlichen Erfindergeist sowie eine starke Verknüpfung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung lokal und international. „Fünf Tonnen schwere Satelliten, die ein Jahrzehnt Planung, Bau und Milliarden verschlingen, werden von wenige Kilo leichten Kleinsatelliten – sogenannten Small-Sats – mit deutlich kürzerer Entwicklungszeit verdrängt“, sagt Findus-Venture CEO Christian Federspiel voraus. „Etablierte Institutionen und Unternehmen wie Nasa, Esa oder Boeing haben wie damals IBM diese Revolution zu spät erkannt und geben jetzt die Top-Plätze an derzeit noch wenig bekannte Startups ab.“

#InventedInAustria

Folge 1: Die mechanische Nähhand

Folge 2: Die Dehnung der Zeit

Folge 3: Die Tubenzahnpasta

Folge 4: Der Würfelzucker