Roboter und Tracker auf dem Bauernhof

Mehr als 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde wollen ernährt werden. Das geht nur, wenn die Bauern besser wirtschaften können. Das „Innovation Farm”-Projekt in Österreich hilft ihnen dabei.

Das Thema Tierwohl gewinnt in der Landwirtschaft an Bedeutung. Innovation Farm unterstützt die Forschung.
www.innovationfarm.at

Das Thema Tierwohl gewinnt in der Landwirtschaft an Bedeutung. Innovation Farm unterstützt die Forschung.

Die Landwirtschaft spielt in Österreich immer noch eine große Rolle, für Lebensmittel, Futter und nachwachsende Rohstoffe, aber auch, um die Kulturlandschaft zu erhalten. Doch die Zahl der Höfe und der Landwirte sinkt seit Jahrzehnten. Längst haben deswegen digitale Techniken und vernetzte Maschinen den Landwirte geholfen, ihre Höfe effizienter zu führen. Mit dem Projekt Innovation Farm wollen Wissenschaftler, Landwirte und Verbände nun weiter erkunden, welche neuen Verfahren den Bäuerinnen und Bauern weiter helfen könnten. Innovation Farm wird von der Bundesregierung gefördert, insgesamt fließen 1,9 Millionen Euro an EU-, Bundes- und Ländermitteln seit Jänner 2020 an die Betriebe, die die neuen Verfahren testen. Wir stellen drei Projekte vor, die die Landwirtschaft vielleicht besser machen können.

Das Bergschaf mit dem GPS-Tracker

Das verlorene Schaf wird heute mit GPS getrackt.
www.innovationfarm.at

Das verlorene Schaf wird heute mit GPS getrackt.

Wer Schafe, Ziegen oder Kühe unter alpinen Bedingungen züchtet und hütet, weiß, wie arbeits- und zeitintensiv das ist. Vor allem die Suche nach der Herde im unübersichtlichen und unwegsamen Gelände kostet enorm viel Zeit. Dabei müssen sich die Hirten auf den Almen meist auch noch mit Touristen kümmern, die im Sommer auf den Höfen wohnen.

GPS-Halsbänder an Weidetieren sollten die Tierhalter unterstützen, indem die Tracker Daten zum Standort, aber auch zum Gesundheitszustand der Tiere lieferten. So konnten sie Körpertemperatur messen oder durch auffällige Bewegungsmuster darauf aufmerksam machen, dass ein Schaf verletzt ist und humpelt.

Die Ergebnisse zeigten: Dank der Positionsdaten konnten die Hirten den aktuellen Aufenthalt der Tiere klar erkennen und sie auch auf unübersichtlichen Weideflächen gezielt aufsuchen. Das ersparte viel Zeit. 78 Betriebe mit 138 Trackern nahmen 2019-2020  an dem Projekt teil. Nach den positiven Erfahrungen haben sich weitere Betriebe gemeldet, die ihre Tiere ebenfalls mit einem Tracker ausstatten wollen.  

Ein Diebstahl wird aufgeklärt

Und noch ein Vorteil der GPS-Ortung: Die Glocke einer Kuh namens „Rosalie“ war verschwunden. Weil sie ebenfalls einen GPS-Tracker trug, konnte sie in Deutschland von der Polizei sichergestellt werden: Urlauber hatten sie als Souvenir mitgenommen. Nun baumelt sie wieder an Rosalies Hals. 

Putzroboter für Kühe

Entmistungsroboter. Reinigungswirkung und emmissionsmindernde Wirkung werden untersucht.
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Entmistungsroboter. Reinigungswirkung und emmissionsmindernde Wirkung werden untersucht.

Roboter sind aus der Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Beim Milchvieh sind schon seit langem Melkroboter im Einsatz. Bald aber könnten Maschinen auch in anderen Bereichen auf den Höfen eingesetzt werden. Deshalb wurde im vergangenen Jahr in der Innovation Farm Raumberg Gumpenstein der Entmistungsrobotor „Collector“ parallel zu herkömmlichen Entmistungssystemen getestet. Ziel war zu untersuchen, wie effizient die Maschinen reinigen, ob sie auch bei Kälte und Hitze funktionieren und ob sich die automatische Entmistung auf die besonders sensiblen Klauen der Tiere auswirkt. 

Schon bald kamen die Wissenschaftler zu dem Fazit, dass die Entmistungsrobotik trotz Mehrkosten Sinn ergibt. Knapp 35.000 Euro kostet ein solcher Roboter mitsamt aller notwendigen Komponenten.  Weil aber die Roboter die Laufgänge der Kühe häufiger reinigten, sorgen sie für sauberere Böden – und damit für mehr Hygiene an Euter und Klaue. Einziger Nachteil: Bei extremer Kälte und bei Trockenheit sind  Menschen einfach effizienter als Roboter.

„Farmdroid“ sät und hackt Unkraut 

Der Verzicht auf Herbizide ist mit erhöhtem Arbeitsaufwand verbunden. Wieviel Entlastung bringt ein Feldroboter?
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Der Verzicht auf Herbizide ist mit erhöhtem Arbeitsaufwand verbunden. Wieviel Entlastung bringt ein Feldroboter?

Auch in einem anderen Bereich kann sich Robotertechnik als hilfreich erweisen: im Biolandbau. Da im biologischen Anbau zum Beispiel von Zuckerrüben oft auf Herbizide verzichtet wird, müssen die Bäuerinnen und Bauern selbst mit der Hacke Hand anlegen, um Unkraut zu entfernen. Das ist eine mühselige Schufterei.

Derzeit prüfen die Wissenschaftler von der Innovation Farm auf einem Betrieb in Niederösterreich, ob der Einsatz von Kollege Roboter sinnvoll ist. Nun werden die Zuckerrüben mit dem Feldroboter „Farmdroid“ ausgesät, anschließend wird Unkraut maschinell gehackt. 

Noch liegen die Erkenntnisse aus diesem Feldversuch nicht vor. Eines aber steht schon fest: Die Maschine jammert kaum über einen kaputten Rücken oder Blasen an den Händen. Ob sie sich aber bezahlt macht, soll noch im Sommer 2022 bekannt gegeben werden. 

Mehr Informationen zum Projekt Innovation Farm gibt es hier.