#Invented in Austria – Messgerät für sauberes Wasser

Milliarden Menschen in der Welt haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Die Erfindung eines Ingenieurs aus Vorarlberg hilft.

Bedenkenlos Wasser trinken, ohne dabei krank zu werden – Das ist keine Selbstverständlichkeit. Rund 2,2 Milliarden Menschen haben laut einer aktuellen Schätzungen der Unesco keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Zum Glück gibt es kreative Köpfe wie Martin Wesian, die dabei helfen, mit diesem Problem umzugehen. Der Elektroingenieur aus Vorarlberg hat ein Gerät erfunden, das Menschen dabei hilft, Wasser aus Brunnen, Flüssen oder Wasserleitungen von gefährlichen Keimen zu befreien. Seine Erfindung trägt den Namen Wadi.

Sauberes Wasser dank Sonnenkraft

Wie gefährlich ungefiltertes Wasser sein kann, hat Wesian am eigenen Leib erfahren müssen. Auf einer Reise durch Venezuela infizierte er sich durch das Trinken von verschmutztem Wasser mit der Cholera. Diese Erfahrung gab den Anstoß für Wadi: Wesian begann nach Lösungen zu suchen, um die Zahl der durch Wasser übertragenen Krankheiten zu verringern. Dabei erregte die „Solare Wasserdesinfektion“, kurz: SODIS seine besondere Aufmerksamkeit. Sie wurde in den 1980er-Jahren im Libanon erfunden und von dem Schweizer Wasserforschungsinstitut Eawag erforscht und entwickelt wurde. Für SODIS braucht es nicht viel: Eine beliebige PET-Flasche aus dem Supermarkt und Sonnenlicht. Die Flasche wird mit verunreinigtem Wasser gefüllt und mindestens sechs Stunden in die Sonne gelegt. Ist der Himmel zu mehr als zur Hälfte bedeckt, werden zwei Tage empfohlen. Die UV-A-Strahlen der Sonne töten Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Parasiten ab. Auch Cholera-Bakterien können unschädlich gemacht werden. Das Verfahren wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Unicef und dem Roten Kreuz empfohlen.

Helioz-Gründer Martin Wesian
©HELIOZ

Helioz-Gründer Martin Wesian

Ein kleiner Smiley als Helfer

Wesian mochte an SODIS, dass für diese Methode weder Batterien noch Chemikalien oder Filter nötig sind. Trotzdem ist diese intelligente und effiziente Methode weitgehend unbekannt und wird weltweit nur von wenigen Millionen Menschen angewendet. Wesian fasste den Entschluss, sich für die Verbreitung der Methode einzusetzen. Ein nachhaltiges und kostengünstiges Gerät sollte den Anwendern anzeigen, wann die solare Wasserdesinfektion abgeschlossen ist.

Mit diesem Messgerät befasste sich seine Abschlussarbeit für den Masterstudiengang im Wirtschaftsingenieurwesen. Später nannte er es „Wadi“, kurz für „Wasserdesinfektion“. „Wadi“ wird aber auch ein temporär Wasser führender Flusslauf in der Wüste genannt. 
Mit Wadi kann genau bestimmt werden, wann das Wasser sauber ist. So geht es:
Plastikflaschen werden mit Wasser gefüllt, mit dem Wadi der Sonne ausgesetzt und der Reset-Knopf gedrückt. Es reicht, das Wadi neben eine oder mehrere Flaschen zu legen. Das Gerät muss nirgends angeschlossen werden. Wadi misst die Menge der UV-Einstrahlung. Ist das Wasser desinfiziert, erscheint ein Smiley-Gesicht auf dem Wadi-Display.

Ein Messgerät reicht für beliebig viele Flaschen.
©HELIOZ

Ein Messgerät reicht für beliebig viele Flaschen.

Mehr als sauberes Wasser

2010 gründete Wesian in Wien sdas Social Enterprise Helioz, um seine Erfindung zu fördern. Den ersten Einsatz hatte das Wadi im Jahr 2012: An der Grenze zwischen Kenia und Äthiopien wurden 150 Geräte an dort lebende Nomaden verteilt. Es folgten viele weitere Projekte in Afrika, Südostasien und in Indien. Die aktuellsten Projekte finden in Uganda und in Bangladesch statt. Innerhalb eines Jahres konnte rund 105.000 Menschen mit der Technologie geholfen werden.

In den Gebieten, in denen das Wadi zum Einsatz kommt, wurde Wasser bisher durch Abkochen desinfiziert, was zur Abholzung der Wälder führte. Dank Wadi konnten zwischen September 2020 und August 2021 1,7 Tonnen Feuerholz und damit rund 39 000 Tonnen CO2 eingespart werden. Das eingesparte CO2 bietet Helioz auf dem Emissionsmarkt an. Unter anderem durch diesen Verkauf von CO2-Zertifikaten finanziert sich das Unternehmen. 

Für seine Arbeit erhielt Helioz einige Auszeichnungen, darunter den „German Entrepreneurship Award for Development“, sowie das Zertifikat „Best for the World“ der Non-Profit-Organisation B Lab. Das Projekt „Water & Climate India“ wurde in diesem Jahr beim „Marketing for Future Award“ geehrt.