#Invented in Austria – der Trommelspeicher

Österreicher sind erfindungsreich – das zeigen wir in unserer Serie „Invented in Austria“. In Folge 13 geht es um den Vorläufer der Festplatte, dem Trommelspeicher – eine von mehr als 200 Erfindungen des tüchtigen, aber erfolglosen Tüftlers Gustav Tauschek.

Gustav Tauschek vor einer seiner Erfindungen
©Österreichisches Nationalarchiv

Gustav Tauschek vor einer seiner Erfindungen

Die Geschichte des Computers ist eine junge und die Geschwindigkeit, mit der sie heute weitererzählt wird, nimmt immer weiter zu. In den frühen Tagen der Informationstechnik, als Computer noch Rechenmaschinen genannt wurden, lief es noch gemächlicher ab. Vorwiegend aufstrebende, neugierige Tüftler erkannten die Möglichkeiten und konnten sich mit Erfindergeist hervortun. Einer von ihnen war Gustav Tauschek.

Erste Schritte als Erfinder

Nach dem Ersten Weltkrieg begann die Erfinderkarriere des 1899 in Wien geborenen Tauschek nicht in einer Universität, sondern bei der Österreichischen Nationalbank. Dort war er als Kurier angestellt. Zur Datenerfassung wurde mit der Lochkartentechnik gearbeitet. Der junge Tauschek war neugierig und wollte die Maschinen, die sich nun alles für die Menschen merken sollten, verstehen lernen. Er erkannte schnell Schwachstellen. Abseits seiner Tätigkeit als Kurier überlegte er, wie er die Technik verbessern konnte. Mit Erfolg. Er stellte seine Vorschläge in der Bank vor und seine Überlegungen wurden für gut befunden. Die Lochkartenmaschinen wurden verbessert. Aber nicht nur die Maschinen die die Bank verwendete, sondern alle Maschinen des Herstellers weltweit. Dieser Hersteller hieß und heißt noch heute IBM und war fortan sein neuer Arbeitgeber.

Die Entwicklung des Trommelspeichers

Blaupause für die US Patentanmeldung
US Patent Office, patent 1880523

Blaupause für die US Patentanmeldung

In seine Zeit bei IBM fällt die Entwicklung des Trommelspeichers. Tauschek erkannte, dass es effizientere Träger für Daten gab als den Karton der Lochkarte: und zwar magnetische. Und genau da kommen wir unserer heutigen Festplatte verdächtig nah.Der Speicher, wie ihn Gustav Tauschek erdachte, ist zusammengesetzt aus einer beweglichen Trommel, die mit einer magnetischen Legierung versehen ist und Leseköpfen zum Auslesen der gespeicherten Daten.

Die Trommel ist dabei rundherum in Streifen eingeteilt. Diese sind wieder in kleine Quadrate unterteilt, wovon jedes als eine Speichereinheit auslesbar ist. Man nennt diese Einheit ein Bit.
Unsere modernen Festplatten funktionieren nach einem sehr ähnlichen Prinzip. Nur sind Bits nun nicht mehr auf einer runden Trommel angeordnet, sondern, wie der Name schon verrät, auf Platten.

Zwar wurde ein Prototyp gebaut, Tauscheks Version des Trommelspeichers schaffte es jedoch nicht auf den Markt. Mehrere IBM-Konkurrenten erkannte das Potential, ob von Tauscheks Blaupausen oder aus der eigenen Forschung heraus, ist jedoch nicht mehr nachvollziehbar. Für einige Jahre verbaute zum Beispiel der Hersteller AEG Trommelspeicher, wie sie von Tauschek erfunden wurden, in seinen Rechnern, bis diese in den frühen 1970er Jahren durch Kernspeicher ersetzt wurden.  

Trommelspeicher links: Typ MD-11, in Russland noch 1972 im Einsatz , rechts: ERA, USA circa 1955
©rinks: panther, rechts: Tomwsulcer

Trommelspeicher links: Typ MD-11, in Russland noch 1972 im Einsatz , rechts: ERA, USA circa 1955

 Erfinder sein ist kein Job, sondern eine Lebenseinstellung

Tauscheks Erfindungslust tat dieser wirtschaftliche Misserfolg keinen Abbruch. Nach fünf Jahren endete dann der Vertrag mit IBM. Er war in dieser Zeit als externer Entwickler in Österreich ansässig geblieben. Auch wenn keine seiner Erfindungen markttüchtig geworden war, hatte er gut verdient. Den Kontakt mit seinem früheren Arbeitgeber hielt er aufrecht und richtete sich mit dem gesparten Geld eine eigene Werkstatt nahe Wien ein. Er meldete auf eigene Faust Patente an und auf diesem Weg lassen sich auch die letzten Stationen seines Lebens nachvollziehen.  Seine letzten Patentanmeldungen im dem Jahr 1943 tätigte er in Zürich. Dorthin war er in den letzten Jahren gezogen und dort starb er 1945 an einer Lungenembolie.