Hochzeitshof „Die Träumerei“:
Vom Glück große Schritte zu wagen

Seit fast zehn Jahren richten Barbara Ebner und Roland Kloiber Hochzeiten auf ihrem Hof aus. Es ist die Erfüllung ihres Lebenstraums und für sie ein nie endendes Abenteuer.

Ein Ort voller Erinnerungen: Seit neun Jahren geben sich auf dem historischen Dreikanthof Paare das Ja-Wort.
© Kanizaj

Ein Ort voller Erinnerungen: Seit neun Jahren geben sich auf dem historischen Dreikanthof Paare das Ja-Wort.

Barbara Ebner streicht das leuchtend weiße Tuch glatt, tritt einen Schritt zurück und wirft einen prüfenden Blick auf die Hochzeitstafel. Dass sich die Hochzeitsexpertin nach dem gestrigen harten Arbeitstag nur drei Stunden Schlaf gegönnt hat, sieht man ihr nicht an. Sie denkt längst an das nächste Hochzeitspaar. Während der Saison zwischen Mai und Oktober geben sich auf ihrem Hof Die Träumerei im Südburgenland jedes Wochenende zwei Paare das Ja-Wort. Barbara Ebner und ihr Mann Roland Kloiber tun alles, damit es für die Verliebten der schönste Tag des Lebens wird: Sie kümmern sich nicht nur um die Organisation und Umsetzung, sondern bringen auch mit viel Leidenschaft ihre Erfahrungen und Ideen in die Planung ein.

Neun Jahre ist es her, dass Barbara Ebner und ihr Mann den Schritt in ein neues Leben wagten und auf den historischen Dreikanthof in der 300-Seelen-Gemeinde Maria Bild im Südburgenland zogen. Der Beginn eines Abenteuers, das nicht immer nach Plan verlief: „Ich hatte zuvor zehn Jahre bei einer Internetagentur in New York und Österreich gearbeitet, mein Mann war Molekularbiologe für Lebensmittelanalyse“, erzählt Barbara Ebner, die sich damals sehnlichst ein Wochenendhäuschen wünschte. „Als wir nach Maria Bild kamen und ich diesen alten Hof sah, war mir sofort klar: Das ist es“, berichtet die 46-Jährige.

Rein ins Abenteuer: Mit der „Träumerei“ haben sich Barbara Ebner und Roland Kloiber ihren eigenen Traum erfüllt.
© Kanizaj

Rein ins Abenteuer: Mit der „Träumerei“ haben sich Barbara Ebner und Roland Kloiber ihren eigenen Traum erfüllt.

Außer ihrem Gefühl aber stimmte zunächst nichts: „Wir haben etwas für das Wochenende gesucht. Dafür war das Haus zu teuer und mit seinen 30.000 Quadratmetern das Grundstück zu groß. Ich habe dennoch auf mein Herz gehört und es gekauft", sagt die Eventmanagerin. Kurzerhand entwarfen sie und ihr Mann Roland Kloiber einen neuen Lebensplan: Der Hof sollte ihr Zuhause werden und die Erfüllung von Kloibers Wunsch aus Kindestagen, ein Restaurant.

Durch Mut entstehen oft die besten Dinge

Rote Rosen blühen am Wegesrand, Weinranken wachsen wie gemalt und und irgendwo zwitschert ein Vogel. Die perfekte Kulisse für Verliebte, um sich ewige Treue zu schwören. Der Weg bis zum romantischen Idyll aber war steinig: „Wir hatten uns mit dem Kauf verschuldet. Als es mit der Renovierung losgehen sollte, stellten wir fest, dass das Gebäude voller Hausschwamm war“, erinnert sich Ebner. Aus dem handwerklich unbedarften Paar wurden zwei, die sich heute bestens im Heimwerken auskennen. „Zum Glück haben uns unsere Familien und Freunde unterstützt, aber wir waren schon am Rande der Verzweiflung“, weiß Ebner. „So ziemlich alle waren skeptisch, ob wir das schaffen. Wir hatten auch keinen Plan B. Dennoch: Wenn man sich traut, etwas zu verändern, entstehen die allerschönsten Dinge.“

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Beliebte Location: Zwischen Mai und Oktober heiraten auf dem Hof jedes Wochenende zwei Paare.
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Beliebte Location: Zwischen Mai und Oktober heiraten auf dem Hof jedes Wochenende zwei Paare.

Als dann aus zerfallenen Mauern ein grünes Paradies entstand, erkannten beide: Dies ist der perfekte Ort, um sich trauen zu lassen. „Wir hatten ein Jahr vor unserem Umzug geheiratet. Unser Hof sah genauso aus, wie ich mir unsere Location vorgestellt hatte: eine großartige Vintage-Outdoor-Location", schwärmt die energiegeladene Frau. Durch das Engagement des Paares, das einst aus der Großstadt in den kleinen Ort gezogen ist, profitieren auch lokale Unternehmen vor Ort.

Vor einem Jahr haben Barbara Ebner und Roland Kloiber ihren eigenen zehnten Hochzeitstag in ihren vier Wänden gefeiert. „Das war ein rauschendes Fest und sehr romantisch. Roland und ich haben uns mit 17 in der Schule kennengelernt und viel gemeinsam erlebt“, sagt die resolute Frau recht weich.

Auf Unerwartetes vorbereitet sein

„Ich kann ziemlich gut organisieren“, so ihre Selbsteinschätzung. 80 bis 90 Stunden arbeitet sie in der Woche und bleibt trotz wenig Schlaf gelassen und freundlich. „Zu sehen, wie glücklich unsere Paare hier sind, gibt uns viel Energie“, meint Ebner. Ein selbsterarbeiteter Weg: „Die erste von uns ausgerichtete Hochzeit war die aufregendste. Ich stand mit Stirnlampe Freitagnacht im Garten, um Rosen für die Tafel zu schneiden und habe gezittert vor Sorge, dass wir nicht genug Geschirr haben würden. Aber es hat alles funktioniert“, sagt Barbara Ebner. Das liegt sicher auch daran, dass sie und ihr Team flexibel auf Unerwartetes reagieren können. „Für Regen sind wir dank eines Glasdaches und großer Schirme natürlich gerüstet.“ In fast zehn Jahren ist vieles passiert, was nicht vorhersehbar ist: ein Wespenstich bei einer Allergikerin, die unglückliche Landung einer Handtasche in der fünfstöckigen Hochzeitstorte und eine Spontangeburt fast noch im Garten.

„Ein im Nachhinein lustiger Schreck war auch, als mir ein Kind, das während der Zeremonie die Ringe zum Altar bringen sollte, fünf Minuten vorher weinend gestand, es habe den Ring der Braut verloren. Da half alles nichts: Ich habe durchs Mikrofon die Hochzeitsgäste gebeten, alle auf dem Rasen mitzusuchen. Und nach zehn Minuten war der Ring gefunden. Alle waren erleichtert und doppelt froh", schmunzelt Barbara Ebner, die sich nicht ausruhen mag, wenn alles seinen gewohnten Gang geht. Sie hat nicht nur nebenbei eine Ausbildung zur Fastentrainerin gemacht, sondern auch ein Ferienhaus am Ende des Ortes renoviert, das Hideaway.

Zeremonie im Freien: Bei gutem Wetter findet die Trauung draußen auf dem 30.000 Quadratmeter großen Grundstück statt.
© Kanizaj

Zeremonie im Freien: Bei gutem Wetter findet die Trauung draußen auf dem 30.000 Quadratmeter großen Grundstück statt.

„So etwas macht mir einfach Spaß und andere froh“, sagt die Hochzeits-Wirtin. In seltenen Momenten sieht man sie im Sommer im Schatten von alten Obstbäumen im Liegestuhl sitzen. „Aber wenn ich ehrlich sein soll: Das halte ich gar nicht lange aus. Und mein Mann hat immer Angst, wenn er mich so ausruhen sieht. ‚Steh lieber auf, sonst lässt du dir wieder was Verrücktes einfallen’, sagt er dann zu mir.“