Wildnis pur:
Schwimmen über blühenden Almwiesen

Großartige Natur erleben und hautnah spüren – am besten im eiskalten Wasser. Das lieben die Wildschwimmer. Der mit allen Wassern gewaschene Autor Hansjörg Ransmayr erklärt, was den Reiz ausmacht, was du brauchst und wo du die schönsten Gewässer zum Eintauchen findest.

Abgehärtet: Echte Wildschwimmer lassen sich von niedrigen Wassertemperaturen nicht abschrecken.

Abgehärtet: Echte Wildschwimmer lassen sich von niedrigen Wassertemperaturen nicht abschrecken.

Alle anderen machen Ferien an traumhaften Stränden und du kommst nicht weg? Um wohltuende Entspannung zu finden, musst du gar nicht weit reisen: Wild Swimming heißt der Trend, der aus Großbritannien kommt und längst auch nach Frankreich, Italien und Österreich herübergeschwappt ist. „Die Briten sind verrückte Outdoor-Enthusiasten – und kaltwasserfest“, sagt Hansjörg Ransmayr. Er hat gerade ein neues Buch über Wild Swimming geschrieben und findet, dass Österreich mit seinen wunderbaren Bergseen der ideale Ort ist, um diese verrückte Leidenschaft auszuleben, bei der man sich in wilde und oft eiskalte Gewässer stürzt.

Was ist Wild Swimming?

Umgeben von unberührter Natur: Wildschwimmer lieben einsame Ziele mit spektakulärer Kulisse.

Umgeben von unberührter Natur: Wildschwimmer lieben einsame Ziele mit spektakulärer Kulisse.

Wild Swimming ist Schwimmen im Freien außerhalb organisierter und beaufsichtigter Badegewässer. „Je einsamer desto besser“, sagt Ransmayr. Dabei ist es ihm wichtig zu betonen, dass Wildschwimmer Rücksicht auf die Natur nehmen und nur an Orten schwimmen, wo es ökologisch unbedenklich ist. „Wir steigen nur an Stellen ins Gewässer ein, wo wir keinen Schaden anrichten und wir schwimmen nicht in Laichgebieten“, sagt der 60-jährige Salzburger. Auch verzichtet er auf Sonnenschutz, um die Gewässer nicht zu belasten. „Die schönste Form ist pure swimming, also nackt“, erklärt er. Er selbst trägt aber meist Badehose, Kappe und Brille, damit schwimme es sich einfach besser, sagt er. Auf Neopren verzichten die Wildschwimmer in der Regel, „damit du mehr spürst“.

Was sind die wichtigsten Regeln für das Wild Swimming?

Nicht nur für Anfänger wichtig: Freischwimmer sollten aus Sicherheitsgründen stets eine Schwimmboie dabei haben, um sich im Notfall und bei starken Strömungen daran festzuhalten.

Nicht nur für Anfänger wichtig: Freischwimmer sollten aus Sicherheitsgründen stets eine Schwimmboie dabei haben, um sich im Notfall und bei starken Strömungen daran festzuhalten.

Vor allem als Anfänger solltest du niemals allein in unbekannte Gewässer steigen. Du solltest ein Auge aufs Wetter haben, denn zum Beispiel starke Winde können auch auf Seen zu hohen Wellen führen. Informiere dich vorab bei den Einheimischen über die lokalen Bedingungen wie etwa die Tiefe des Sees oder gefährliche Strömungen. „Als Freiwasserschwimmer sollte man immer eine Schwimmboje dabeihaben“, rät Ransmayr. An der Boje kannst du dich notfalls festhalten, wenn du in Panik geraten oder einen Krampf erleiden solltest. Und noch eines rät Ransmayr dringend: „Trinke keinen Alkohol, wenn du ins Wasser steigst und auch unmittelbar danach solltest du auf Alkohol unbedingt verzichten.“

Wo finde ich die besten Orte zum Wild Swimming?

  • Für Einsteiger und Familien empfiehlt Ransmayr das Gebiet um den Grundlsee in der Steiermark. „Die Region um den See ist sehr schön und der Grundlsee selbst bietet nur eine moderate Herausforderung für Wildschwimmer.“ Ein romantischer Platz für eine kurze Abkühlung ist die Ranftlmühle. Hier bietet die natürliche Gegenstromanlage auch Gelegenheit für Kaltwasser-Schwimmeinheiten. Die nächste Schwimmgelegenheit findest du am nahegelegenen Toplitzsee. Der Legende nach soll hier ein Nazischatz verborgen liegen. Aber auch ohne diesen ist der tiefe Toplitzsee ein Naturjuwel. Höher – auf 1643 Metern – gelegen kannst du noch in den Augstsee eintauchen und nach dem Auftauchen die grandiose Aussicht genießen.
     
  • Ebenfalls ein empfehlenswertes Gebiet ist das Großarltal im Salzburger Land. Auch hier findest du am Talschluss in der Ache eine schöne Schwimmstelle mit natürlicher Gegenstromanlage. Gleich daneben locken der Ötzelsee und eine kleine Kneippanlage. Von hier aus wanderst du am Wildbach entlang etwa eine Stunde zum Schödersee. Das besondere an ihm: Es ist ein periodischer See, der nur zur Schneeschmelze oder nach längeren Regenfällen Wasser führt. Wenn du kältefest bist, bietet der Schödersee dir einzigartige Schwimmerlebnisse über blühenden Almwiesen.
     
  • Mit einer besonderen Form des Wasserskifahrens kann das Skigebiet Zauchensee-Flachauwinkl ebenfalls im Salzburger Land im Frühjahr aufwarten. Wenn auf den Pisten des Weltcuports noch Schnee liegt, der Zauchensee aber nicht mehr zugefroren ist, kannst du quasi direkt von der Skitour in den See springen.
     
  • Das ultimative Schwimmerlebnis für diejenigen, die das Extreme lieben, bietet jedoch der Eissee im Natureispalast des Hintertuxer Gletschers in einer Höhe von 3200 Metern. Dort befindet sich ein 80 Meter langer Eispool mit einem wassergefüllten 30 Meter tiefen Schacht in der Mitte. Die Wasser- und Lufttemperatur im Eispalast liegen knapp über dem Gefrierpunkt. Der Eissee ist offizielles Trainingsgebiet der weltbesten Eisschwimmer, aber auch gewöhnliche Schwimmer haben Zutritt. Die geforderten Voraussetzungen sind neben einem ärztlichen Attest: „Sportlich, gesund und ein wenig verrückt, sowie von guter mentaler Verfassung“, wie es auf der Website heißt.

Wie werde ich zum „alpinen“ Schwimmer?

Schwimmen an besonderen Orten: Im Natur Eis Palast am Hintertuxer Gletscher können sich auch sportliche Normalbürger für eine Schwimmtour anmelden.

Schwimmen an besonderen Orten: Im Natur Eis Palast am Hintertuxer Gletscher können sich auch sportliche Normalbürger für eine Schwimmtour anmelden.

Im Prinzip ganz einfach: Du musst nur losschwimmen. Am besten du beginnst in der warmen Jahreszeit und schwimmst dann langsam dem Winter entgegen. „Dann gewöhnt sich der Körper langsam aber sicher auch an eisige Wassertemperaturen“, sagt Ransmayr. Er schwamm übrigens bereits in jungen Jahren als begeisterter Kajaksportler öfter in kalten alpinen Gewässern – wenn das damals auch nicht immer gewollt war. Ganz freiwillig durchschwamm er später als erster Österreicher die Straße von Gibraltar und kraulte von der Gefängnisinsel Alcatraz durch eiskaltes Wasser nach San Francisco. Wer mehr Informationen zu Wild-, Alpine- und Ice-Swimming sowie Kontakt zur Community sucht, findet beides in der von Ransmayr gegründeten Facebook-Gruppe Bergseen-Schwimmen. Ransmayr bietet auch geführte Touren an, in denen Gäste ihre Liebe zu alpinem Wildswimming entdecken können. Als geprüfter Bergwanderführer und aktiver Wasserretter sorgt er für die Sicherheit der Gäste. Ransmayr ist gerade in Deutschland unterwegs, um dort die schönsten Seen für sein nächstes Buch zu durchschwimmen.

Sichere dich ab!

Du solltest deinen Trip zu den wildromantischen Bergseen Österreichs nicht nur gut planen und dich auch sportlich gut vorbereiten. Prüfe auch, ob du ausreichend versichert bist. Denke dabei daran, dass du die gesetzliche Unfallversicherung nicht bei einem Unfall in deiner Freizeit in Anspruch nehmen kannst. Um dich und deine Familie im Falle eines Freizeitunfalls finanziell abzusichern, kannst du eine private Unfallvorsorge abschließen, die auch Berge-und Suchkosten sowie den Rücktransport übernimmt.

Lesetipp:

Es gibt bereits eine ganze Buchreihe zum Thema Wild Swimming mit Ausgaben zu Italien, Frankreich, und Spanien. Ganz neu erschienen ist: Wild Swimming Alpen – Entdecke die schönsten Bergseen, Bäche und Wasserfälle in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien und Slowenien von Hansjörg Ransmayr, Haffmans & Tolkemitt, 1. Auflage April 2019, 256 Seiten, 22,95 Euro.