Weltreise mit dem Fahrrad:
„Wir haben gelernt, den Moment zu leben“

Aus einer verrückten Idee wurde eine zweieinhalb Jahre dauernde Weltreise mit dem Fahrrad: Anita Burgholzer und Andreas Hübl wagten sich an die Erfüllung ihres Traumes und kehrten voller Zuversicht wieder heim.

Manchmal braucht das eigene Leben eine neue Richtung. Seltsamerweise gerade dann, wenn alles prima läuft. So wie bei Anita Burgholzer (36) und Andreas Hübl (41). Die beiden sind seit 15 Jahren ein Paar. Sie ist Werbegrafikerin, er Betriebswirt und hat als Einkäufer in einem Unternehmen gearbeitet. Eine ihrer gemeinsamen Leidenschaften ist das Reisen. Alles fühlte sich gut an. Trotzdem verspürten die beiden eine Sehnsucht. „Wir suchten nach einer Chance, in unserem Leben etwas zu verändern“, erzählt Hübl. „Alles funktioniert – aber ob das unser Leben ist?“ Vielleicht rumorte in ihnen das Bedürfnis, sich einfach mal dem Ungewissen im Leben anzuvertrauen.

 

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Vor zehn Jahren machten sie Radurlaub auf der Insel Socotra vor Jemen. Drei Wochen lang genossen sie die Fortbewegung auf dem Drahtesel. „Per Rad ist man schnell genug, um Distanzen zu überwinden – und langsam genug, um Natur, Land und Menschen kennenzulernen.“ Damals keimte in ihnen eine Idee, die ihnen zunächst selbst nicht geheuer war. Aber das Vorhaben ließ nicht mehr abschütteln. Ein irrer Plan: Sie wollten auf ihren Fahrrädern die Welt umrunden.

„Also haben wir auf unseren Traum hingespart“, sagt Hübl. „Und jeden Monat ordentlich was beiseitegelegt.“ Im Mai 2010 waren sie reif, ihr bisheriges Leben zurückgelassen. Sie verkauften ihre Autos, kündigten ihre Wohnung. Nun ja, sie wussten, dass sie in ihre alten Jobs zurückkehren konnten. Dennoch lag die Zukunft vor ihnen wie ein weißes Blatt Papier. „Wenn man sowas macht, dann konsequent“, so Hübl. „Zwischen drei Monaten und drei Jahren Reisedauer konnten wir uns alles vorstellen.“ Es wurden zweieinhalb Jahre daraus.

Bei 10 Grad Außentemperatur und Nieselregen starteten sie im heimischen Steyr. Jeder mit Packtaschen um die 40 Kilogramm am Gepäckträger. Über Tschechien und Polen ins Baltikum und weiter nach Skandinavien. „Wir haben viel gecampt, bei schlechtem Wetter haben wir uns eine Unterkunft gegönnt.“ Im August landeten sie mit dem Flieger in Island für sechs Wochen. Im September flogen sie weiter nach Las Vegas. Von dort ging’s fünf Wochen lang durch die Nationalparks des Südwestens Richtung Mexiko.

„Je länger wir unterwegs waren, desto mehr Routine kriegten wir“, berichtet Hübl. „Vieles wird einfacher.“ Allein schon das tägliche Lager aufschlagen: einen Platz suchen zum Wildcampen, Zeltaufbauen, waschen, kochen. „Wir haben immer mehr unseren Rhythmus gefunden und unsere Leistungsansprüche überwunden. Jeder hat ja einen anderen Wohlfühlrhythmus.“ Sie erlebten sich nochmal auf ganz andere Weise. Fanden heraus, wie ehrgeizig jeder von ihnen ist. „Ohne Konflikte ging es bis zum Schluss nicht ab.“

Auf dem Weg zur mexikanischen Grenze lernten sie die Ressentiments von Südstaatlern kennen. Immer wieder wurden sie gewarnt, nach Mexiko einzureisen. „Die werden euch umbringen, wurde uns prophezeit“, lacht Hübl. Tatsächlich „haben wir uns in Mexiko sehr willkommen gefühlt“. Drei Monate radelten sie durchs Land, erlebten die Einheimischen als „offen und temperamentvoll. Wir haben Mexiko zum Schluss richtig geliebt.“ Denn dort spürten sie zum ersten Mal auf ihrer Reise „die Freiheit und das Glück, unterwegs zu sein“. Diese Kunst, den Alltag zu improvisieren, den Moment zu leben. „Die Menschen lachen viel und strahlen eine große Zufriedenheit aus, obwohl es ihnen materiell oft sehr schlecht geht.“

Das nächste Vierteljahr radelten sie durchs tropisch heiße Zentralamerika. „Unser Sehnsuchtsziel war Südamerika“, sagt Hübl. In den Anden, auf bis zu 5.000 Höhenmeter schlägt das Herz zweier Österreicher eben gleich ein bisschen heimatlicher. Ein Jahr brauchten sie für die 13.000 Kilometer bis hinunter nach Feuerland. Immer an der Westküste entlang: Kolumbien („ein sehr radbegeistertes Volk“), Peru, Bolivien, Chile, Argentinien. Schließlich erreichten sie Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt.

Zwei Jahre lang waren sie bis dahin unterwegs. „Die Räder haben wir heute noch. Nur die Verschleißteile haben wir gewechselt.“ Passiert ist ihnen nie etwas. „Nie wurden wir bestohlen oder überfallen.“ Von Feuerland ging es per Flugzeug nach Mumbay und Goa. Zwei Wochen chillen am Strand. „Wir haben uns mit gutem indischem Essen aufgepäppelt.“ Ihre Reise hatte die beiden so sehr zusammengeschweißt, dass sie sich von einem Hindu-Priester verheiraten ließen. Weiter ging es nach Nepal, wo sie eine Woche in einem Meditationszentrum ausspannten. Per Flug dann in den Iran, „Pakistan war uns zu gefährlich“. Über die Türkei zum Donaudelta und den Strom entlang nach Österreich. Jeden Monat ein Pensum von rund 1.500 Kilometern. 

Die Weltumradlung hat ihr Leben verändert. „Wir sind optimistischer und mutiger geworden“, beschreibt es Hübl. „Wir haben heute weniger Angst vor der Zukunft und gelernt, den Moment zu leben.“ Anita Burgholzer hat sich als Grafikerin selbstständig gemacht. Hübl ist für drei Tage pro Woche in seine alte Firma zurückgekehrt, in die Qualitätskontrolle. Nebenher haben sie über ihre Weltreise ein Buch geschrieben und einen Vortrag produziert, um ihrem Publikum von ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu berichten. Missionieren wollen sie mit ihren Erfahrungen nicht, aber Impulse geben: „Die Leute sollen rausgehen aus dem Vortrag und das Bedürfnis verspüren, eine eigene Richtung einzuschlagen.“

DAS BUCH ZUR WELTUMRUNDUNG MIT DEM FAHRRAD

Die leidenschaftlichen Radnomaden erzählen von ihrem intensiven Leben im Sattel, das sie 36.500 km durch 35 Länder und 3 Kontinente führt. Das im Eigenverlag erschienene Taschenbuch mit 304 Seiten kann für 15,90 Euro zuzüglich Versand auf der Website bestellt werden:

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