Wellness für die Seele – Auszeit im Kloster

Die Türen von Österreichs Klöstern stehen auch Besuchern offen. Zum Meditieren, Beten, Arbeiten oder auch nur zum Entspannen oder Feiern.

Kleine Gäste im Stift Heiligenkreuz
© Stift Heiligenkreuz/Elisabeth Fürst

Kleine Gäste im Stift Heiligenkreuz

Um 6 Uhr aufstehen, den ganzen Tag arbeiten, nicht reden, dafür aber viel beten: Das ist nicht gerade das, was man sich gemeinhin unter Urlaub vorstellt. Doch es gibt Menschen, die in ihren Ferien genau das erleben wollen. Und sogar Geld dafür bezahlen – in einem Kloster.

Wer „ins Kloster geht”, sich also einer Ordensgemeinschaft anschließt, der tut das aus Berufung. Er trifft eine Entscheidung für sein ganzes weiteres Leben, verpflichtet sich dazu, auf Familie und Besitz zu verzichten. Dazu sind heute nur noch wenige Menschen bereit. Ordensgemeinschaften haben Nachwuchssorgen.

Sehnsuchtsort Kloster

Das Sift Melk gehört mit Stift Göttweig und der Altstadt von Krems zum UNESCO-Weltkultur- und -Naturerbe.

Das Sift Melk gehört mit Stift Göttweig und der Altstadt von Krems zum UNESCO-Weltkultur- und -Naturerbe.

Doch gleichzeitig sind Klöster Sehnsuchtsorte. Sie verheißen Ruhe, Beständigkeit, ein einfaches, aber sinnvolles, von Spiritualität erfülltes Leben. Viele Klöster beeindrucken überdies mit geschichtsträchtigen Gebäuden, die fernab von Städten inmitten schönster Landschaften gelegen sind. Perfekte Orte zum Abschalten und Auftanken also. Die Ordensgemeinschaften reagieren darauf mit Schnupper-Angeboten, die auch Menschen offen stehen, die nicht der katholischen Kirche angehören. Eine Übersicht bietet das Canisiuswerk auf der Seite „Zu Gast im Kloster”.

Kloster auf Zeit

Zisterziensertag im Stift Heiligenkreuz
© Stift Heiligenkreuz/Elisabeth Fürst

Zisterziensertag im Stift Heiligenkreuz

In vielen Klöstern können Menschen für einen begrenzten Zeitraum am Leben der Ordensgemeinschaften teilnehmen. Das können Menschen sein, die eine spirituelle Erfahrung suchen, sich nach einer Zeit der Stille und der Besinnung sehnen oder die in einer Lebenskrise Kraft schöpfen möchten. Doch das Canisiuswerk warnt: „Ein Kloster ist kein kuscheliger Rückzugsort”. Wer ein „Kloster auf Zeit” erleben möchte, muss bereit sein, sich zumindest für einige Tage auf einen streng geregelten Tagesablauf einzulassen, mitzubeten und zu arbeiten – auch an sich selbst. Wer ernsthafter am Ordensleben interessiert ist, kann sich für ein freiwilliges Ordensjahr entscheiden. Mit dem „Jahr” nehmen es die Gemeinschaften aber nicht so genau. Es kann auch nur drei Monate dauern.

Urlaub im Kloster

Stift Göttweig: Blick vom Kichendach auf das Exerzitienhaus
© Pater Maximilian Ktrenn

Stift Göttweig: Blick vom Kichendach auf das Exerzitienhaus

Nicht jeder, der sich von der spirituellen Atmosphäre eines Klosters angezogen fühlt, möchte den ganzen Tag lang arbeiten und beten. Eine Fülle weniger fordernder Angebote findest du auf der Seite „Urlaub im Kloster”.

Viele Klöster verfügen über eine Gaststätte, einen Laden für klostereigene Produkte und bieten, wie zum Beispiel das Benediktinerstift Göttweig oder das Stift Zwettl, Zimmer in einem Gästehaus sowie Räume für Seminare und Feiern an. Die prächtige Barockanlage des Stifts Göttweig gehört mit dem Stift Melk und der Altstadt von Krems zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Auch die Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz freut sich über Gäste. Die sind bei allen Chorgebeten der Mönche willkommen. Einzelexerzitien und Gespräche mit Mönchen können hier auf Wunsch „hinzugebucht”, also individuell vereinbart werden.

Stiftsrestaurant Göttweig: Frühstück mit Ausblick und geistlichem Beistand
© Robert Herbst

Stiftsrestaurant Göttweig: Frühstück mit Ausblick und geistlichem Beistand

Übernachtungsmöglichkeiten werden oft durch Gesundheits- und Wellnessangebote ergänzt. Im Pernegg im idyllischen Waldviertel ist die Klosteranlage jedoch nur noch Kulisse. Hier gibt es schon lange keine Ordensgemeinschaft mehr. Ein Fastenzentrum lädt zu professionell begleiteten einwöchigen Fastenkursen ein, verspricht aber in der Tradition des Ortes aber auch „Stille und Sinn”.

Kurs ins Kloster

 Benediktinerstift Seitenstetten: Deckenfresko im Marmorsaal

Benediktinerstift Seitenstetten: Deckenfresko im Marmorsaal

Viele österreichische Stifte bieten Gästen Kursprogramme an, die sich zum großen Teil mit Körper,- Meditationsübungen, Lebenshilfe und spirituellen Themen beschäftigen. Im Stift Seitenstetten im Mostviertel werden sowohl Yoga und Tai Ji als auch Pilgerwanderungen angeboten. Über Ostern oder den Jahreswechsel nehmen Gäste an der Liturgie der Mönche teil, sowie an Meditationen und Bibelstunden. Zudem besteht die Möglichkeit für eine spirituelle Aussprache. In Sankt Lambrecht bei Klagenfurt können Kursteilnehmer „fasten nach Hildegard von Bingen”, „meditativ wandern”, sich im ”spirituellen Schreiben” oder in der Ikonenmalerei üben. Im Stift Göttweig in Niederösterreich wird „Sterben für Anfänger” gelehrt. Der Schwerpunkt liegt aber auf Schweige- und Einzelexerzitien. Sie versprechen eine Urlaubsbekanntschaft der besonderen Art: mit Gott.