Voll vernetzt:
Künftig fahren wir smart

Tempomat und Navigation waren einst teure Sonderausstattung luxuriöser Fahrzeuge. Die Vernetzung bietet das Potenzial für weitaus komplexere Services – für jedes Auto.

Noch ungewohnt: Autofahren ohne selbst zu lenken

Noch ungewohnt: Autofahren ohne selbst zu lenken

Mitfahrer bequem von A nach B zu bringen, das ist die Grundfunktion eines Fahrzeugs. Doch die Ansprüche an zeitgemäße Mobilität steigen. Fahrzeuge müssen heute mehr Komfort bieten und sollen möglichst für weniger statt noch mehr Verkehr in unseren Städten sorgen. Gefragt sind daher Fahrzeuge, die sowohl miteinander als auch mit intelligenten Systemen verbunden sind, um Mobilität sicherer, bequemer und umweltfreundlicher zu machen. Das hat auch jüngst die CES in Las Vegas gezeigt. Auf der einflussreichen Messe für Unterhaltungselektronik setzten sich die Autohersteller und Zulieferer als Mobilitätsanbieter mit Hightech-Anspruch in Szene. Sie versuchen sich damit gegen die großen US-Technologiekonzerne zu wehren, die selbst in den Bereich der vernetzten Mobilität vordringen. Wir stellen hier einige Trends vernetzter Mobilität vor.

Autonomes Fahren

Fahrzeuge mit integrierter Geschwindigkeitskontrolle und automatische Bremsfunktion sind schon heute weit verbreitet.

Fahrzeuge mit integrierter Geschwindigkeitskontrolle und automatische Bremsfunktion sind schon heute weit verbreitet.

Das große Ziel ist das autonom fahrende Fahrzeug, also das Fahrzeug, das die Aufgaben des Fahrers vollständig übernimmt und sich selbst steuert. Assistiertes Fahren (Automatisierungslevel 1) mit Navigation, Geschwindigkeitskontrolle oder automatischer Bremsfunktion ist heute bereits weit verbreitet. Stand der Technik ist das teilautomatisierte Fahren (Level 2) mit Lenk- und Spurführungsassistenten sowie ferngesteuertem Einparken. Doch um Level 5, das autonome Fahren, zu erreichen, muss der Automatisierungsgrad noch um einiges steigen. Wie lange es noch dauern wird, dieses Level zu erreichen, darüber gehen die Meinungen der Experten weit auseinander. Nach einer aktuellen Studie des Schweizer Prognos-Instituts werden sich autonome Autos erst ab 2040 durchsetzen. In Las Vergas waren daher vor allem Zukunftsstudien zu sehen: BMW zeigte dort seine Vision iNEXT. Bei Volkswagen heißt das entsprechende Projekt IQ.Drive und bei Peugeot E-Legend.

Fahrerlose Busse und Taxen

Ein autonomer E-Bus der Wiener Linien in der Seestadt
© Manfred Helmer bei Wiener Linien

Ein autonomer E-Bus der Wiener Linien in der Seestadt

Die meisten Experten gehen davon aus, dass es zuerst der öffentliche Nahverkehr und Flottenfahrzeuge sein werden, die autonom fahren. In Europa sind bereits die ersten öffentlichen Nahverkehrsbusse ohne Fahrer unterwegs. Das österreichische Leitprojekt „Digibus Austria“ läuft seit April 2018. Im Frühjahr 2019 starten die Wiener Linien eine autonome Autobuslinie im Regelbetrieb in der Seestadt Aspern. Für solche Angebote werden ganz neue Fahrzeuge benötigt: Vision Urbanetic heißt zum Beispiel das Konzept von Mercedes, das in Zukunft herkömmliche Taxen und Busse ablösen soll und in Las Vegas bereits im Einsatz war. Renault testet Robo-Taxis mit Elektroantrieb in Frankreich.

Vernetzte Infrastruktur

Die „City Data as a Service platform“ sammelt, verarbeitet und kombiniert die Daten verschiedener Smart-City-Lösungen im kalifornischen Walnut Creek.
© Continental

Die „City Data as a Service platform“ sammelt, verarbeitet und kombiniert die Daten verschiedener Smart-City-Lösungen im kalifornischen Walnut Creek.

Autonome Fahrzeuge werden aber erst flächendeckend zum Einsatz kommen, wenn auch die Infrastruktur vernetzt ist. In Walnut Creek (Kalifornien) testet der Autozulieferer Continental in einem Pilotprojekt die intelligente Kreuzung. Bei diesem Alltagstest erzeugen eine Reihe von Sensoren in Verbindung mit leistungsfähigen Algorithmen ein vollständiges Abbild der Umwelt. Über Funk (Dedicated Short Range Communication) werden Informationen zwischen der Straßenkreuzung und verbundenen Fahrzeugen ausgetauscht. So können Fahrer beispielsweise gewarnt werden, wenn Fußgänger die Kreuzung außerhalb ihres Sichtfeldes überqueren. Damit will Continental den Verkehr nicht nur sicherer für besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer machen. Die Daten der Intelligent-Intersection-Technologie können darüber hinaus verwendet werden, um Signalwechsel zu kontrollieren, den Verkehrsfluss zu optimieren sowie Emissionen und Wartezeiten an Kreuzungen zu verringern.

Geteilte Nutzung

Taxi trifft auf Bus: Wer sich ein Clever Shuttle bestellt, muss mit kleinen Umwegen für weitere Mitfahrer rechnen. Das schon die Umwelt und spart Geld.
© Clever Shuttle

Taxi trifft auf Bus: Wer sich ein Clever Shuttle bestellt, muss mit kleinen Umwegen für weitere Mitfahrer rechnen. Das schon die Umwelt und spart Geld.

Ein weiterer Aspekt vernetzter Mobilität ist die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen vor allem in Großstädten. Sie wird erst in Verbindung mit Ortungs- und Navigationssystemen komfortabel. Wenn bekannt ist, wo ein Fahrzeug sich befindet und wohin es auf dem Weg ist, kann es gleichzeitig oder nacheinander von verschiedenen Personen genutzt werden. Das reduziert die Anzahl der Fahrzeuge, die Raum in unseren Städten beanspruchen. Die Angebote reichen von Carsharing über Bikesharing bis hin zum Teilen einzelner Fahrten (Ride Sharing oder Ride Pooling) mit anderen Mitfahrern, wie es etwa Clever Shuttle in Berlin und sechs weiteren deutschen Städten anbietet. Ein Beispiel für Carsharing ist die Caruso Carsharing, eine Genossenschaft, die als ist als social business konzipiert ist. In Wien und Graz können bei Larashare auch Lastenfahrräder gemeinsam genutzt werden.

Smart per App

Einen Schaden am Auto kannst du über die Klickmal App von Wüstenrot ganz einfach am Smartphone melden.
© Wüstenrot

Einen Schaden am Auto kannst du über die Klickmal App von Wüstenrot ganz einfach am Smartphone melden.

Die großen Hersteller bieten mit ihren Autos auch ihre digitalen Fahrzeugassistenten an. Doch Autobesitzer können sich auch unabhängige Assistenten ins Auto zu holen, die ihre eigenen Services anbieten. Ein Fahrtenbuch führen, eine günstige Tankstelle finden, bei einem Unfall automatisch den Pannendienst rufen, einen freien Parkplatz finden oder einfach das Auto selbst – das sind nur einige Beispiele für Services, die bereits heute von jungen Unternehmen wie Pace oder Autosense angeboten werden. Auch die passende Autoversicherung kannst du per Klickmal App von Wüstenrot. Praktisch: Via App kannst du Schäden im Schadensfall melden – sogar ohne Login. Eine aufwändige technische Nachrüstung des Autos ist übrigens für die digitalen Services nicht notwendig: Einfach die jeweilige App auf das Smartphone laden und den entsprechenden Adapter in die Diagnoseschnittstelle (OBD 2 Port) des Fahrzeugs stecken. Diese Schnittstelle ist bei allen Autos ab Baujahr 2001 (Benziner) beziehungsweise Baujahr 2004 (Diesel) vorgeschrieben. So wird aus jedem Auto ganz schnell ein Smart Car.