50 Jahre Abenteuer auf der Schiene

Das berühmteste Bahnticket der Welt feiert heuer seinen fünfzigsten Geburtstag. Wir werfen einen Blick zurück auf ein halbes Jahrhundert Interrail.

In Europa gibt es viele Länder zu entdecken.

In Europa gibt es viele Länder zu entdecken.

Am 1. März 1972 begann für junge Menschen in Westeuropa eine neue Zeitrechnung des Reisens. Sommerferien, das hieß nun nicht mehr zwangsläufig  mit Mama und Papa in den Pauschalurlaub aufzubrechen. Stattdessen ging es mit Schlafsack und Isomatte ausgerüstet auf eigene Faust durch den Kontinent. Der Interrail-Passermöglichte einen Monat freie Bahnfahrt durch 21 Staaten zum heutigen Gegenwert von circa 550 Euro. 

Aufbruch ins Unbekannte

Das passte perfekt zur Aufbruchsstimmung der 70er. Allein im ersten Jahr erwarben 80.000 Jugendliche und junge Erwachsene ein Ticket. Als in den kommenden Jahren die ursprüngliche Altersobergrenze von einundzwanzig Jahren fiel, entwickelte sich der sommerliche Interrail-Trip zum mythenumrankten Reiseritual einer ganzen Generation.

Neben dem günstigen Preis schätzten die jungen Zugvögel vor allem die Spontanität und Ungebundenheit. Ohne Vorabbuchung in einen Zug nach Rom steigen? Oder doch lieber eine Woche länger als ursprünglich geplant in Paris verbringen? Kein Problem mit dem unscheinbaren weißen Interrail-Pass, in den die Reisenden die Etappen ihrer Fahrt handschriftlich eintrugen. Die Nächte verbrachten sie vielfach im Zug. Das sparte Geld für eine Unterkunft und schuf Gelegenheiten, mit anderen Rucksackreisenden ins Gespräch zu kommen. Europas Jugend rückte dank Interrail ganz wörtlich zusammen. Neben unzähligen Freundschaften dürfte sich auch das eine oder andere Liebespaar in den schaukelnden Abteilen gefunden haben. Völkerverständigung auf Schienen.  

Interrailpass 1982 (links) und 1984 (rechts)
© rechts: Jim McDougall

Interrailpass 1982 (links) und 1984 (rechts)

Den Höhepunkt seiner Beliebtheit erreichte das Programm im Jahr 1990, als nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erstmals auch osteuropäische Länder per Bahnticket erkundet werden konnten - und Osteuropäer den Westen. Vierhunderttausend Reisende suchten in diesem Jahr die große Freiheit auf der Schiene. Zwölf Millionen sollen es in der fünfzigjährigen Interrail-Geschichte insgesamt gewesen sein. 

Ende der Euphorie-Welle

Mit dem Aufkommen der Billigflieger um die Jahrtausendwende nahm der lange Erfolgslauf ein jähes Ende. Der Einbruch der Ticketverkäufe lag jedoch nicht nur an den Kampfpreisen der Fluglinien, sondern auch an der Vernachlässigung des europäischen Schienenverkehrs. Marode Strecken, Verspätungen, veraltete Garnituren und schlechter Service entsprachen nicht mehr den Ansprüchen einer neuen Generation von Erholungssuchenden an Komfort und Service. 

Interrail kostenlos: #DiscoverEU geht in die nächste Runde
Von Donnerstag, 7. April 2022, bis Donnerstag, 21. April 2022 öffnet die nächste Bewerbungsrunde für die EU-Travel-Pässe der Europäischen Kommission. Mit dem Travel-Pass können junge Europäer/innen, die zum Zeitpunkt der Reise 18 Jahre alt sind, kostenlos mit der Bahn Europa entdecken.
Aktuelle Infos hier und hier

Zurück auf Schiene

Seit die Klimakrise immer stärker ins Bewusstsein der Europäer rückt, haben klimafreundliche Bahnreisen in den vergangenen Jahren ein Comeback erlebt. Bei der Fridays-For-Future-Generation zählt der Verzicht auf Urlaubsflüge vielfach zum guten Ton. Schließlich ist die Verringerung von Flugmeilen einen wirkungsvollste Hebel, um unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Während ein Ferienflieger pro Kilometer 418 Gramm CO2 pro Passagier in die Atmosphäre bläst, kommt ein Bahnreisender auf derselben Strecke auf gerade einmal acht Gramm des Treibhausgases.

Das gestiegene Umweltbewusstsein der Europäerinnen schlägt sich in den Interrail-Statistiken nieder. In den vergangenen Jahren konnte die Zahl der verkauften Pässe beinahe an die Glanzzeiten in den 90er Jahren anschließen. Mittlerweile begeistern sich auch viele ältere Reisende für diese entspannte Form der Fortbewegung. Dank modernisierter Züge eignet sich Interrail im Jahr 2022 auch für Menschen, die nicht mehr im Schneidersitz auf dem Abteilboden hocken möchten.

Günstige Angebote

Andere Interrailer kennenlernen gehört dazu
© Ruben Bos

Andere Interrailer kennenlernen gehört dazu

Hast auch du Lust, in diesem Sommer mit der Bahn kreuz und quer durch Europa zu reisen? Dann lohnt sich ein Besuch des Reiseplaners auf interrail.eu. Dort wählst du den Startpunkt deines Trips, die Reisedauer und die Anzahl der Reisenden. Das Programm berechnet dann die für dich günstigste Variante, denn mittlerweile steht eine ganze Reihe von Interrail-Tickets zur Auswahl.

Hast auch du Lust, in diesem Sommer mit der Bahn kreuz und quer durch Europa zu reisen? Dann lohnt sich ein Besuch des Reiseplaners auf interrail.eu. Dort wählst Du den Startpunkt deines Trips, die Reisedauer und die Anzahl der Reisenden. Das Programm berechnet dann die für Dich günstigste Variante, denn mittlerweile steht eine ganze Reihe von Interrail-Tickets zur Auswahl.

Großer Beliebtheit erfreut sich der Ein-Monats Pass mit sieben inkludierten Reisetagen. Zu einem deutlich höheren Preis ist er auch mit unbegrenzt vielen Fahren zu haben. Auch sonst hat sich seit den chaotischen Anfängen einiges getan. So diskutiert eine lebhafte Community im Internet über Streckenführung und Übernachtungsmöglichkeiten und tauscht Erfahrungen, Empfehlungen und Insider-Tipps aus. Der händisch ausgefüllte Interrail-Pass der Anfangszeit ist einer mehrsprachigen Smartphone-App gewichen. Neben vielen Vorteilen bringt diese umfassende Professionalisierung aber auch einen kleinen Wermutstropfen mit sich: Immer mehr Bahnbetreiber verlangen mittlerweile eine Reservierung für die Benutzung ihrer Züge. Das erfordert längere und genauere Planung und schränkt die Spontanität des Reisens ein. 

Mit dem Klimaticket Österreich erkunden

Ein kleines Stück des vogelfreien Interrail-Feelings der Anfangsjahre lässt sich zumindest innerhalb Österreichs wieder genießen – mit dem seit Oktober 2021 verfügbaren Klimaticket. In den ersten zwei Monaten nach der Einführung buchten Riesende bereits 130.000 Klimatickets, Ende 2023 waren es schon 272.000. Das neu geschaffene Bahnangebot berechtigt dich zur uneingeschränkten Nutzung sämtlicher öffentlicher Verkehrsmittel des Landes, und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Jugendliche unter 26 Jahren, Seniorinnen und Senioren und andere Ermäßigungsberechtigte fahren damit schon ab 821 Euro im Jahr. Auch der Vollpreis von 1095 Euro liegt weit unter den jährlichen Betriebskosten eines eigenen PKWs. Das sehen auch viele Österreicherinnen und Österreicher so, die seither auf ihren Wagen verzichten und nur mehr Bahn, Bus und Bim unterwegs sind – Tendenz steigend.