Papamonat und Väterkarenz:
mehr Flexibilität für junge Eltern

Mitarbeiter sind besonders motiviert, wenn sie Arbeits- und Familienzeit gut kombinieren und gleichzeitig Karriere machen können. So ist es auch bei Harald Nutz, Abteilungsleiter im Vertriebscontrolling bei Wüstenrot, der zweimal im Papamonat und in der Väterkarenz war.

Harald Nutz unterwegs mit seinen zwei Buben

Harald Nutz unterwegs mit seinen zwei Buben

Fabian* war auf den Tag genau zwölf Monate alt, als er morgens seine ersten Schritte machte. Papa Harald Nutz war live dabei. Das verdankt der Abteilungsleiter im Vertriebscontrolling bei Wüstenrot seiner Väterkarenz. Denn normalerweise wäre er erst am Abend aus dem Büro nach Hause gekommen. Dann hätte seine Frau ihm davon berichtet. Stattdessen konnte er diesen emotionalen Moment selbst miterleben, genauso wie den ersten Geburtstag seines Sohnes. Bis heute ist er dafür sehr dankbar.

Elternkarenz und Väterfrühkarenz, was ist das?

Väter, die sich eine Auszeit für die Betreuung des Nachwuchses nehmen, sind keine Einzelfälle mehr. Mittlerweile geht in Österreich jeder fünfte Papa in Väterkarenz. Dabei bleibt nur ein geringer Teil mehr als drei Monate beim Kind. Rechtlich ist die Väterkarenz der Mütterkarenz gleichgestellt. Beide werden zusammengefasst als Elternkarenz bezeichnet. Die Elternkarenz darf für mindestens zwei Monate und längstens bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres des Kindes in Anspruch genommen werden. Die gesetzlich geregelte und finanziell geförderte Karenzzeit zur Betreuung des Nachwuchses können Mütter und Väter abwechselnd nützen oder aufteilen. Der Wechsel der Kinderbetreuung ist zweimal möglich. Da in der Karenzzeit der Beruf nicht ausgeübt wird, bietet der Staat einen finanziellen Ausgleich in Form von Kinderbetreuungsgeld an. Hinzu kommt die obligatorische Familienbeihilfe.

Seit September 2019 haben alle Väter zusätzlich einen Anspruch auf eine Väterfrühkarenz. Dieser so genannte Papamonat hat das Ziel, frischgebackenen Eltern die gemeinsame Betreuung des Kindes in den ersten Lebenswochen zu ermöglichen. Die Freistellung kann ab dem auf die Geburt des Kindes folgenden Tag bis zum Ende des Beschäftigungsverbotes der Mutter in Anspruch genommen werden und beträgt einen Monat. Auch Frauen, deren Partnerinnen durch medizinisch unterstützte Fortpflanzung ein Kind bekommen, können den Anspruch geltend machen. Der Papamonat ist ein unbezahlter Urlaub. Väter, beziehungsweise Partnerinnen können aber auch einen Familienzeitbonus in Anspruch nehmen.

Auszeit trotz Vollzeitjob

Die ersten Gehversuche: Ein besonderer Moment.

Die ersten Gehversuche: Ein besonderer Moment.

Harald Nutz hat zwei Kinder. Fabian ist vier und Jonas* ist knapp zwei Jahre alt. Als Teamleiter im Vertriebscontrolling trägt der 37-Jährige viel Verantwortung. Trotzdem hat er sich nach der Geburt beider Kinder mehr Zeit für die Familie genommen. „Wenn man Vater und berufstätig ist, bleibt neben dem Vollzeitjob im Büro nur wenig Zeit für die Familie. Abends nachhause zu kommen und die Kinder ins Bett bringen, war mir zu wenig“, sagt Harald Nutz. Deshalb hat er sich für jedes Kind einen Papamonat gleich nach der Geburt genommen und später, jeweils nach einem Jahr, für jedes Kind eine Väterkarenz von zwei Monaten. Das hatten er und seine Frau von Anfang an so geplant. Harald Nutz findet, dass zwei Monate eine eher kurze Zeit sind. „Aber es ist mehr als nichts. Dadurch konnte ich zumindest einen gewissen Beitrag leisten, um die Familie zu unterstützen.“

Für Harald Nutz ging es zunächst darum, einen geregelten Übergang von der Büroarbeit zu Hausarbeit herzustellen. „Ich bin Abteilungsleiter und mir war besonders wichtig, dass die Geschäfte gut und in geregelten Bahnen weiterlaufen“, betont er. Deshalb hat Harald Nutz täglich Kontakt zu den Kollegen gehalten. Das war möglich, weil er während der Karenz für eine geringfügige Studenanzahl angestellt blieb. Wenn die Kinder am Nachmittag im Kinderwagen schliefen, ist er mit ihnen herumgefahren und hat dabei mit dem Büro telefoniert. Dadurch war er weiterhin über wichtige Themen informiert und konnte sein Team aus der Ferne begleiten. Sein Wiedereinstieg war deshalb ganz unkompliziert, berichtet er.

Plötzlich Hausmann

Die Väterfrühkarenz ermöglicht eine gemeinsame Betreuung in den ersten Monaten.

Die Väterfrühkarenz ermöglicht eine gemeinsame Betreuung in den ersten Monaten.

Die Geburt von Fabian war für die junge Familie eine Umstellung von null auf hundert. Harald Nutz hat sich um seine Frau gekümmert und den Haushalt gemacht. Seine Frau hat sich hauptsächlich aufs Stillen konzentriert. Tagsüber hat er gekocht, geputzt und Windeln gewechselt und nachts das Baby beruhigt und es herumgetragen, damit seine Frau schlafen konnte. Der Papamonat mit dem zweiten Sohn Jonas war anders. „Mein Fokus lag mehr darauf, mich um das erste Kind zu kümmern. Für Fabian ist mit der Geburt des Bruders erstmal eine Welt zusammengebrochen, von 100-prozentiger Aufmerksamkeit auf 20 Prozent. Es war sehr wichtig für meinen ersten Sohn, dass ich ihn bei dieser Umstellung begleite und für ihn da bin“, erinnert sich Harald Nutz. Auch fiel ihm der Umgang mit einem einjährigen Kind leichter, als mit einem Säugling. Mit ihm konnte er mehr unternehmen und er verstand das Kind besser. „Und dieses Alter ist bei Kindern einfach eine unglaublich spannende Zeit“, sagt er.

Bei der Väterkarenz waren Harald Nutz und seine Frau zu zweit zuhause. Es ist grundsätzlich möglich, einen Monat zu zweit in Karenz zu sein. Den zweiten Monat konnte sich seine Frau von ihrem Arbeitgeber beurlauben lassen. „Es war sehr schön, aber auch eine Herausforderung, weil man sonst nie so viel Zeit miteinander verbringt“, erzählt Harald Nutz. Dinge, die im täglichen Leben sonst nicht aufgefallen sind, wurden plötzlich deutlich, was mitunter auch zu Konflikten wegen Kleinigkeiten führen konnte. „Das war eine wertvolle Erfahrung und eine schöne Zeit, sich mehr aneinander zu gewöhnen und sich besser kennenzulernen“, berichtet Harald Nutz.

Ein Erfolg für alle

Väterkarenz: „Eine riesige Bereicherung, die man nie vergisst”.

Väterkarenz: „Eine riesige Bereicherung, die man nie vergisst”.

Durch die Zeit mit Kindern und Familie konnte Harald Nutz auch beruflich viel für sich herausholen. Als Teamleiter im Vertriebscontrolling ist er eine Führungsperson. In der Karenz war er von einem Tag auf den anderen von seinem Team getrennt und auf sich allein gestellt. Und auch seine Kollegen mussten ohne ihn zurechtkommen. Dabei ist er, aber auch das Team, gewachsen. „Wir haben alle in der Zeit einen Entwicklungsschritt gemacht. Als ich zurückgekommen bin, war das ein Erfolg für uns alle, wir waren mehr zusammengeschweißt als vorher“, erinnert sich Harald Nutz.

Unterstützt wurde er bei seinen Auszeiten sowohl von seinen Vorgesetzten als auch von seinem Team. Allgemein ist im Unternehmen die Bereitschaft von Vätern in Karenz zu gehen gewachsen. Das sieht Harald Nutz positiv. Deshalb unterstützt auch er andere Väter oder Mütter in seinem Team, die sich die Zeit nehmen. Aus seiner Sicht motiviert es die Mitarbeiter, wenn sie diese Unterstützung erleben und sie sich nicht zwischen Familie und Beruf entscheiden müssen. „Ich kann jedem oder jeder nur ans Herz legen, die Karenz zu nutzen, auch wenn es nur für kurze Zeit ist. Für die Kinder vergeht die Zeit sehr schnell und sie vergessen das vermutlich. Aber für einen selbst ist es eine riesige Bereicherung, die man nie vergisst.“

 

*Name von der Redaktion geändert.