Winterspeck:
Tipps gegen die lästigen Extra-Kilos

Jedes Mal dasselbe Problem: Die Adventsleckereien und Weihnachtsmenüs lassen uns molliger werden. Doch mit ein paar Regeln können wir die Gewichtszunahme austricksen und trotzdem die Winterküche genießen.

Gänsebraten, Kekse und heiße Schokolade mit Schlagobers: An Feiertagen schlemmen wir gern.

Gänsebraten, Kekse und heiße Schokolade mit Schlagobers: An Feiertagen schlemmen wir gern.

Zum Jahresbeginn kommt der kleine Schreckmoment: Herrje, wieder ein bisschen zugelegt! Durchschnittlich nehmen wir 0,8 Kilogramm zusätzlichen Speck mit ins neue Jahr. So lautet das Ergebnis einer Untersuchung mit 3.000 Teilnehmern an der Technischen Universität Tampere in Finnland aus dem Jahr 2016. Aber um die Ursachen des gefürchteten Winterspeck ranken sich zahlreiche Legenden.

Mythos Winterspeck

Eine verbreitete Annahme besagt, wir Menschen legen uns wie Bären und Streifenhörnchen instinktiv zusätzliche Fettreserven zu, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Doch der Vergleich mit dem Tierreich dürfte hinken: Landsäugetiere, die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind, schützen sich eher mit Winterfell anstatt mit Fettzulagen. Und wenn der Winterspeck tatsächlich der Wärmedämmung diente, würden wir wohl nicht um die Taille zunehmen, sondern an Händen, Füßen und am Kopf, denn dort frieren wir am meisten.

Eine andere Vermutung lautet, wir würden gegen die Winterdepression anfuttern, weil der Körper aufgrund der geringeren Sonneneinstrahlung weniger Vitamin D und Serotonin produziert, also Botenstoffe, die auch unsere Stimmung aufheitern. Aber dies widerlegen Studien, die herausfanden, dass wir im Sommer ähnlich viele Kalorien und Fette zu uns nehmen wie im Winter. Auch unser Hungergefühl ist das ganze Jahr über relativ konstant. Liegt es also daran, dass wir uns im Winter weniger bewegen und uns mehr in warmen Innenräumen aufhalten? Selbst dies ziehen Forscher in Zweifel: Bewegung ist zwar gesund, aber sie ist nicht der einzige Faktor, um abzunehmen.

Feiertagsspeck statt Winterspeck

Abende mit Folgen: Nach Feiertagen zeigt die Waage häufig zusätzliche Pfunde an.

Abende mit Folgen: Nach Feiertagen zeigt die Waage häufig zusätzliche Pfunde an.

Aus diesen Gründen bestreitet die finnische Gesundheitswissenschaftlerin Elina Helander, dass es den sogenannten Winterspeck überhaupt gibt, weil wir zwischen Oktober und dem 23. Dezember statistisch gar nicht zunehmen. Erst während der Weihnachtszeit geht es damit los, aber das hat mit der kalten Jahreszeit an sich gar nichts zu tun, sondern mit den Feiertagen. In aller Welt ist zu beobachten, dass die Menschen genau dann an Gewicht zulegen, wenn es gesellig wird.

Die US-Amerikaner werden im November zu Thanksgiving molliger, die Japaner zur Kirschblüte im Frühjahr und wir Österreicher um Weihnachten und Silvester. Wir kommen zusammen, feiern mit der Familie und den Freunden, essen, trinken und lassen das Jahr ausklingen. Die üppige Weihnachtsgans, die schweren Soßen, zwischendurch die selbstgebackenen Kipferl, Schokolade und Marzipan – alles Kalorienbomben, die auf unseren Hüften landen. Genaugenommen ist es also kein Winter-, sondern Feiertagsspeck, der sich auf unseren Hüften breitmacht.

Was tun gegen die Pfunde?

Feiertagskilos vorbeugen: Wer sich zwischen den Mahlzeiten an der frischen uft bewegt, bringt nicht nur den Kreislauf in Schwung, sondern auch den Stoffwechsel.

Feiertagskilos vorbeugen: Wer sich zwischen den Mahlzeiten an der frischen uft bewegt, bringt nicht nur den Kreislauf in Schwung, sondern auch den Stoffwechsel.

Um zusätzliches Gewicht zu vermeiden, kommt es vor allem auf unser Essverhalten während der Festtage an. Auf die Weihnachtsleckereien vollständig zu verzichten, ist sicherlich nicht die Lösung. Schließlich wollen wir die gemütliche Zeit mit unseren Lieben in vollen Zügen genießen. Aber wenn du ein paar Regeln beachtest, kannst du deine Gewichtszunahme durchaus in Grenzen halten.

  • Bewusst genießen: Weihnachtliche Köstlichkeiten wie Plätzchen, Stollen, Glühwein, Ente und Knödel gehören zum Weihnachtserlebnis dazu, die musst du dir nicht verkneifen. Aber du solltest nicht nebenbei naschen. Setze dich lieber mit einer Tasse heißen Tee hin und knabbere drei, vier Kekse. Sowas schafft eine kleine Genuss-Oase im Festtrubel und du vermeidest zwischenzeitlichen Heißhunger. Wenn du noch disziplinierter sein willst, dann lass dir Plätzchen und Stollen als Nachtisch auf der Zunge zergehen, anstatt sie zwischendurch in den Mund zu stecken.
  • Ausreichend Schlaf: Im Winter wirst du schneller müde. Wenn dein Körper nicht genügend Erholung findet, schüttet er vermehrt das appetitanregende Hormon Ghrelin aus. Die Folge: Heißhungerattacken.
  • Regelmäßig essen: Das Mittagessen ausfallen lassen, um abends bei der Weihnachtstafel schlemmen zu können? Keine gute Idee. Denn dann bis du am Abend umso hungriger und isst schneller und reichlicher. Stattdessen lieber drei Mahlzeiten über den Tag verteilen. Dazwischen sollten mindestens vier bis fünf Stunden liegen, in denen du keine Kalorien zu dir nimmst. So kann der Organismus die Nahrung besser verarbeiten.
  • Morgens Wasser trinken: Ein Glas lauwarmes Wasser schon vor dem Frühstück bringt den Stoffwechsel in Schwung. Außerdem beschleunigt es das Ausscheiden von Abbaustoffen, die der Körper bei der nächtlichen Erholung bildet. Ein aktiver Stoffwechsel ist dein bester Verbündeter gegen überschüssige Pfunde.
  • Raus an die frische Luft: Gehe so oft wie möglich vor die Tür – zum Spaziergang, zu einer schönen Schneewanderung oder mach einen kurzen Abstecher auf die Skipiste. Du tankst UV-Licht und dein Körper kann Vitamin D bilden. Kanadische Forscher vermuten, dass das Sonnenlicht sogar unser Körperfett abbauen hilft. Die kalte Luft regt obendrein die Blutzirkulation an. Schon ein kurzer flotter Spaziergang macht dich viel ausgeglichener als ein Stückchen Schokolade – und ist vorteilhafter für die Kondition.

Die Kraft des Fastens

Wenn sich zu Jahresbeginn doch ein paar Kilo zusätzlich auf den Hüften gesammelt haben, empfiehlt der Molekularbiologe und Buchautor Slaven Stekovic von der Universität Graz das Intervallfasten. Das Prinzip: Normal essen und dem Körper ausreichend Zeit zur Verarbeitung geben. In der 16/8-Variante essen wir zwischen 10 und 18 Uhr und fasten anschließend bis 10 Uhr am nächsten Vormittag (mehr dazu erfährst du hier). In diesem Fall lassen wir entweder das Frühstück oder das Abendessen weg. Eine Studie der Uni Graz stellt fest, dass Probanden auf diese Weise in vier Wochen bis zu 3,5 Kilogramm Gewicht verloren haben. Die Forscher vermuten, dass Fasten den Zellstoffwechsel reguliert: Solange der Körper von außen keine Energie erhält, gehen die Zellen an die Fettreserven und verarbeiten Abfallprodukte, die nicht mehr benötigt werden. Dies vermindert nicht nur dein Körpergewicht, sondern unterstützt die Erneuerung der Zellen und macht sie langlebiger. Fasten wirkt also auch als Verjüngungskur

Und dass Fasten gesund ist, wussten ja schon unsere Vorfahren. Sie führten die traditionellen Fastenbräuche ein, wie etwa die vorösterliche Fastenzeit oder die Sitte, jeden Freitag auf Fleisch zu verzichten. Wenn sich unser Körper also anschließend erholen kann, können wir auch mal schlemmen ohne Reue.