"Wichtig ist ein auf die Bedürfnisse maßgeschneidertes Programm"

Zum heutigen Weltgesundheitstag (7. April) widmen wir uns dem Thema "Betriebliche Gesundheitsförderung". Ines Bernauer-Senghaas, Personalentwicklerin bei Wüstenrot, stand uns dafür Rede und Antwort.

Jahr für Jahr wird auf der ganzen Welt am 7. April der Weltgesundheitstag begangen. Er erinnert an die Gründung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 7. April 1948. Die WHO legt jährlich ein Haupt-Thema für den Weltgesundheitstag fest. Heuer rückt sie Pflegende und Hebammen in den Fokus. Wir haben uns anlässlich des Weltgesundheitstages gefragt: Wie sieht eigentlich die Gesundheitsförderung in einem Unternehmen wie Wüstenrot aus? Was tut eine Organisation mit rund 1.500 Mitarbeitenden für die Gesundheit der Belegschaft? Ines Bernauer-Senghaas ist Personalentwicklerin bei Wüstenrot und stand uns Rede und Antwort zum Thema.

 

MEIN LEBEN: Liebe Frau Bernauer-Senghaas, liebe Ines, zunächst einleitend: Was ist betriebliche Gesundheitsförderung?

Ines Bernauer-Senghaas: Ganz allgemein gesprochen, geht es in der betrieblichen Gesundheitsförderung um all jene Maßnahmen von Mitarbeitern und Unternehmen, die zum Verbessern und Erhalten von Gesundheit und Wohlbefinden beitragen. Bei allen Aktivitäten geht es immer um die drei Säulen, die für ein gesundes Leben entscheidend sind: Bewegung, Ernährung und mentales Wohlbefinden.

Welches sind die beliebtesten oder die am weitesten verbreiteten Angebote?

Wichtig ist ein auf die Bedürfnisse von Wüstenrot maßgeschneidertes Programm anzubieten. Wir haben einen Mix aus klassischen Aktivitäten rund um Ergonomie, Ernährung und Bewegung. Dazu kommen Angebote rund um mentale Stärke, Stressresistenz und gesundes Selbstmanagement. Natürlich ist uns auch ein innovativer Methodenmix bei all unseren Maßnahmen wichtig. Neben Präsenzseminaren kombinieren wir App-basierte, virtuelle Inhalte und regionale Initiativen. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Außerhalb unseres Unternehmens erleben wir auf dem österreichischen Markt gerade eine Vielzahl an Start-Ups, die sich alle das Wohlbefinden von Beschäftigten zum Ziel gesetzt haben. Davon lassen wir uns natürlich gerne inspirieren und testen laufend neue Möglichkeiten.

Warum sollten sich Unternehmen überhaupt um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter kümmern?

Neben dem moralischen Ansatz, dass man einfach möchte, dass Leute gesund sind, ist es aus Unternehmenssicht eine simple Rechnung: Ein Unternehmen besteht aus Mitarbeitern. Sind sie gesund, motiviert und leistungsfähig, wird es dem Unternehmen gut gehen. Dann hat man die gemeinsame Stärke, sich aktuellen Herausforderungen erfolgreich stellen zu können.

Welche Rolle spielt Gesundheitsförderung beim Gewinnen neuer Mitarbeiter?

Mittlerweile informieren sich viele Bewerber sehr genau über einen potenziellen Arbeitgeber. So genannte "Social benefits" werden nachgefragt und als Pluspunkt vermerkt. Mit einem gut funktionierenden und bekannten Programm der betrieblichen Gesundheitsförderung, fällt man bei gefragten Fachkräften positiv auf.

Nach Ines Bernauer-Senghaas geht es immer um die drei Säulen, die für ein gesundes Leben entscheidend sind: Bewegung,...
Photo by sporlab on Unsplash

Nach Ines Bernauer-Senghaas geht es immer um die drei Säulen, die für ein gesundes Leben entscheidend sind: Bewegung,...

Welche Angebote sind besonders wirkungsvoll? Was kommt bei den Wüstenrot-Mitarbeitern besonders gut an?

Ich denke, dass ein Angebot dann sinnvoll ist, wenn es einem Mitarbeiter in einer konkreten Situation neue Denkanstöße liefern kann. Wenn es das Selbstver- und zutrauen jedes Einzelnen stärkt.

In unserem Gesundheitsprogramm gibt es jedes Jahr Highlights, wie beispielsweise die SIPCAN-Untersuchungen. Dabei erfährt man in nicht einmal 30 Minuten, wie es um einige der wichtigsten eigenen Gesundheitswerte steht.

Vorträge zu Themen rund um gesunde Ernährung sind ein Dauerbrenner. Daher bieten wir dieses Jahr gemeinsam mit der Miele Schauküche gesunde Kochworkshops für die Mitarbeiter an. Der Ansturm war so groß, dass wir die Kapazitäten gleich aufgestockt haben.

…Ernährung und…
Photo by Ola Mishchenko on Unsplash

…Ernährung und…

Aber auch Themen rund um die mentale Fitness und psychische Gesundheit, wie Methoden zur Stressreduktion oder Selbstmanagement, sind sehr beliebt. Und was die körperliche Gesundheit angeht: Wir haben eine große Anzahl an Mitarbeitern, die fleißig in den verschiedenen Sektionen des Wüstenrot Sportclubs trainieren oder in den Regionen eigene Sportinitiativen gestartet haben.

Wie viel muss ein Unternehmen investieren, um ein sinnvolles Angebot machen zu können?

Viel Leidenschaft vor allem. Und natürlich hilft es, wenn man finanzielle Mittel zur Verfügung hat, um die besten Angebote am Markt für unsere Mitarbeiter umsetzen zu können. Ich bin überzeugt, dass die in die betriebliche Gesundheitsförderung investierte Arbeitszeit doppelt und dreifach zurückkommt. Bei Wüstenrot geht hier der Dank auch an den Vorstand, der unsere Maßnahmen sehr toll unterstützt.

…mentales Wohlbefinden.
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…mentales Wohlbefinden.

Was macht Wüstenrot alles zur betrieblichen Gesundheitsförderung?

Die betriebliche Gesundheitsvorsorge setzt sich aus unterschiedlichen Initiativen und Angeboten zusammen: Wir sind Träger des Gütesiegels für betriebliche Gesundheitsvorsorge der GKK. Wir halten es schon seit Jahren und lassen uns in regelmäßigen Abständen rezertifizieren. Dafür braucht es ein gelungenes Maßnahmenbündel und das reibungslose Zusammenwirken mehrerer Akteure.

Der betriebsinterne Sportclub mit seinen zahlreichen Sektionen und Angeboten leistet hier seit Jahren einen bemerkenswerten Beitrag rund um das Thema Gesundheit und Zusammenhalt im Unternehmen. Auch die Kooperation mit dem Betriebsrat funktioniert ausgezeichnet und so können wir einige Angebote, wie z.B. Sehtests, kooperativ gestalten und organisieren. Und natürlich trägt jeder Mitarbeiter, der in sich und seine Gesundheit Zeit und Engagement investiert, seinen Teil zu einem erfolgreichen betrieblichen Gesundheitsmanagement bei.

Spricht man bei Wüstenrot unterschiedliche Zielgruppen eventuell unterschiedlich an?

Auf jeden Fall versuchen wir bei der Gestaltung des Programms mit unterschiedlichen Maßnahmen für jeden Mitarbeiter passende Angebote mitzudenken. Bei den meisten Aktivitäten findet beispielsweise eine gute Altersdurchmischung automatisch statt. Das finde ich besonders toll, weil diese neu gewonnenen oder auch reaktivierten Kontakte zu Kollegen bei diesen Maßnahmen auch einen positiven Effekt auf unser Wohlbefinden haben. Dadurch entsteht der so wertvolle soziale Austausch im Unternehmen.

Hast du ein Beispiel oder eine Erinnerung, wo eine Maßnahme zu einer besonderen Veränderung oder einem regelrechten Kulturwandel im Betrieb führte?

In der aktuellen Situation erleben wir aufgrund des Corona-Virus‘ vor allem einen Kulturwandel in der Organisation hin zu einer virtuelleren Arbeitswelt. Genau jetzt, wo sich viele Mitarbeiter im Homeoffice befinden, mancherorts flexiblere Arbeitszeiten nötig sind und die Zukunft "weniger planbar" erscheint, sind flexible Angebote sehr wichtig.

Daher rollen wir die von Günther Matzinger initiierte Gesundheits-App "Windhund" zunächst für die nächsten 3 Monate für alle Mitarbeiter aus. Jeder der will, kann sich diese App kostenlos downloaden und tolle Angebote orts- und zeitunabhängig nutzen. Wichtig ist uns auch hier: Nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch eine mentale Stärkung findet sich in den vielen Modulen der App wieder.

Wo siehst du in Zukunft einen Fokus. Wo liegen die Trends der betrieblichen Gesundheitsförderung?

Aktuell erkennen wir natürlich den Trend zu orts- und zeitunabhängigen Angeboten, die von allen Mitarbeitern in ganz Österreich verteilt nutzbar sind. Deshalb arbeiten wir neben unserer Gesundheits-App auch mit weiteren innovativen Start-Ups zusammen, um für jeden Mitarbeiter etwas Passendes anbieten zu können.

Ines Bernauer-Senghaas ist Personalentwicklerin bei Wüstenrot

Ines Bernauer-Senghaas ist Personalentwicklerin bei Wüstenrot