Plastik und doch nachhaltig:
Bademode aus dem Meer gefischt

Unmengen Plastikmüll und alte Fischernetze schwimmen in den Ozeanen und sind eine Gefahr für die Meeresbewohner. Findige Labels produzieren Bikinis und Badehosen aus dem recycelten Material: Sieht super aus und ist nachhaltig.

Langlebige, wasserabweisende und schnelltrocknende Bademode von Poleit
© Michel Brus/poleit.net

Langlebige, wasserabweisende und schnelltrocknende Bademode von Poleit

Bald kommt der Sommer. Es wird also Zeit, die Badesachen aus der Schublade zu holen. Sind sie noch tragbar oder haben Chlor und Salzwasser ihnen zugesetzt? Wie schön wäre es, wenn der Badeanzug länger als eine Saison halten, ressourcenschonend produziert würde und keine Schadstoffe an die Träger*innen oder die Umwelt abgibt. Greenpeace warnt vor per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) in Outdoor-Kleidung, die auch in Bademode schon nachgewiesen wurden. Diese Chemikalien können die Fortpflanzung schädigen, das Immun- und Hormonsystem stören und reichern sich in den Meeren an.

Wer dieser Gefahr aus dem Wege gehen will und nach ökologischer Bademode sucht, findet inzwischen eine große Vielfalt. Firmen aus Österreich, Deutschland oder Italien produzieren fair, nachhaltig und lokal. Die Verarbeitung der schicken Teile ist hochwertig, das recycelte Material relativ fest und sehr widerstandsfähig, so dass es lange hält. Zwar sind die teilweise handgefertigten Badeanzüge und Bikinis teurer als Massenware, dafür überdauern sie aber mehr als nur eine Saison. 

Gesponnen aus dem Meer

Vom Netz auf die Haut: Aus Fischernetzen wird Bademode
© Margaret und Hermione

Vom Netz auf die Haut: Aus Fischernetzen wird Bademode

Das Wiener Label Margaret and Hermoine um Designerin Barbara Gölles verarbeitet ausgediente Fischernetze zu moderner Swim- und Sportswear. Treiben diese Netze im Meer, sind sie Todesfallen für Fische, Wale und Delfine. Das Label lässt die Netze aus dem Meer holen und verarbeitet es zu Garn für Bikinis, Badeanzüge und Shorts. Der in Italien gefertigte Stoff ist doppellagig, dadurch ist die Bademode nicht nur extrem haltbar, sondern bietet gleichzeitig auch einen formenden Effekt: Sie schmiegt sich wie eine zweite Haut an den Körper an. Die Bademode wird in Deutschland bedruckt und in Kroatien handgefertigt. Im gesamten Produktions- und Verpackungsprozess kommen ausschließlich öko-zertifizierte Materialien zum Einsatz. Die formschönen Teile in raffinierten Schnitten kosten zwischen 70 und 150 Euro.

Selbst ist die Frau

Auch die nachhaltige Bademode von Woodlike lässt recycelte Fischernetze eine gute Figur machen. Die Marke richtet sich mit ihrem Angebot an Frauen, die feminine, sportliche und ökofaire Bademode suchen. Die Idee zu Woodlike hatte die Hamburgerin Sonja Palma. Weil sie keine umweltbewusste und gleichzeitig sportliche Badekleidung fand, begann sie selbst welche zu nähen. Das Unternehmen gründete sie 2010 mit ihrem Mann Mauricio. Es verbindet Handwerkskunst, Nachhaltigkeit und Lifestyle. Die Bekleidung wird hauptsächlich im Hamburger Atelier von Hand gefertigt. Bei der Stoffauswahl setzt das Label auf hohe ökologische Standards (Global Organic Textile Standard – GOTS). Und das steckt drin: 78 Prozent italienisches Econyl, ein regeneriertes Nylon-Garn aus Geisternetzen aus den Ozeanen und anderem Nylonmüll, sowie 22 Prozent langlebiges Lycra. Das Material hat einen 50+ UV-Schutz und ist chlorresistent. Die Designs sollen lange gefallen. Darum sind sie sehr schlicht, aber praktisch und komfortabel –gut geeignet, um damit sportlich aktiv zu sein. Die Einzelteile kosten zwischen 70 und 120 Euro, ein Einteiler kostet zwischen 160 und 200 Euro.

Woodlike ist Partnermitglied der Organisation One Percent for the Planet und spendet für jedes verkaufte Teil an die Healthy Seas Initiative, die seit 2013 Abfallnetze aus dem Meer fischt und dafür sorgt, dass sie zu einer wertvollen Ressource werden.

Auch mal was für Männer

Aus dem Meer und wieder zurück: Poleit recycelt Meeres- und Strandplastik.
© Marko Mestrovic/poleit.net

Aus dem Meer und wieder zurück: Poleit recycelt Meeres- und Strandplastik.

Die vier Gründer des Grazer Labels Poleit starteten 2013 mit ihrer zeitlosen und ökofairen Modelinie. Selbst leidenschaftliche Surfer, beschlossen sie, etwas gegen das überschaubare Angebot an Schwimmbekleidung für Männer zu tun. Von Anfang an standen cleanes Design und Umweltschutz im Fokus. Die Kollektionen sind aus Meeres- und Strandplastik, das in Kooperation mit Fischern, NGOs und Meeresreinigungsprogrammen zu Recycling-Polyester verarbeitet wird, dem sogenannten Seaqual. Inzwischen gibt es die langlebige, wasserabweisende und schnelltrocknende Bademode von Poleit auch für Frauen. Designt in Österreich, produziert in Europa, liefert der Onlineshop die Stücke in die ganze Welt. Kosten: Zwischen 65 und 79 Euro.

Öko und fair und handgemacht

Essentials For Zula: Designerin und Gründerin Delie mit Vater
© essentialsforzula.com

Essentials For Zula: Designerin und Gründerin Delie mit Vater

Hier ist ein Vater-Tochter Duo am Werk: Designerin und Gründerin Delie wuchs in Thailand auf und sah ihrem Wiener Vater schon als Kind zu, wie er seine Textilfabrik führte. Mit dem Wunsch, nachhaltige, funktionale und formschöne Mode zu entwerfen, startete sie im Jahr 2015 das Label Essentials for Zula. Die Stoffe kommen aus Thailand und sind von Hand gefärbt ohne Chemikalien, die Umwelt und Träger*innen belasten könnten. Während die Unterwäsche aus GOTS-zertifizierter Baumwolle hergestellt wird für die Schwimmmode Nylon Spandex verwendet. Das weiche Material ist langlebig und formstabil, trägt sich leicht und ist angenehm für empfindliche Haut. Die meisten Schneider*innen arbeiten schon seit Jahrzehnten unter fairen Bedingungen im Unternehmen und werden im Designprozess miteinbezogen. Bikiniteile kosten zwischen 40 und 60 Euro, Einteiler um die 60 Euro.
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Bunt und verspielt

Auch das dänische Label Underprotection hat sich Fashion und Naturschutz verschrieben. Die Bademoden-Kollektion ist bunt, verspielt, aber auch elegant. Die Teile werden aus machhaltigen Materialien wie recyceltem Polyester und Elastan hergestellt. Den Stoff gewinnt Underprotection aus Überresten der Textilindustrie. Nachhaltige Materialien sowie faire und sichere Arbeitsbedingungen stehen bei Underprotection im Mittelpunkt. Genäht wird nach Angaben des Labels in einer kleinen Fabrik in Neu-Delhi, die ausschließlich für Underprotection produziert – mit freundlicher Unterstützung der Fair Wear Foundation. Ein Teil kostet zwischen 50 und 160 Euro.