Gesunde Ernährung:
Genießen statt rechnen

Paleo, vegan oder doch lieber Low-Carb? Die Liste der Ernährungsgrundsätze ist lang. Dabei ist eine gesunde Ernährung keine Frage von Trends, wie „Der Ernährungskompass“ von Bas Kast zeigt.

Die Auswahl an Speisen ist heute vielfältiger denn je. Was aber ist gesund?

Die Auswahl an Speisen ist heute vielfältiger denn je. Was aber ist gesund?

Als er beim Joggen mit Schmerzen in der Brust innehalten muss, wird der Wissenschaftsjournalist Bas Kast von der Relevanz der richtigen Ernährung überrumpelt. Der Psychologe und Biologe fühlte sich eigentlich fit. Die Frage nach dem Warum und ob er sich durch Junkfood krank „gefuttert“ hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. So entstand sein Buch „Der Ernährungskompass“.

Noch ein Ernährungsratgeber?

In der Rubrik „Gesunde Ernährung“ steht Kasts Ratgeber bei Amazon nicht allein. Und doch unterscheidet er sich von den anderen Büchern. Die meisten legen den Fokus auf einen bestimmten Ernährungsstil, ein Verhalten oder ein Ziel: abnehmen, fit werden, sich vegan, low-carb oder zuckerfrei ernähren. Auch im Trend: die Ernährung nach steinzeitlichem Vorbild, kurz Paleo. Doch was braucht unser Körper wirklich?

Geht man beispielsweise auf das öffentliche Gesundheitsportal Österreichs, scheint die Antwort für eine gesunde Ernährung relativ einfach: An der Basis zählt es, sich ausgewogen zu ernähren. Die vom Gesundheitsministerium gemeinsam mit Experten entwickelte Ernährungspyramide zeigt, wie viel wir von welchen Lebensmitteln essen sollten. Das Geheimnis einer gesunden Ernährung aber – die mit dem eigenen Kompass im Einklang steht – wird damit nicht gelüftet.

Die eigenen Schlüsse ziehen

Die eine ideale Ernährung gibt es nicht, sagt Bas Kast. In seinem Buch skizziert er die Grundkomponenten einer gesunden Kost.

Die eine ideale Ernährung gibt es nicht, sagt Bas Kast. In seinem Buch skizziert er die Grundkomponenten einer gesunden Kost.

„Mein eigener körperlicher Verfall, der früher kam, als ich mir je vorgestellt habe, zwang mich zum Nachdenken“, verrät Kast in seinem Buch. Auf 320 Seiten arbeitet er relevante wissenschaftliche Studien zum Thema Ernährung durch. Dabei geht Kast beispielsweise Fragen nach einem Zusammenhang von Ernährung und typischen Altersleiden nach und findet heraus: „Vieles, was wir für gesunde Ernährung halten, kann unserem Körper schaden. Umgekehrt entpuppt sich manches Lebensmittel mit schlechtem Ruf als heilsame Medizin“. Ernährung ist nicht nur bloße Kalorienzufuhr. Bestandteile der Nahrung „kommunizieren“ mit unserem Körper und können beispielsweise bestimmte Gene aktivieren.

Kast konzentriert sich auf vier Kernfragen: Wie nimmt man effizient ab? Wie schützt Ernährung vor Krankheiten? Wie lassen sich Mythen von Fakten trennen? Und kann man mit Ernährung die biologische Uhr austricksen? Wichtig: Es geht nicht um irgendwelche Essenspläne. „Sie sollen Ihr Essen nicht berechnen“, sagt Kast. „Sie sollen es genießen.“

„Der Ernährungskompass“ von Bas Kast ist erschienen bei C. Bertelsmann und für 20,60 Euro erhältlich.

5 wissenswerte Fakten zum Thema Ernährung

Bas Kast fasst in „Der Ernährungskompass“ zahlreiche Erkenntnisse aus der Ernährungsforschung zusammen. Hier unsere Top 5:

1. Nüsse sind fettreich, machen aber nicht fett

Studien belegen, dass zwei Handvoll fettreicher Nüsse (Walnüsse, Haselnüsse usw.) nicht dick machen, sondern eher dazu beitragen, den Bauch flach zu halten. Zudem sinkt das Krebsrisiko und die Gefahr einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Von diesen kleinen Dingern können Sie kaum genug bekommen.

2. Proteine machen satt

Es hat sich gezeigt, dass wir so lange essen, bis wir unseren Proteinbedarf gedeckt haben. Das bedeutet, dass wir automatisch weniger auf den Teller laden, wenn genug Eiweißquellen dabei sind. Besser als Fleisch oder Wurst eignen sich Fisch und Hülsenfrüchte.

3. Regelmäßig zu Joghurt greifen

Studien zufolge bewirkt Joghurt mit seinen Milchsäurebakterien sehr viel Positives im Körper. Wer es regelmäßig löffelt, bleibt nicht nur schlank, sondern darf sich sogar über eine verjüngende Wirkung auf die Haut freuen.

4. Keine Angst vor Fett

Lange Zeit galt es als Bösewicht und Dickmacher – inzwischen weiß man, dass zahlreiche Lebensmittel mit hohem Fettanteil heilsam sind. Dazu gehören etwa fettiger Fisch (wie Wildlachs), hochwertige Pflanzenöle (v. a. Olivenöl!), Nüsse und Samen (z. B. Leinsamen), Avocados und dunkle Schokolade.

5. „Echtes“ Essen bevorzugen

Die wichtigste Regel lautet: Iss möglichst unverarbeitete Nahrungsmittel. Kaufe frische Lebensmittel und koche selbst. Fertiggerichte und Junkfood sind häufig ungesund, nährstoffarm und zuckerreich.

Übrigens haben die vielen Studien, die Bas Kast geprüft hat, auch eines gezeigt: Die eine Ernährungsweise, die für alle gesund und richtig ist, gibt es nicht. Es gilt also, in sich hineinzuspüren und selbst zum Experten für den eigenen Körper zu werden. Die Qualität der Lebensmittel spielt im Zweifelsfall eine größere Rolle als die Quantität (viel Fett oder Low-Fat, kohlehydratreich oder Low-Carb).