Es ist ein Paradox: Alle wollen alt werden, niemand will alt sein. Schon immer sehnen sich Menschen danach, das Alter und am besten auch gleich den Tod zu besiegen. Nun widmet sich auch Google eifrig diesem Kampf. Der Internetriese hat dafür vor rund drei Jahren eine Tochterfirma gegründet: Calico, die „California Life Company“. Ihr ehrgeiziges Motto lautet: „Wir greifen das Altern an, eines der größten Geheimnisse des Lebens.“ 

Calico will das menschliche Leben verlängern, mindestens um einige Jahrzehnte. Dafür hat das Unternehmen ein Team aus renommierten Genom- und Molekularmedizinern sowie Biotechnologen zusammengestellt. Die Forscher sind überzeugt, gefürchtete Krankheiten wie Krebs oder Demenz bald verhindern zu können. Zumindest zu verlangsamen. Wie sie das anstellen wollen, darüber ist noch wenig bekannt.

​Calico soll jedoch über die DNA-Informationen von mehr als einer Million Menschen verfügen, die freiwillig und anonym abgegeben wurden. Computer können die Daten vergleichen und Rückschlüsse ziehen, wie Alterskrankheiten entstehen und verlaufen. Ob das Geld und Know-how des Suchmaschinenriesen Google – beziehungsweise der heutigen Holding Alphabet -  tatsächlich dazu führen, dass Menschen immer länger leben? Auf jeden Fall ist die Forschung des Alterns so wichtig, dass sich die Konkurrenten Google und Apple auf diesem Gebiet zusammenschließen. Mitgründer und Chef von Calico ist der Apple-Manager Arthur Levinson.

In der Google-Heimat, dem technikgläubigen Silicon Valley, gilt Unsterblichkeit übrigens fast schon als realistisch. Dem Fortschritt wird dort alles zugetraut. Der Leiter der technischen Entwicklung bei Google, Raymond Kurzweil, ist zuversichtlich, dass schon ab dem Jahr 2030 fast alle Krankheiten besiegt werden könnten. Kurzweil gehört zu den sogenannten Transhumanisten, die an die biotechnologische Aufrüstung des Körpers glauben, an die Verschmelzung von Mensch und Maschine.

​Intelligente Nanobots, winzige Roboter, könnten seiner Ansicht nach durch unsere Venen zirkulieren und dort für Ordnung sorgen. Sollte mal ein Organ kaputt gehen, werde auch dieses durch eine Maschine ersetzt. Unvorstellbar ist das nicht, denkt man an die Herzschrittmacher und künstlichen Gelenke, die bereits heute normal sind. 

Auch der Google-Venture-Chef Bill Maris sagte, er wolle Unternehmen fördern, die an alterungshemmenden Maßnahmen arbeiten. Im vergangenen Jahr standen ihm dafür 425 Millionen Dollar zur Verfügung. Seine kühne Prognose: „Wenn Sie mich heute fragen: Ist es möglich, 500 Jahre alt zu werden? Dann lautet die Antwort Ja.“ Ob das stimmt oder nicht, fest steht: Dem Traum vom langen Leben und gesunden Altern sind wir näher als je zuvor.