Burnout:
Wenn Erschöpfung zum Dauerzustand wird

Das Burnout ist zu einer modernen Volkskrankheit geworden, an der längst nicht nur dauergestresste Manager leiden. Ein Burnout zu erkennen, ist dabei nicht immer einfach, doch einmal diagnostiziert, lässt es sich meistens gut behandeln.

Wer nur noch schwer aus dem Bett kommt und den Arbeitstag kraft- und antrieblos angehen kann, sollte mit einem Arzt sprechen und darüber nachdenken, ob er ein Burnout ansteuert.
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Wer nur noch schwer aus dem Bett kommt und den Arbeitstag kraft- und antrieblos angehen kann, sollte mit einem Arzt sprechen und darüber nachdenken, ob er ein Burnout ansteuert.

Seit beinahe zehn Jahren arbeitet Karin in der Disposition eines Krankentransport-Unternehmens. Jeden Tag koordiniert sie Fahrer und Fahrzeuge, vergleicht Fahrtstrecken und Wegzeiten. Der Druck „von oben“ war schon immer groß, doch in den vergangenen Monaten ging es der Firma finanziell immer schlechter und ihr Chef verlangte, dass Karin die Transportfahrten noch effektiver – also billiger – plante. Dass das kaum möglich ist, interessiert Karins Chef nicht. Inzwischen gibt es fast jeden Tag Streit. Karin, die ihre Arbeit mal voller Leidenschaft ausübte, kommt heute am Morgen kaum noch aus dem Bett. Die Aussicht auf einen weiteren Arbeitstag macht sie kraft- und antrieblos, Freunde und Familie beschweren sich, weil sie kaum noch Zeit für sie hat und schnell gereizt und aggressiv ist. Weil sie selbst spürt, dass es so nicht weitergehen kann, hat Karin ihrem Hausarzt von den Symptomen erzählt und der überwies sie umgehend an einen Psychotherapeuten. Beide sind sich einig: Karin leidet an einem Burnout.

Perfektionismus und geringer Selbstwert begünstigen Burnout

In den 1970er-Jahren wurde dieses Krankheitsbild zum ersten Mal beschrieben. Zunächst galt das Burnout als eine Krankheit der sozialen Berufe. Wer sich in seinem Job für seine Mitmenschen aufopferte, galt als bedroht: Krankenschwestern oder Lehrer zum Beispiel. In den vergangenen Jahren ist das Burnout eher als „Managerkrankheit“ wahrgenommen worden, die vor allem jene trifft, die viel Stress und Verantwortung haben und quasi rund um die Uhr im Job sind. Beides stimmt ein bisschen. Da jeder Burnout-Patient unterschiedliche Symptome aufweisen kann, die teilweise auch mit denen einer Depression oder anderer psychischer Erkrankungen übereinstimmen, ist eine eindeutige Abgrenzung schwierig. Klar scheint aber, dass ein Burnout nicht nur Menschen betreffen kann, die mit der Arbeit überlastet sind. Auch anhaltender privater Stress und vor allem die eigene Persönlichkeitsstruktur können die Krankheit begünstigen. So sind Betroffenen häufig sehr ehrgeizig, neigen zu Perfektionismus, aber zugleich auch zu einem geringen Selbstbewusstsein.

Jeder Burnout-Patient kann die unterschiedlichsten Symptome aufweisen. Dazu können auch körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen zählen.
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Jeder Burnout-Patient kann die unterschiedlichsten Symptome aufweisen. Dazu können auch körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen zählen.

GEGEN DEN BURNOUT VORGEHEN

Der Österreichische Berufsverband für Psychotherapie empfiehlt zur Burnout-Prävention in Unternehmen unter anderen folgende Maßnahmen:

  • für Anerkennung Sorge tragen
  • Mitentscheidungsmöglichkeiten ausbauen
  • unterstützendes Team aufbauen
  • klare Werte und sinnvolle Arbeit
  • Burnout offen ansprechen und gefährdetes Personal ernstnehmen
  • vernünftige Arbeitsbelastung sichern
Erschöpfung und eine anhaltende Müdigkeit sind häufig die ersten Symptome eines Burnouts.
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Erschöpfung und eine anhaltende Müdigkeit sind häufig die ersten Symptome eines Burnouts.

So ging es auch Karin. Sie wollte ihre Arbeit immer perfekt machen. Klappte das nicht, suchte sie den Fehler ausschließlich bei sich. Die Folge: Sie arbeitete noch härter und noch mehr und geriet so immer tiefer in die Erschöpfung. Genau diese Erschöpfung und eine anhaltende Müdigkeit sind häufig die ersten Symptome eines Burnouts. Auch typisch: Betroffene brauchen immer mehr Zeit, um sich wieder zu erholen und die in Ruhephasen getankte Energie ist schneller wieder verbraucht. Im Verlauf der Erkrankung kommen oft Persönlichkeitsänderungen hinzu: Identifizierte sich der Patient zuvor sehr stark mit der Firma und seiner Arbeit, zeigt er sich jetzt distanziert, desinteressiert und zynisch. Auch privat zieht er sich immer weiter zurück, igelt sich ein oder ist im Kontakt schnell gereizt. Bekommen Betroffene dann keine Hilfe, droht der völlige Zusammenbruch, bei dem die Erschöpfung nicht nur psychische, sondern auch körperliche Auswirkungen zeigt.

Sie wollte ihre Arbeit immer perfekt machen.

Zur Genesung sind Veränderungen auf verschiedenen Ebenen nötig

Karin hat sich nach der Diagnose erst mal krankschreiben lassen, um Distanz zu den Arbeitsbedingungen zu bekommen, die mitverantwortlich waren für das Burnout. Eine Psychotherapie hilft ihr, zu erkennen, warum sie ein Burnout entwickelte und wie sie sich in Zukunft davor schützen kann. Doch um gesund zu werden und zu bleiben, müsste sich auch in ihrem Arbeitsumfeld einiges ändern. 

Patienten selbst sollten sich zudem einen gesunden Egoismus antrainieren, der dafür sorgt, dass sie rechtzeitig Erholungspausen nehmen und sich nicht mehr über ihre Belastungsgrenzen hinaus vereinnahmen lassen. Auch Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können dabei helfen. Eine Psychotherapie ist in den meisten Fällen hilfreich und nötig, bei schweren Verläufen ist oft auch eine stationäre Therapie angezeigt.

Karin geht noch immer regelmäßig zu ihrem Psychotherapeuten, doch inzwischen arbeitet sie auch wieder. Allerdings hat sie das Unternehmen gewechselt. Heute ist sie Einkäuferin in einem Modehaus. Sie hat weiter viel Verantwortung, aber nun kann sie ihre Arbeitsabläufe selbst mitbestimmen und fühlt sich wertgeschätzt. Das war ein wichtiger Faktor für ihre Genesung.

Patienten sollten sich einen gesunden Egoismus antrainieren.

Überempfindlichkeit und Rückzug von seinen sozialen Kontakten können Symptome für einen Burnout sein.
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Überempfindlichkeit und Rückzug von seinen sozialen Kontakten können Symptome für einen Burnout sein.

BURNOUT-SYMPTOME LAUT ÖBVP:

  • Herzrasen, Schweißausbrüche, Einschlaf- und Durchschlafstörungen, Panikzustände
  • Müdigkeit, Energielosigkeit, emotionale Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Mutlosigkeit, Ängste, Suizidgedanken
  • Ablehnung und Zynismus
  • Rückzug aus sozialen Kontakten
  • Erheblich reduziertes Selbstwertgefühl in Bezug auf eigene berufliche Leistung
  • Überempfindlichkeit auf zusätzliche Reize wie Musik, Stimmengewirr, Fernsehen
  • Reduzierte Leistungsfähigkeit (abnehmende Effektivität, schlechtere Arbeitsergebnisse)
  • Symptome treten bei psychisch gesunden Menschen auf und entwickeln sich schleichend
  • Symptome verstärken sich im Zusammenhang mit der Arbeit