Licht und Schatten -
Designerlampen aus Holz

Zwei Salzburgerinnen bringen Holz zum Strahlen. Sie nutzten die Coronakrise als Chance und gründeten ein Startup für Designerlampen aus Schwemmholz. Ein Wagnis, das sich auszahlt.

Christina Gierlinger und Veronika Oberngruber
©Lenzholz

Christina Gierlinger und Veronika Oberngruber

Die Coronakrise erwischte die beiden in der Gastronomiebranche tätigen Salzburgerinnen Veronika Oberngruber (33) und Christina Gierlinger (32) mit ganzer Wucht: Kurzarbeit. Doch statt zu resignieren, setzten die zwei Frauen auf ein eigenes Geschäft, das bis dahin nur ein Hobby war: Die Herstellung von Lampen aus Schwemmholz. So entstanden im Lockdown – in aufwändiger Handarbeit – dreißig einzigartige Designerlampen.

Begonnen hatte alles vor sechs Jahren auf einer gemeinsamen Wanderung im Bündnerland. Bei einer Rast am Ufer des Vorderrheins fanden die zwei Freundinnen ein Stück Schwemmholz: „Wir waren fasziniert und wollten etwas daraus machen. Zu Hause kam uns die Idee, aus diesem Stück eine Lampe herzustellen“, erzählt Veronika Oberngruber.

„Der Anstoß dazu war, dass wir uns für die Lampenmodelle, die es in den Geschäften zu kaufen gibt, nie so richtig erwärmen konnten. Deshalb wollten wir es mit einer Eigenkreation versuchen“, sagt Christina Gierlinger. Mit dem Ergebnis, eine hängende Lampenkonstruktion, waren die zwei Handwerkerinnen sehr zufrieden. Es war quasi ihr Gesellenstück.

Dieses Erfolgserlebnis machte Appetit auf mehr. In ihren Wohnungen richteten sie kleine Werkstätten ein, Veronika im Keller, Christina in der Garage. Von da an produzierten sie Lampen, die sie Verwandten und Freunden zu Weihnachten oder zum Geburtstag schenkten. Das Ganze blieb vorerst ein aufwändiges Hobby.

Jedes Holz hat seine Geschichte

Jedes Stück ein Unikat: Lenzholz-Lampe
©Lenzholz

Jedes Stück ein Unikat: Lenzholz-Lampe

Doch: Wie kam es dazu, daß sich die beiden Frauen, die in Salzburg gemeinsam Innovation und Management im Tourismus studiert haben, sich dieser besonderen Freizeitbeschäftigung zu widmen?
„Das Handwerk ist uns sicher ein stückweit in die Wiege gelegt worden“, meint Christina Gierlinger. „Veronikas Bruder ist Schreiner, mein Vater ist Handwerker: Beide sind uns eine große Inspiration und Hilfe.“

Die treibende Kraft sei, etwas Eigenes und vor allem etwas Besonderes mit den eigenen Händen zu erschaffen, nämlich ein Unikat, um damit Menschen eine Freude machen zu können. Hinzu kommt die Faszination für dieses besondere Art Holz: „Jedes Schwemmholzstück hat eine Geschichte“, schwärmt Christina Gierlinger. „Wir gehen der Herkunft jedes Stücks nach und bestimmen die Holzart.“ Oft erkundigen sie sich bei Einheimischen, um mehr Informationen zu erhalten. Diese wissen meistens gut Bescheid, wo und wann nach einem Unwetter Murgänge niedergingen und Bäume und Wurzeln mitrissen.

Jede Lampe erhält auch einen Namen. Viele davon aus Wörtern aus dem Salzburger Dialekt, der Region, aus der viele der verarbeiteten Hölzer stammen. So hört zum Beispiel eine elegante, feine und etwas verschnörkelte Lampe auf den Namen Gspusi. Andere heißen Zwidawuazn, Wunderwuzi oder Blitzkneissa.

Mut zum Risiko

Christina Gierlinger beim Holzsammeln
©Lenzholz

Christina Gierlinger beim Holzsammeln

In die Schweiz gezogen sind die Salzburgerinnen in 2013: Auf einer gemeinsamen Reise durch das Nachbarland ein Jahr zuvor hätten sie sich in dieses „verliebt“. Vor allem die Bergwelt mit den „kristallblauen Gebirgsseen“ hat es den beiden angetan.
Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie war Veronika als Projektleiterin in der Eventbranche und Christina als Training und Development Consultant für ein großes Gastronomie- und Hotellerieunternehmen tätig. Die beruflichen Perspektiven waren gut. Doch dann kam der Lockdown, und die Frauen wurden in Kurzarbeit geschickt.
In dieser schwierigen Situation verloren sie nicht den Mut, sondern richteten den Blick nach vorne und beschlossen ihre Energie in ein eigenes Geschäft zu investieren. Ihre Entscheidung wurde dadurch begünstigt, dass sie schon zuvor durch Freunde und Bekannte zu diesem Schritt ermutigt worden waren.

Im März 2020 begannen die beiden mit dem Bau von dreißig Lampen, ohne eine Bestellung zu haben. Um den Verkauf anzukurbeln, erstellten sie im Sommer 2020 eine Homepage und wurden in den sozialen Medien aktiv. Im Oktober 2020 gründeten sie die LenzHolz GmbH mit Sitz in Altendorf, Kanton Schwyz, dem Wohnsitz von Christina Gierlinger.

Bohren und fräsen, bis es qualmt

Herstellunsprozess dauert Wochen: Veronika Oberngruber in der Werkstatt
©Lenzholz

Herstellunsprozess dauert Wochen: Veronika Oberngruber in der Werkstatt

Das Risiko hat sich gelohnt: Mittlerweile arbeiten die Gründerinnen je zwei bis drei Arbeitstage pro Woche in ihrem Startup-Unternehmen. Sie sind stolz auf das, was sie erreicht haben, insbesondere auf eine Großbestellung eines Landgasthofes und Kulturveranstaltungsortes in der Region Zürich, und auf die vielen Bestellungen über den Onlineshop. Dabei kommt ihnen der Markt in ihrer Wahlheimat entgegen: „Der Schweizer Markt ist dafür attraktiv. Hier ist die Bereitschaft, für hochwertige Möbelstücke und Unikate Geld auszugeben, hoch“, freut sich Christina Gierlinger.

Es sei aber nicht so, dass sie auf einfache Weise das große Geld machen würden. Hinter jedem Stück stecke viel Arbeit, angefangen beim Sammeln: Schon nur dafür sind die Frauen jede Woche einen Tag lang in der Natur unterwegs. Der komplette Herstellungsprozess für eine Lampe dauert in der Regel mehrere Wochen. Oft stellt sich erst nach dem Trocknen, das bis zu zwei Wochen dauert, heraus, ob ein Holz für die Weiterverarbeitung geeignet ist. „Besonders knorrige Exemplare bringen die Bohrer und Fräsen zum Rauchen, und unsere Maschinen laufen in solchen Fällen nicht selten bis spätabends“, berichtet Veronika Oberngruber, der kreative Kopf des Duos. „Zum Glück haben wir sehr tolerante Nachbarn.“

Langsam aber stetig wachsen

In Zukunft möchten die beiden ein Verkaufsgeschäft eröffnen. Die Kunden sollten die Produkte anfassen und von allen Seiten betrachten können. Denn die Unternehmerinnen wissen: Richtig zur Geltung kommt das Holz mit all seinen Eigenheiten, Schattierungen und den feinen Strukturen erst dann, wenn man es mit eigenen Augen begutachten kann.
Noch ist es dafür zu früh: „Das finanzielle Risiko ist zu groß“, sagt Veronika Oberngruber. „Wir wollen zuerst schauen, wie sich das Geschäft weiterentwickelt. Wir wollen langsam, aber stetig wachsen.“