Günther Matzinger:
"Eine Medaille in Tokio ist mein Ziel"

Günther Matzinger hat heuer ein großes Ziel vor Augen: Die Paralympischen Spiele in der japanischen Hauptstadt Tokio. Wir begleiten ihn auf diesem Weg und geben euch spannende Einblicke in seine Trainingsgestaltung!

Lieber Günther, dein jüngster Erfolg war ein Sieg beim Rennen der World Paratriathlon Series in Devenport, Tasmanien (Australien). Herzlichen Glückwunsch! Dein großes Ziel sind ja heuer die Paralympischen Spiele 2020 in Tokio. Wir gehen mal davon aus, dass du dieses Vorhaben erreichst: In welcher Disziplin wirst du in Tokio an den Start gehen?

Im Triathlon Sprint. Das heißt: 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und am Ende noch ein 5-Kilmeter-Lauf. Ende Juni steht fest, ob ich qualifiziert bin. Im Idealfall weiß ich es schon etwas früher, damit ich den Trainingsaufbau dann in Richtung Tokio noch besser gestalten kann.

Erkläre mir und unseren Lesern doch ein wenig, wie das mit der Qualifikation abläuft. Welche Wettbewerbe musst du noch absolvieren und welche Plätze erreichen?

Der Qualifikationszeitraum läuft über ein Jahr – von Ende Juni 2019 bis Ende Juni 2020. In diesem Zeitraum kann ich Punkte für das Quali-Ranking sammeln. Es zählen am Ende die drei besten Resultate. Für die Spiele qualifizieren sich dann die besten neun Athleten aus jeder Kategorie. Das schwierige ist aber, erst einmal Startplätze für diese Qualifikations-Wettkämpfe (Anm.: World Series, World Cup) zu bekommen, denn die Startplätze werden nach der Weltrangliste vergeben und wenn man da noch nicht weit vorne ist, kommt man erst gar nicht auf die Startliste. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

© Thomas Kaserer

Und wie sieht es da für dich aus?

Mit Platz 6 bei der Weltmeisterschaft und zwei Podestplätzen im Weltcup, bin ich mittlerweile auf Position neun der Weltrangliste. Das reicht für die wichtigen Wettkämpfe.

Im November 2018 hast du uns im Interview erzählt: „Mein Ziel sind schon Medaillen, aber es ist brutal schwer. Im Schwimmen und Radfahren muss ich es noch viel weiterbringen.“ Wie schätzt du heute deine Medaillen-Chance für Tokio ein?

Nachdem ich in der Sportart noch relativ jung bin, habe ich im Schwimmen und Radfahren gute Fortschritte gemacht. Wir haben in Rif eine super Trainingsgruppe, die mich in jedem Schwimmtraining fordert. Das hilft natürlich enorm. Trotzdem kann ich international mit den schnellsten Schwimmern nicht mithalten und muss hier den Abstand möglichst geringhalten. Eine Medaille in Tokio ist nach wie vor mein Ziel, aber nüchtern betrachtet doch eher unwahrscheinlich. Aber im Triathlon kann viel passieren und ich bin der Meinung, dass man sich hohe Ziele stecken muss, wenn man etwas erreichen will. Mit dem Ziel, in Tokio einen fünften Platz zu erreichen, würde mich im täglichen Training nicht genug motivieren.

Wie genau sieht die Vorbereitung auf Tokio aus? Beschreibe doch einmal einen durchschnittlichen Trainingstag, wie du dich ernährst und wie oft und wo du trainierst.

Auf Trainingslager gehen sich drei Einheiten pro Tag aus. Zuhause sind es meistens zwei. Es kommen also schon ziemlich viele Trainingsstunden zusammen, aber im Vergleich zur Leichtathletik ist die Intensität viel niedriger und dadurch die benötigten Regenerationszeiten kürzer. Was am Triathlon cool ist, ist die viele Abwechslung im Training. Ich hatte bis auf eine anfängliche Überlastung in der Schulter, die letzten beiden Jahre überhaupt keine Verletzungen.

Was so wunderbar nach Urlaub aussieht...

Was so wunderbar nach Urlaub aussieht...

Nutzt du beim Training digitale Tools zur Leistungsmessung und -verbesserung?

Ja natürlich, digitale Tools sind heutzutage aus dem Training nicht mehr wegzudenken. Am wichtigsten ist da vielleicht die Trainingssteuerung über Uhr bzw. Radcomputer. Diese erfasst sämtliche Leistungsdaten, wie etwa Dauer, Puls, Geschwindigkeit, Watt, Höhenmeter, etc.

Aber auch die Trainingspläne sind alle digital und synchronisieren sich mit der Uhr, die nach dem Training sämtliche Leistungsdaten hoch lädt. Der Trainer sieht dann sofort, wie das Training gelaufen ist und wir können entsprechend reagieren.

...ist ein kleiner Teil eines harten Trainingsprogramms (Screenshot einer Trainingswoche aus Matzingers Trainingslager)

...ist ein kleiner Teil eines harten Trainingsprogramms (Screenshot einer Trainingswoche aus Matzingers Trainingslager)

Wie wichtig sind digitale Werkzeuge für das Training und den Erfolg heutzutage?

Wenn sie richtig eingesetzt werden, können digitale Tools wie in jedem Bereich enorm hilfreich sein. Wichtig ist es trotzdem, mit Hausverstand zu arbeiten und den Blick aufs Wesentliche nicht zu verlieren. Mit all den Daten kann es auch schnell unübersichtlich werden.

Wie kommt dein Umfeld damit zurecht, wenn du so lange weg bist und nur den Sport im Kopf hast?

Man könnte meinen, Triathlon sei eine Einzelsportart. In Wahrheit steckt aber viel mehr dahinter und ohne die Unterstützung des ganzen Umfelds ginge es nicht.

Mit Windhund hast du ein erfolgreiches Unternehmen gegründet, mit dem du deine Erfahrung aus dem Spitzensport weitergeben und zu Bewegung und einem gesunden Leben motivieren willst. Wie läuft das Unternehmen während der Vorbereitungs- und Wettkampfphase ohne dich?

Zum Glück habe ich einige tolle Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen kann. Darüber hinaus ist der Laptop natürlich immer dabei und wir machen viel über Remote-Tools, sodass eigentlich jeder Mitarbeiter ortsunabhängig arbeiten kann. Man glaubt kaum, wie viele Emails man auf einem Langstreckenflug schafft, wenn der Flugmodus sämtliche Ablenkung verhindert.

Spaß darf es natürlich trotzdem machen!

Spaß darf es natürlich trotzdem machen!

Welche Fähigkeiten aus dem Sport kannst du im Beruf besonders gut einsetzen?

Der Sport hat mich gelernt, dass man 3 Dinge braucht um erfolgreich zu sein: Talent, Ehrgeiz und Konsequenz. Wenn eines dieser drei Dinge fehlt, wird es mit der Profikarriere nicht klappen. Im Unternehmertum ist es ähnlich: Talent kann ich nicht beeinflussen, also ist es umso wichtiger, sich auf die anderen zwei Aspekte zu konzentrieren. Mit den richtigen Zielen, Visionen und der konsequenten Umsetzung, tut man sich um einiges leichter.

Welche Pläne hast du für die Zukunft? Sind die Paralympics 2024 in Paris auch noch am Radar?

Derzeit blinkt nur Tokio auf meinem Radar und alles ist daraufhin ausgerichtet. Wie es danach weitergeht, werde ich nach den Spielen entscheiden.

Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg am #roadtotokio!