Ein zweites Kind sollte das geregelte Leben der Familie Herbert abrunden. Dann zeigte das Ultraschall drei kräftig schlagende Herzen: Drillinge!

Dreifaches Glück: Katharina Herbert und ihre Drillinge Lara, Paul und Peter.
„Du bist dran mit saubermachen.“ – „Nein, ich war gestern.“ – „Ich will auch nicht!“ Lara, Paul und Peter lieben ihre Meerschweinchen. Wirklich. Aber seit Kurzem machen die Tiere viel mehr Arbeit als früher. Das Nagerpärchen hat nämlich unerwartet Nachwuchs bekommen: Drei niedliche braune Fellknäuel wuseln durch das Gehege. Drei auf einmal – dreimal mehr zu tun. „Die drei heißen Tick, Trick und Track. Und sie sind nicht die ersten Drillinge bei uns im Haus“, sagt Katharina Herbert. Sie ist Mutter von drei heute sechsjährigen Kindern und kennt sich aus: mit durchwachten Nächten, mit Chaos, vor allem aber mit Glück, und zwar hoch drei, mindestens.

Das Familienauto: Seitdem die Herberts Drillinge haben, gilt es stets größer zu denken, auch beim Wagen.
Im Flur des Einfamilienhauses in Margarethen am Moos, einem kleinen Ort 25 Autominuten von Wien entfernt, stapeln sich die Schulranzen. Die erste Klasse hat vor ein paar Wochen für die drei Kinder begonnen. Aufregung pur, lautes Erzählen, wer was wann getan hat. „Den Schulweg bewältigen wir mit unserem Familienbus, ein normales Auto wäre für uns viel zu klein. Wir müssen immer etwas größer denken, ob das nun bei der Mobilität ist oder beim Einkaufen“, erzählt Katharina Herbert, die beruflich in einem Bildungsinstitut Seminare organisiert. „Wenn sich die Milchtüten und die Nudelpakete im Einkaufswagen stapeln, schauen mich die Leute manchmal schon etwas verwirrt an“, sagt sie und lacht.

Platzfüllend: Wenn die Drillinge Hausaufgaben machen, ist der Tisch voll.
Gleich angefangen zu weinen
Ein Leben mit Drillingen ist eine Herausforderung. Eine, die keiner plant, alle überrascht und alles verändert. Die Herberts bilden da keine Ausnahme. „Als uns die Ärztin in der 12. Schwangerschaftswoche auf dem Ultraschall drei kleine kräftig schlagende Herzen zeigte, konnten wir das zuerst gar nicht fassen“, sagt Katharina Herbert und erinnert sich: „Ich habe gleich angefangen zu weinen, aber aus Freude. Für meinen Mann Werner war es zunächst ein Schock, doch wir haben uns schnell beide riesig gefreut.“ Auch Stefanie, die damals 13-jährige Tochter von Katharina Herbert, war begeistert. „Als angehende Drillingsschwester war sie die Sensation unter ihren Freundinnen“, erzählt die vierfache Mutter.
Weil eine Drillingsschwangerschaft immer mit hohen Risiken für die Gesundheit von Mutter und Kindern verbunden ist, muss Katharina Herbert mit ihrer Arbeit von einem Tag auf den anderen aussetzen. „Die Schwangerschaft war sehr anstrengend“, sagt die 38-Jährige. „Ab der 26. Woche lag ich mit verordneter Bettruhe im Krankenhaus, ich hatte Herzrasen und habe schlecht Luft bekommen – die drei Kinder haben eben viel Platz beansprucht“, erzählt sie.
Vier Wochen später müssen die Kinder durch einen Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden. „Das ging alles sehr schnell. Meinen Mann konnte ich nicht erreichen, sein Handyakku war leer. Und es war auch sehr hektisch. Es waren wohl über zwanzig Leute im Raum, das weiß ich noch: der Kinderarzt, der Anästhesist, die Hebamme, je zwei Mediziner für jedes Kind, außerdem Assistenten und Studierende. Das war schon irre“, erinnert sich Katharina Herbert.

Zu fünft daheim: Das Haus in Margarethen am Moos bietet viel Platz für die Familie.
Kein leichter Start ins Leben
Die drei Menschlein – jedes nur um die 1.000 Gramm leicht – kommen nach der Geburt sofort auf die Intensivstation. Das Atmen und Trinken fällt den Kindern anfangs sehr schwer. „Das war eine harte Zeit“, seufzt die Mutter auch sechs Jahre später noch. Als die Kinder endlich nach Hause dürfen, kommt bald die Rechnung des Krankenhauses hinterher: „2.500 Euro mussten wir an Selbsterhalt an das Spital bezahlen. Wären wir nicht versichert gewesen, hätte uns allmählich, aber sicher eine Kostenlawine überrollt. Denn wegen der Lungenprobleme müssen unsere Kinder jedes Jahr wieder ins Krankenhaus“, berichtet Katharina Herbert.
Durch diese harte erste Zeit habe sich ihr Blick auf das Leben geändert. „Etwa 25 Drillingsschwangerschaften pro Jahr gibt es in Österreich. Nicht jede davon verläuft gut, einige Kinder kommen krank auf die Welt oder schaffen es nicht. Ich bin sehr dankbar, weil ich weiß, dass mein Glück nicht selbstverständlich ist“, sagt Katharina Herbert und fügt hinzu: „Irgendwie erdet mich dieses Bewusstsein, gerade auch, wenn es mal nicht so einfach läuft.“

Orga-Board: Eine Magnettafel zeigt an, wer an dem Tag bestimmen darf.
Unendliche Müdigkeit
Im Nachhinein staunt sie über die Kraft, die ihr Mann und sie vor allem im ersten Jahr mit Lara, Paul und Peter aufgebracht haben. „Mein Mann ist Polizist und arbeitet manchmal bis spät. Da kam es durchaus vor, dass ich ihm beim Heimkommen um zwei Uhr nachts als erstes ein Kind zum Wickeln auf den Arm gedrückt habe“, berichtet Katharina Herbert. „Dieses erste Jahr war die verrückteste Zeit in meinem Leben. Ich war unendlich müde. Manchmal wusste ich wirklich nicht, ob Tag oder Nacht war, eines hat immer geschrien, weil es Hunger hatte oder die Windel voll war oder aus Gründen, die ich nicht rausgekriegt habe.“

Entspannt: Vierfach-Mutter Katharina Herbert mit den Drillingen und ihrer ältesten Tochter Stefanie
Schlafmangel macht unkonzentriert und führt manchmal auch zu lustigen Geschichten: „Weil sich die Buben so ähnlich sahen, haben wir am Taufstein stehend zuerst gar nicht bemerkt, dass der Pfarrer ein Kind gleich zweimal getauft, seinem Bruder dagegen gar nicht den Segen erteilt hatte“, erinnert sich Katharina Herbert. „Als es mir auffiel, musste der Geistliche nochmal ran. Auch wenn der Pfarrer das wenig lustig fand – wir mussten ziemlich lachen“, sagt die blonde Frau.

Gutes Team: Die Drillinge Lara, Paul und Peter sind sehr eng miteinander.
Selbst ganz alltägliche Dinge wie Spaziergänge werden mit Drillingen plötzlich zur Herausforderung. Im Ort habe man sie jahrelang nicht übersehen können, sagt Katharina Herbert: „Unser Kinderwagen war mit einer Länge von zwei Metern durchaus bemerkenswert. Weil man sonst niemals um Kurven gekommen wäre, hatte der Wagen sogar einen Lenker. Und um den Wagen einen Bordstein hochzubekommen, musste ich jedes Mal etwas Anlauf nehmen. Das war sicher ein komischer Anblick“, lacht sie.
Kinderwagenungeheuer und Kartoffelsorten
Gern hätte die vierfache Mutter mehr Informationen und Ratschläge darüber gehabt, wie es so ist, mit drei gleichaltrigen Kindern. „Ich habe viel im Internet recherchiert, aber nur Hinweise auf eine Kartoffelsorte namens Drillinge erhalten“, schmunzelt Katharina Herbert. Sie musste selbst mit ihren Aufgaben wachsen und beschloss, etwas zu ändern: 2013 gründete sie gemeinsam mit anderen Familien den Verein „Drillinge Austria“. „Heuer sind wir 38 Drillings- und eine Vierlingsfamilie. Und der Verein wächst ständig. Das ist großartig“, so Katharina Herbert.
Jedes Jahr um Pfingsten treffen sich die Mitglieder in einem Jugendhotel. „Das ist geradezu herrlich. Am Buffett ist man nicht die einzige, die versucht, gleich zehn Brötchen auf einmal auf den Teller zu bugsieren. Keiner, der das sieht, schüttelt missbilligend den Kopf“, sagt die Mehrlingsmutter. Der Austausch untereinander tut gut: „Man bekommt mit, dass jede Familie im Grunde die gleichen Probleme hat, und es nicht nur die eigenen Kinder sind, die laut sind.“

Mehrlinge im Doppelpack: Auch die Meerschweinchen der Herberts haben Drillinge.
Still ist es auch jetzt nicht. So gar nicht, denn Peter, Paul und Lara toben auf dem Piratenschiff, das im Garten vor Anker liegt. Aber die Lautstärke stört keinen, auch Kater Titus nicht, der sein graugetigertes Fell am Kinderrad glatt streicht. Er und alle anderen im Hause Herbert sind Lärm längst gewöhnt. Und sie wollen ihn auch nicht mehr missen. Schließlich gehört das zur Riesenportion Leben, die vor sechs Jahren bei den Herberts Einzug gehalten hat, einfach dazu.
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