„Als ich mit dem Weinanbau anfing, ging es mir erst einmal nur um Qualität“

Als er den Weingarten seiner Großmutter erbt, beschließt Christoph Körner, Gründer des Weinguts Dürnberg, seinen eigenen Wein anzubauen. 30 Jahre später ist aus der Herzensangelegenheit eine Erfolgsstory geworden.

Christoph Körner (Mitte) ist Winzer aus Leidenschaft und kennt die Falkensteiner Region seit seiner Kindheit. An seiner Seite: die Weingut-Partner und Jugendfreunde Georg Klein (links) und Matthias Marchesani
© Erich Reismann

Christoph Körner (Mitte) ist Winzer aus Leidenschaft und kennt die Falkensteiner Region seit seiner Kindheit. An seiner Seite: die Weingut-Partner und Jugendfreunde Georg Klein (links) und Matthias Marchesani

Schon als Kind war Christoph Körner bei der Weinlese dabei und hat dem Großvater zugesehen, wie er die alte Weinpresse bediente. Das Interesse für Weine wurde ihm also in die Wiege gelegt, er wurde Weinimporteur, immer auf der Suche nach Qualität und dem Besonderen. Als er vor 30 Jahren den Weingarten seiner Großmutter erbt, beschließt er, diesen selbst zu bewirtschaften. „Ums Geld ging es mir damals nicht“, erklärt er. „Ich wollte ausprobieren, wie sich meine Geschmacksvorstellungen umsetzen lassen, also was man tun muss, um harmonische und faszinierende Weine zu machen.“

Ein 0,14 Hektar großer Weinberg, ein Weinkeller, eine über hundert Jahre alte Weinpresse – damit fing es an

Er begann mit dem, was vorhanden war, dem Weinkeller, den alten Gerätschaften und der Weinpresse seines Großvaters – und das Ergebnis war erstaunlich gut. „Ab da hatte ich Lunte gerochen. Nun wollte ich wissen, wie man den Charakter der Trauben am besten herausarbeiten kann.“ Er pflanzte eigenhändig weitere Rebstöcke und kaufte die Weinlese von Verwandten dazu. Dann, als weitere Anbauflächen am Falkensteiner Dürnberg dazukamen, firmierte er zu einer Einzellage zum Weingut Dürnberg. Anfangs waren seine Weine ein Geheimtipp in der Region, inzwischen ist der Kundenkreis international. In mehr als 20 Ländern werden die Weine des Weinguts Dürnberg genossen und geschätzt, unter anderem in den USA und in Japan. Auch in Deutschland sind seine Weine im gehobenen Weinhandel zu finden.

Die Besonderheit seiner Weine liegt in der Gegend begründet, die Falkensteiner Region ist ein Terroir mit sehr speziellen Bedingungen. Seit dem Mittelalter schätzt man die Weine, die sie hervorbringt. Die hohen Kalkklippen ragen aus der sanft hügeligen Landschaft hervor und sind somit wie geschaffen für Weißweine. In der gut entlüfteten Höhenlage wachsen Burgundersorten wie Grau- und Weißburgunder und Chardonnay. Aus den kalkhaltigen Böden schöpfen sie ihre einzigartige Mineralität. Doch einer Rebsorte bekommt dieses Klima besonders gut: Der Grüne Veltliner ist die Spezialität des Weinguts Dürnberg, denn er braucht zwar Sonne, mag es aber wiederum nicht zu heiß und verträgt nicht zu viel Niederschläge. „Sicher, inzwischen gibt es auch Anbauversuche in Neuseeland und im Süden Deutschlands“, erklärt Christoph Körner, „aber der Grüne Veltiner fühlt sich halt in dieser Gegend am wohlsten.“

Aus Freunden wird ein Team

Die Anbauflächen wuchsen, Schritt für Schritt ergriff sein Hobby Besitz von ihm, bis er vor zwanzig Jahren seinen Beruf aufgab, um sich Vollzeit seinem Gut widmen zu können. Irgendwann wurde Christoph Körner klar: Der Erfolg hat ihn überholt und er schafft es nicht mehr allein, die Pflege des Weingartens, die Kellerwirtschaft, der Vertrieb und die Buchhaltung waren für einen zuviel. Wie gut, dass auch die Freunde Weinliebhaber sind. Matthias Marchesani und Georg Klein haben ihm von Anfang an geholfen, waren aber hauptberuflich beide erfolgreich als Salesmanager. „Und trotzdem musste ich sie, als es soweit war, nicht lange überreden“, erinnert sich Christoph Körner. Matthias Marchesani und Georg Klein treffen die Entscheidung, die ihrer aller Leben verändert: Sie wollen dieses Gut zu einem funktionierenden Betrieb aufbauen, mit ihrer Expertise helfen, damit sich ihr Freund Christoph von nun an ganz auf die Winzerei konzentrieren kann.

Seitdem ist der Weinkenner und Gourmet Matthias Marchesani zuständig für den Vertrieb, Georg Klein kümmert sich um die Verwaltung und die Finanzen und, als begabter ITler auch um die Homepage und das Grafikdesign. Keiner hat seitdem seine Entscheidung bereut, im Gegenteil. Jeder macht, was er kann und liebt. Christoph Körner konzentriert sich auf die Pflege der Reben im Weinberg und auf die Arbeit im Weinkeller. „Inzwischen ist die moderne Kellertechnik so ausgefeilt, dass überall auf der Welt Weine mit Qualität hergestellt werden können, aber Weine mit einer eigenen Handschrift, die gibt es nur durch den persönlichen Winzer“, ist Körner überzeugt.

Die Weine des Gutes Dürnberg sind weltweit gefragt.
© Erich Reismann

Die Weine des Gutes Dürnberg sind weltweit gefragt.

Crowdfunding als Bekenntnis zur Region

Und seine Weine werden immer gefragter: Seit 2008 hat sich der Umsatz des Weinguts Dürnberg verachtfacht. Kein Wunder, dass die alten Gebäude bei wachsender Produktion und Mitarbeiterzahl zu klein wurden. Georg Klein hat für die Finanzierung eines dringend benötigten Aus- und Umbaus eine Idee – Crowdfunding. „Natürlich hatten wir gehofft, dass durch Crowdfunding das Geld für ein neues Gebäude zusammenkommt, aber dass die Leute so begeistert waren, hat uns dann doch überrascht – und wahnsinnig gefreut!“ Als schließlich im Fernsehen über die Aktion der drei Weingutbetreiber berichtet wird, wollen immer mehr Leute mitmachen, obwohl das Crowdfunding zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen war. Viele Weinliebhaber waren darunter und natürlich Menschen, die sich mit der Falkensteiner Region verbunden fühlen. Sie lieben dieses Fleckchen Erde, und ein Winzer aus Leidenschaft wie Christoph Körner macht ja nicht nur Wein, sondern pflegt eine jahrhundertalte Kulturlandschaft.

Wein ist Kultur

Und tatsächlich ist Christoph Körner mit seinem Weingut seit zwei Jahrzehnten Vorreiter bei der nachhaltigen Bewirtschaftung. Bei allem, was er tut, steht der sorgsame Umgang mit den natürlichen Ressourcen im Vordergrund, schließlich möchte er die Weinberge für die nächste Generation bewahren. „Unsere Altweingärten mit bis zu 60 Jahren alten Rebstöcken sind kerngesund, darauf bin ich stolz“, berichtet er. So wird auf Dürnberg einiges anders gemacht als woanders. In den Weingärten dürfen Unkräuter und Gräser wachsen und so selten wie möglich wird mit dem Traktor durchgefahren. Auf diese Weise wird Erosion und Bodenverdichtung vermieden und der Boden fit gehalten. Doch nicht nur auf dem Feld, sondern auch im Weinkeller wird auf die Ökobilanz geachtet. Hier wird schon seit längerem umweltfreundliche Erdwärme genutzt, eine moderne und effiziente Photovoltaikanlage versorgt die Gebäude und die Kälte- und Wärmetechnik mit Energie. Doch Christoph Körner ist ehrgeizig, am liebsten wäre ihm, dass das Weingut möglichst energieautark ist, aktuell ist eine Solaranlage in Planung und eine eigene Stromtankstelle für die elektrischen Mitarbeiterfahrzeuge. Vor vier Jahren wurde Dürnberg für sein Ökomanagement mit dem staatlichen Siegel „Zertifiziert nachhaltig“ ausgezeichnet.

Nachhaltigkeit, so Christoph Körner, rechnet sich für die Natur und den Winzer.
© Georg Klein

Nachhaltigkeit, so Christoph Körner, rechnet sich für die Natur und den Winzer.

Nachhaltig ist übrigens auch der Umgang mit der Belegschaft, zwölf feste Mitarbeiter gibt es inzwischen „und keiner hat bis jetzt gekündigt“, erklärt Christoph Körner. Er und seine beiden Mitstreiter achten darauf, dass jeder auf dem Weingut die Arbeit tut, die er am besten kann. Und auch Fortbildung ist ein wichtiges Thema: „Wenn jemand mehr wissen will, über Pflanzenschutz oder Kellertechnik, dann unterstützen wir das.“ Besser werden wollen er und sein Team auf jeden Fall, größer werden nicht unbedingt. Noch immer ist das Weingut Dürnberg ein mittelständisches Unternehmen und so soll es auch bleiben. „Denn große Weine“, so steht es auch auf der Website, „kommen nun mal aus kleinen Weingärten.“

Das Geheimnis eines Gespritzten

Darf man die edlen Dürnberg-Weine einfach mit Wasser mischen? „Selbstverständlich, es gibt doch keinen kultivierteren Durstlöscher als einen guten Gespritzten!“, versichert Christoph Körner. Fruchtige Weißweine wie der Grüne Veltliner mit seinem von einer leichten Pfeffernote unterstrichenen Apfelfruchtaroma zum Beispiel eignen sich hervorragend für einen Gespritzten. Dazu mischt man ein Drittel gut gekühlten Wein mit zwei Drittel Mineralwasser – und fertig ist der leichte Drink. Alternativ eignet sich dafür nicht jeder Tropfen. Schwere Reserveweine beispielsweise gehen zu sehr in die Breite und vertragen auch kein Mineralwasser.