Hunde im Büro:
Der Wau-Effekt am Arbeitsplatz

Hundebesitzer wissen: Die vierbeinigen Freunde sind Streicheleinheiten für die Seele. Hunde sind Stressregulierer, Blutdrucksenker, Fitnesstrainier und Therapeuten und halten uns physisch und psychisch fit. Am Arbeitsplatz können sie sogar die Produktivität der Mitarbeiter steigern.

Erfahrener Bürohund: Jam begleitet Wüstenrot-Mitarbeiterin Verena Raith bereits seit 14 Jahren ins Büro.
© Verena Raith

Erfahrener Bürohund: Jam begleitet Wüstenrot-Mitarbeiterin Verena Raith bereits seit 14 Jahren ins Büro.

Seit 2005 schon ist Jam Teil von Wüstenrot. Die 14 Jahre alte Hundedame begleitet ihr Frauchen bereits von klein auf mit ins Büro. „Für mich als Hundebesitzerin ist das natürlich toll, dass ich Jam mitnehmen darf“, lacht Verena Raith, die in der Wüstenrot-Filiale in Linz arbeitet. „Und auch die Kunden freuen sich. Man hat immer gleich eine schöne Gesprächsbasis“, weiß die Innendienstmitarbeiterin zu berichten. Das liegt auch am sanften Wesen der Golden-Retriever-Hündin. „Selbst die Kollegen, die eigentlich Angst vor Hunden haben, bringen ihr inzwischen immer ein Leckerli mit“, erzählt Raith. Ein paar Streicheleinheiten hier, ein kleiner Spaziergang da: Jam bringt Freude und Abwechslung in den Büroalltag. Und ein Hund am Arbeitsplatz hat noch mehr Vorteile:

Abwehrkräfte stärken

Draußen ist es kalt wie eine Hundeschnauze, doch drinnen winselt Bello erbarmungslos. Was muss, das muss, und Gassi gehen lässt sich eben nur sehr begrenzt verschieben. Wer bei Wind und Wetter vor die Tür geht, tut dabei schon viel für seine Gesundheit. Die täglichen Spaziergänge stärken das Immunsystem. Längst zeigt sich: Menschen, die einen Hund haben, sind seltener krank als solche, die ohne das Haustier auskommen müssen.

Fitnesstrainer par excellence

Spielpause: Kleine Auszeiten an der frischen Luft fördern die Konzentration am Schreibtisch.

Spielpause: Kleine Auszeiten an der frischen Luft fördern die Konzentration am Schreibtisch.

Da sind weder Schrittzähler noch Motivations-App nötig: Ein Hund bringt Frauchen und Herrchen quasi automatisch auf Trapp. Ärzte empfehlen Menschen mindestens 150 Minuten Bewegung in der Woche, aber Hunde wollen mehr: Je nach Rasse und Alter sollte einer von drei täglichen Spaziergängen etwa eine Viertelstunde bis zwei Stunden dauern. Damit sinken bei Hundebesitzern der Blutdruck und auch die Cholesterinwerte. Hunde sind so eine ideale Prävention für Herz- und Kreislauferkrankungen, Schlaganfall, Dickdarm- und Brustkrebs, Osteoporose und Diabetes. Und natürlich hält Gassi gehen nebenbei schlank und schenkt ein gutes Körpergefühl.

Besser als manche Pille

Ein vierbeiniger Freund hat bei chronischen Beschwerden wie Rheuma zwar nicht die gleiche Linderungskraft wie etwa ein Schmerzpflaster. In Studien wurde jedoch festgestellt, dass ein Hund helfen kann, weniger Schmerz zu verspüren, wie die Humanmedizinein und Neurowissenschaftlerin Milena Penkow in ihrem Buch "Hund auf Rezept" schreibt: Die Anwesenheit eines Hundes kurbelt die Ausschüttung von Hormonen an, die uns etwa nach einer überstandenen Operation entspannter machen und sogar die nötige Einnahme von Medikamenten reduzieren können.

Bloß kein Stress!

Senken den Puls: Hunde strahlen Gelassenheit aus.

Senken den Puls: Hunde strahlen Gelassenheit aus.

Hunde senken das Risiko für eine Burnout-Erkrankung: Sie kennen keine Deadlines und können selbst die Masse an ungelesenen Nachrichten mit noch zu erledigenden Aufgaben im E-Mail-Postfach perfekt ignorieren. Und das ist für die Menschen in ihrer Umgebung extrem beruhigend:

Japanische Wissenschaftler um Miho Nagasawa kommen zu dem Ergebnis, dass Hundehalter in nervenaufreibenden Situationen deutlich weniger den Stress-Botenstoff Adrealin produzieren, dafür aber die Glückshormone Dopamin und Serotonin ausschütten. Wer einen Hund streichelt, unterbricht zudem für einen Moment seinen Arbeitsablauf. Solche kurzen Pausen tun unserem Gehirn gut und lassen uns danach kreativer arbeiten. Zugleich reduziert die Anwesenheit eines Hundes bei vielen das Stresshormon Cotisol. Mit einem Vierbeiner in unserer Nähe fühlen wir uns deshalb gleich viel zuversichtlicher und ausgeglichener. Und gehen nicht so schnell vor die Hunde.

Smalltalk mit feuchter Hundenase

Gute Gesprächsbasis: Hunde fördern soziale Kontakte.

Gute Gesprächsbasis: Hunde fördern soziale Kontakte.

Hunde lästern nicht, bieten aber immer ein Gesprächsthema. Wenn der vierbeinige Kollege freundlich wedelnd über den Büroflur tapert oder gemütlich unter dem Drucker schnarcht, gibt es immer einen Grund zu lächeln oder für ein unverfängliches Gespräch. Ein Hund ist ein perfekter Kommunikationskatalysator und fördert soziale Kontakte zwischen Schreibtischen und Abteilungen. Vierbeiner am Arbeitsplatz machen deshalb den Job vielleicht etwas haariger, die meisten Mitarbeiter aber zufriedener und das Betriebsklima insgesamt oft viel entspannter, behauptet Markus Beyer vom Bundesverband Bürohund. 

Gut planen für den neuen Freund

Für die Anschaffung eines Hundes spricht also viel – doch es sind Lebewesen, mit denen auch eine große Verantwortung in das Zuhause einzieht. Ein Vierbeiner braucht Erziehung, Zuwendung und Pflege. Wer kümmert sich, wer geht mit ihm spazieren und zwar ein ganzes Hundeleben lang? Wo bleibt der Hund in den Ferien? Auch um Ärger im Büro zu vermeiden, sollten Chef und Kollegen unbedingt vorab gefragt werden, ob der Hund mit zur Arbeit kommen darf und niemand an einer Tierhaarallergie leidet. Vielleicht lassen sich Kompromisse finden und zum Beispiel hundefreie Zonen im Unternehmen einrichten. Klare Regeln helfen, Unstimmigkeiten von vornherein zu vermeiden. Dazu gehört, dass der Tierhalter dafür sorgt, dass alles sauber bleibt und das Bürogeschirr für den Hund tabu ist. Wenn alles gut organisiert ist, sollte dem Glück auf vier Pfoten nichts mehr im Wege stehen.